Die schoene Muenchnerin
eben.«
»Kein Thema.«
»Du fragst gar nicht, was das für eine Aktion war?«
»Nein, wieso?«
Dann sah er Hummel ins Gesicht, hing einem Gedanken nach und hob lächelnd sein Glas. »Auf die Frauen!« Sie tranken.
Hummel nahm das Stichwort auf: »Du hattest Streit mit deiner Frau?«
»Nichts Ernstes. Wir haben das eigentlich jeden Tag. Sie ist wie eins dieser hochgezüchteten Rennpferde. Extrem empfindlich. Wie das mit Topmodels so ist.«
»Sie ist Model?«
»Zeitschriften, Mode, Werbung, der ganze Klimbim. Heute Abend war sie auf einer Bademodenschau. In diesem Edelhotel.«
»Dann ist sie in der Agentur von Chris Winter!«
»Du kennst dich ja gut aus!«
»Und ihr habt gestritten, weil sie sich die Nase machen lassen will?«
Tom starrte ihn an. »Hey, hast du an der Tür gelauscht?«
»Nein, ich bin Polizist. Wir haben ein Auge auf Dr. No, also Dr. Schwarz. Und der hat seine Praxis gleich nebenan.«
Tom wollte etwas sagen, aber sie wurden unterbrochen. Beziehungsweise abgelenkt: Eine Frau von überirdischer Schönheit betrat die Bar. Auch sie war nur mit einem Morgenmantel bekleidet. Hummel griff zu seinem Whiskyglas und nahm einen großen Schluck. Und bekam einen Hustenanfall. Tom klopfte ihm auf den Rücken.
»Tommi, komm jetzt endlich ins Bett!«, hauchte die Schönheit.
Tom strich sich die blonden Strubbelhaare aus der Stirn und lächelte Hummel entschuldigend an.
Weg waren sie. ›Wenn die eine neue Nase braucht, dann brauch ich einen neuen Kopf‹, sinnierte Hummel und trank aus.
Als er zu seinem Rad ging, dachte er noch mal an die Badenixen. An die Dame von eben konnte er sich nicht erinnern. Na ja, er hatte nicht gerade auf die Gesichter geachtet. Wahnsinn, was für ein Abend. Und so viele schöne Frauen! Nur Dosi drückte den Schnitt ein bisschen, das verrückte Huhn. Aber Dosi war Dosi.
Am Rosenheimer Platz wurde er unsanft von einer Polizeistreife aus seinen Träumen gerissen und musste blasen. Für seinen Dienstausweis interessierten sich die beiden Cops nicht die Bohne. Warum auch – um halb vier im Anzug mit dem Radl unterwegs. 0,5 Promille. Hummel staunte selbst, dass es nicht mehr war, und kam mit einer Ermahnung davon.
Warum hatten ihn die Polizisten so merkwürdig angesehen? Machten alle heute. Hatte er einen fetten Pickel auf der Nase? Als er zu Hause im Bad in den Spiegel schaute, staunte er. Da stand etwas in seinem Gesicht, in seiner Handschrift: mag Frauen . B estens lesbar, jetzt im Spiegel. Er erinnerte sich, dass er auf seinem Tagebuch eingeschlafen war. Das Gesicht, der Spiegel der Seele. Dosi hatte ja so recht.
FINGERSPITZENGEFÜHL
Morgensitzung im Präsidium. Die nächtliche Fensterlaktion behielten Hummel und Dosi natürlich für sich.
Zankl hatte sich noch ein bisschen schlau gemacht: »Nose ist tatsächlich die Nummer eins bei den Münchner Nasen. Nicht unumstritten. Aber klar, die lieben Kollegen wollen alle was vom großen Kuchen abhaben. Ein grauenhaftes Gewerbe«, ereiferte er sich.
»Angebot und Nachfrage«, meinte Mader. »Es zwingt die Damen ja niemand, so was zu machen. Unsere Schöne Münchnerin hat Touristik studiert. Glänzende Noten. Ich glaube, die Damen entscheiden ganz bewusst, was sie tun und was nicht. Und solche Leute wie Dr. No wird es immer geben. Schönheitschirurgie ist nicht illegal.«
»Wenn man gestohlene Nasen verbaut, dann schon«, erwiderte Zankl.
»Wenn man ihm das beweisen kann, ja. Aber das ist nicht unser Job. Wir sind von der Mordkommission.«
»Aber der Typ ist bestimmt der Schlüssel …«
»Langsam! Bitte ermitteln Sie mit Fingerspitzengefühl. Ich will nicht, dass der Chef gleich einen Herzinfarkt kriegt.«
Dosi schnaufte auf. »Ach, der Günther. Dem seine Frau hat sich bei Dr. No bestimmt auch den Zinken richten lassen.«
Alle sahen sie erstaunt an.
»Das sagt mir mein niederbayerischer Instinkt«, erklärte Dosi.
Mader lachte. »Trotzdem. Gehen Sie bitte subtil an die Sache ran. Sie und Zankl befragen heute Dr. No. Und, Hummel, was hat die Modenschau ergeben?«
»Ganz eigene Welt. Ich würde gern noch ein bisschen das Arbeitsumfeld unserer Leiche durchleuchten, ihre Kolleginnen, die Agenturchefin.«
HUNDEFUTTER
Helmut und Ludwig fuhren am frühen Vormittag auf der Autobahn in Richtung Salzburg. Föhn. Die Alpenkette stand in ihrer ganzen Schönheit am Horizont. Ludwig saß am Steuer. Helmut hatte die Kühlbox auf dem Schoß.
»Ich weiß nicht«, sagte Ludwig, »ob das so gut war mit dem
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