Die schöne Mätresse
wunderbaren Frühstücken ein. Aber nun müssen Sie sich Ihrem Geschäft widmen.“
„Ja. Ich sehe Sie dann also morgen.“
Er nahm ihre Hand, aber anstatt sie mit den Lippen zu streifen, drehte er sie um und küsste verlangend ihre Handfläche. Dann schaute er ihr geradewegs in die Augen. „Danke.“ Nach einer kurzen Verbeugung ging er hinaus.
Ich verdiene Brents Freundschaft nicht, dachte sie mit schlechtem Gewissen, während sie ihm nachblickte. Dennoch fühlte sie sich durch seine Nähe getröstet.
Er musste Emily unbedingt vergessen. Evan blickte zu dem kleinen Gemälde hinauf, das er nach seiner Rückkehr in einem Wutanfall von der Wand der Bibliothek genommen hatte. Später hatte er es jedoch wieder aufgehängt.
Zweifellos hatte sie ihn mit ihren Worten verletzen wollen, um einen endgültigen Bruch herbeizuführen, der nicht wieder zu heilen war. Nachdem sein blinder Zorn verraucht war, hatte er ihre Absichten endlich durchschaut.
Trotzdem war er verunsichert. Im Vergleich zu seinen tiefen Gefühlen für sie war der Streit nur wie ein vorbeiziehender Sturm gewesen, der einer uneinnehmbaren Festung nichts anhaben konnte. Emily war nach wie vor fest entschlossen, die Trennung aufrechtzuhalten. Sie hatte Recht; es war das Beste, der Ehre Genüge zu tun und seinen Pflichten nachzukommen. Auch wenn er insgeheim Höllenqualen erleiden mochte, musste er dieses Schicksal hinnehmen wie ein Mann.
Er würde sich in seiner Arbeit vergraben und so wenig wie möglich an sie denken. Und wenn er am Ende des Tages in sein Refugium zurückkehrte, zu ihrem Bild hinaufsah und sich in Träumen verlor, war sicher nichts Verwerfliches daran. Schließlich musste er noch unzähligen endlosen Tagen ohne sie entgegenblicken.
Ein Räuspern hinter ihm riss ihn aus seinen Gedanken.
„Mylord, Mr. Blakesly wünscht Sie zu sprechen.“
Seit seiner Ankunft in der Stadt war er so beschäftigt gewesen, dass er seinen Freund nicht mehr getroffen hatte. Erfreut streckte er Brent die Hand entgegen, als dieser die Bibliothek betrat.
„Brent, wie schön, dich zu sehen! Es ist schon eine ganze Weile her.“
Brent blieb einen Schritt vor ihm stehen. Ernst blickte er auf Evans Hand nieder und verbeugte sich steif, ohne die Geste zu erwidern. „Ich bin nicht zu Besuch gekommen, Mylord.“ Er betonte den Titel verächtlich. „Ich möchte nur eine Nachricht überbringen.“
Evan hielt überrascht inne. „Eine Nachricht?“
Mit erbitterter Miene beugte sich Brent vor, bis sein Gesicht nur wenige Fingerbreit von Evans entfernt war. „Du bezeichnest dich als Gentleman? Zuerst feierst du deine Verlobung – Anzeigen in den Zeitungen, kleine geschmackvolle Feiern in ausgewählter Gesellschaft. Und dann, natürlich im Schutze der Nacht, stiehlst du dich heimlich davon und behandelst Emily wie deine Hure!“ Seine Züge waren verzerrt vor Wut.
Evan war schockiert und zu keiner Erwiderung fähig.
Brent atmete geräuschvoll aus. Als er schließlich fortfuhr, klang seine Stimme kühl und gefasst. „Nun, reden wir nicht mehr davon. Ich beabsichtige, Emily früher oder später zu heiraten, falls sie mich haben will. Aber ungeachtet dessen – solltest du auch nur noch ein Mal in ihre Nähe kommen, werde ich dich töten, Gott sei mein Zeuge.“ Er verbeugte sich übertrieben höflich. „Ihr ergebener Diener, Mylord.“
Brent machte auf dem Absatz kehrt und wollte den Raum verlassen, doch Evan hatte endlich seine Stimme wieder gefunden und packte ihn an der Schulter. „Du willst Emily heiraten? Das ist unmöglich!“
Brent riss sich los und wirbelte herum. „Ich bin nicht der mächtige Earl of Cheverly, der einer langen Porträtgalerie von Ahnen verpflichtet ist, die ohnehin längst tot sind. Ich kann kaum glauben, dass ich dich manchmal um deinen Titel und Reichtum beneidet habe.“ Er lachte freudlos. „Meine Familie wird sicher Einwände haben, aber glücklicherweise sind die Familienpflichten Cousin Edward zugefallen. Wenn sie mich und meine Kinder sehen wollen, werden sie Emily mit dem Respekt behandeln, den sie meiner Ehefrau schuldig sind. Und sollte ich zwischen ihr und dem Respekt der Gesellschaft wählen müssen, werde ich schneller einen Ring am Finger haben, als du auch nur blinzeln kannst!“
Brent wollte Emily heiraten? Seine Liebste, die heimliche Freude seines Herzens? Unvermittelt flammte eine unbändige Wut und Eifersucht auf, die Evan wochenlang verdrängt hatte. „Du kannst nicht um ihre Hand anhalten. Ich verbiete
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