Die schoene Muenchnerin
kleine Wölbung hier zwischen den Augen.« Seine Finger strichen über das Fotogesicht. »Das ist dieselbe Frau?«
Dosi nickte. »Aber es sind unterschiedliche Nasen. Auf dem neuen Foto sehen Sie die Nase einer anderen Frau. Wir haben die DNA untersucht.«
Zankl legte das Foto der toten Veronika daneben. »Die Frau ist jetzt tot. Wir ermitteln in einem Mordfall.«
»Das sagten Sie eingangs schon. Wie kann ich Ihnen da helfen?«
»Wir glauben, dass die neue Nase etwas mit dem Tod der Frau zu tun hat. Wer macht solche Operationen?«
Nose schüttelte den Kopf. »Ich jedenfalls nicht.«
»Aber? Können Sie uns einen Tipp geben?«
»Vielleicht bekommt man so was in Fernost, USA, Osteuropa. Aber da kenn ich mich leider gar nicht aus. Hier in München gibt’s so was nicht.«
»Wo waren Sie am Sonntagabend?«, fragte Zankl.
»Im Golfklub, wie fast jeden Sonntag. Warum?«
EIN SCHRITT ZU WEIT
Mader war gründlich bedient. Er hatte den besten Eintopf seines Lebens gegessen – sich sogar das Rezept aufschreiben lassen! –, nach dem ersten noch zwei Bier getrunken und viel über Veronika erfahren. Nichts Sachdienliches für den Fall, aber er hatte jetzt ein genaues Bild vor Augen: Das war kein dummes Mädchen, das aus kleinen Verhältnissen in die Modelszene hineingerutscht war, sondern eine zielstrebige junge Frau, die genau wusste, was sie tat und was sie wollte. Schon früh hatte sie als Messehostess eigenes Geld verdient und ihr Studium selbst finanziert. Dass das Apartment in Milbertshofen ihr Eigentum war, hatte er ihren Eltern nicht gesagt. Das würden sie schon noch erfahren. Die 100 000, die man selbst dort für vierzig Quadratmeter hinblätterte, wären mit ihrem Modelgehalt schwer zu erklären gewesen. Und die Wohnung war bezahlt. Vielleicht hatte Veronika Saller ihre Kenntnisse über illegale Schönheitsoperationen zu Geld gemacht und war beim letzten Mal einen Schritt zu weit gegangen. Quittung prompt.
Jetzt stand Mader, vom Bierdunst zart umflort, an der Bushaltestelle und spürte, wie der Herbst seinen schweren, feuchten, dunklen Mantel über das Viertel und seine Schultern legte. »Was soll der Geiz«, sagte er zu Bajazzo und ging zum Taxistand. Es war nicht einmal siebzehn Uhr, aber für ihn war der Tag gelaufen.
NICHT ALLE TAGE
Für Hummel war der Tag noch nicht vorbei. Er durchkämmte die Datenbanken nach vermissten jungen Frauen. Irgendwo musste die Nase der Schönen Münchnerin ja her sein. Sein Handy klingelte. Keine Nummer. »Ja, Hummel?«
»Hallo, Klaus, ich bin’s, Chris Winter von Winter Models .«
»Oh, Frau Winter, äh, Chris, hallo …«
»Ich wollte mich nur entschuldigen, dass ich gestern so kurz angebunden war. Aber wissen Sie, so große Modenschauen fordern ihren Tribut. Hat es Ihnen und Ihrer Partnerin denn gefallen?«
»Dr. Fleischer ist meine Kollegin.«
»Ah, ja, schön.«
»Ja, es war sehr schön. Sehr schöne Frauen. Das, äh … die sieht man nicht alle Tage.«
Sie lachte. »Das können Sie laut sagen. Jedenfalls war gestern gestern, und heute ist heute. Falls Sie noch Fragen haben?«
»Ich, äh, nein …«
»Sagen Sie, Klaus, was halten Sie davon, wenn wir zusammen was essen gehen? Heute Abend vielleicht, ganz spontan?«
Hummel schluckte.
»Hallo, sind Sie noch dran?«
»Ja, ich, äh …«
»Außer Sie haben keine Zeit …«
»Doch, natürlich, ich, äh …«
»Ihre Frau fände das nicht so gut?«
»Ich hab keine Frau.«
»Wunderbar. Um zwanzig Uhr im Fraunhofer ?«
»Ja, gerne.
»Dann bis nachher.«
Es klickte. Stille. Was war das denn?! Hatte er Halluzinationen? Akustische? Seit wann erfüllte das Universum Wünsche? Ein Date mit Chris Winter. Nachher gleich. Ob er sich noch umziehen sollte? Ach, er würde genau so hingehen, wie er war – Jeans, Pulli, Lederjacke. Das reichte fürs Fraunhofer . ›Wa s hat so eine Frau im Fraunhofer verloren?‹, dachte er jetzt. ›Aber wer weiß, vielleicht ist sie privat ganz anders.‹ Beate würden die Augen rausfallen, wenn sie sähe, mit was für einer tollen Frau er ausging. Vielleicht sollte er später mit Chris noch in der Blackbox auf einen Absacker aufkreuzen? Nein! Das konnte er nicht bringen. Aber je nachdem, wie lange sein Abendtermin dauern würde, könnte er ja später noch auf ein Bier zu Beate gehen. Um zu sehen, wie sich das anfühlt. Auf seine Datenbankrecherche konnte sich Hummel jetzt nicht mehr konzentrieren.
GOTT
»Hallo, Herr Tisano, können Sie mich hören, Herr
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