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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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es!“
    Brent straffte die Schultern, als wollte er Evan einen Boxhieb versetzen. Gleich darauf hatte er sich indes wieder in der Gewalt. „Du verbietest es?“ Er lachte spöttisch. „Du hast jedes Recht auf sie schon vor Monaten verloren. Dieses Mal solltest du dich besser an diese Tatsache erinnern, denn meine Warnung ist keine leere Drohung, das schwöre ich. Halte dich von ihr fern, Evan.“ Erneut verbeugte er sich. „Meine Grüße an deine Mutter und Andrea.“
    Bevor Evan etwas erwidern konnte, war Brent schon aus dem Zimmer gestürmt. Evan folgte ihm zur Tür, doch dann siegte die Vernunft, und er blieb stehen.
    Es gab nichts, was er noch tun konnte – oder sollte. Brent war ein guter Mann, er würde für Emily sorgen. Sie verdiente jemanden, der sich der Verachtung der Gesellschaft aussetzte, um ihre Hand zu gewinnen. Jemanden, der diese wundervolle Frau gebührend zu schätzen wusste.
    Doch warum schien ihn allein der Gedanke, ein anderer Mann könnte sie berühren, innerlich zu verbrennen?
    Vielleicht, weil seine Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit sein kostbarster Besitz waren. Sie einem anderen überlassen zu müssen, selbst einem so würdigen Mann wie Brent, war ebenso schmerzvoll, als würde man ihm das Herz aus der Brust reißen.
    Ja, er wollte, dass Emily ein bequemes Leben als respektable und geliebte Ehefrau führte. Er konnte nur nicht die sinnlose Hoffnung unterdrücken, dass er der einzig richtige Mann für diese Aufgabe war.
    Einige Tage später saß Emily in ihrem alten Arbeitszimmer am Tisch und arbeitete an einem Entwurf. Nach jener verhängnisvollen Nacht mit Evan fühlte sie sich ständig niedergeschlagen. Nicht einmal Brents ruhige, angenehme Gesellschaft konnte sie wirklich ablenken.
    Der gute Brent, dessen Worte immer noch von Freundschaft sprachen. Gleichzeitig ließen seine Blicke und die Aufmerksamkeit, mit der er sie behandelte, keinen Zweifel daran, dass er ernsthaft um sie zu werben begann.
    Obwohl sie das schlechte Gewissen plagte, wünschte sie sich sehnlichst, ihre unschuldige Freundschaft möge fortbestehen. Alles, was darüber hinausging, war angesichts ihrer momentanen seelischen Verfassung unmöglich.
    Wenigstens konnte sie hier im Geschäft etwas Nützliches bewirken, indem sie ihre Entwürfe um zusätzliche Details ergänzte. Es war höchst befriedigend, mitzuerleben, wie ihre Ideen in fertige Ensembles umgesetzt wurden. Mit diesen Einkünften konnte sie eine sichere Zukunft für sich und ihren Sohn schaffen.
    Sie hörte die Türglocke läuten. Francesca war in der Küche, wo sie ihr Suppe und Tee zubereitete. Daher eilte die neu eingestellte Verkäuferin zur Tür, um die Kunden zu begrüßen. Aus dem Augenwinkel sah Francesca einige Gestalten eintreten, die eine Begrüßung murmelten.
    Es bedurfte nur noch weniger Anweisungen auf dem Entwurf, dann war die Skizze für das Reitkostüm perfekt. Das Kleid hatte lange, schmale Ärmel und war mit goldenen Kordeln besetzt. Es war eine weibliche Imitation von Andrews Militäruniform. Sie lächelte, als sie sich an die Aufmerksamkeit erinnerte, die sie mit einem ähnlichen Modell in Portugal erregt hatte. Einige von den anderen Offizieren hatten sie scherzhaft „Regimentstochter“ genannt.
    Ach, Andrew. Sie stützte den Kopf auf ihre Hand, während Scham den vertrauten Schmerz in ihr verdrängte. Lieber Gott, bitte mach, dass er nicht ausgerechnet jetzt auf mich herabsieht, betete sie.
    Ein Schatten fiel über sie, und zwei starke Hände ergriffen ihre. „Auriana! Verdammt, Mädchen, ich habe ganz Spanien durchquert, um dich zu finden!“
    Angstvoll hob sie den Kopf. Sekundenlang nahm sie ihre Umgebung nur verschwommen wahr. Doch dann wurde ihr Blick klar, und sie erkannte ein vertrautes Gesicht. Es war der Bruder ihres verstorbenen Mannes. Major Robert Alan Waring-Black, ihr Schwager.

13. KAPITEL
    „R ob!“ rief Emily überrascht. „Was, in aller Welt, führt dich nach England? Und noch dazu ohne Uniform? Ich dachte, du wärst immer noch bei Wellingtons Truppen!“
    „Nein. Ich bekam einen Schuss ab, wenige Monate, nachdem Andrew verwundet wurde – aber das ist eine lange Geschichte. Oh Auriana, es ist so schön, dich zu sehen!“ Er umarmte sie herzlich.
    Sie erwiderte seine Umarmung, dann ergriff sie seine Hände. „Ich freue mich auch sehr, dass du hier bist, Rob.“
    „Robert?“ Eine große blonde Frau betrat das kleine Zimmer. Ihr verwunderter Blick wanderte von Emilys Gesicht zu ihren Händen, die ihr

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