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Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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nicht atmen. Sie war in Louis Wadsworths Haus. Schlimmer noch, sie war Dienstbotin in seinem Haus. Alte Ängste und alte Albträume schoben sich wie eine Nebelwand vor ihr Blickfeld. Aus alter Gewohnheit wich sie vor dem Portrait zurück, bis sie im Schatten stand.
    Sie hatte schon früher im Schatten existiert. Sie hatte wie eine Maus gelebt, die sich immer an der Wand entlang bewegte, ängstlich um alle Ecken spähte und zusammenzuckte, sobald sie einen Schritt auf dem Gang hörte. Doch Louis hatte sie in jenem Monat wieder und wieder gefunden; bis er in sein eigenes Haus gezogen war, das in einem interessanteren Stadtviertel gelegen war.
    Denn Louis hatte sich einfach nur gelangweilt. Davon war sie überzeugt. Er war ein gelangweilter junger Mann gewesen, der in einem trübsinnigen Haus gefangen gewesen war, und der sich mit einem kleinen Spielchen die Zeit vertrieben hatte.
    »Das Spiel heißt ›Jage das Hausmädchen‹«, hatte er ihr einmal zugeflüstert, nachdem er sie an die Regalwand im Arbeitszimmer seines Vaters gedrängt hatte. »Ich bin der Jäger, und Sie sind das Rehlein.« Er hatte die Hand unter das Oberteil ihrer Schürze geschoben und ihren Busen befummelt. Sie hatte sich zusammengekrümmt, aber nicht aufgeschrien, denn wer hätte ihr schon gegen den Sohn des Hausherrn Hilfe geleistet? Sie war ihm irgendwie entkommen. Ihr Magen hatte rebelliert, aber ihr Körper hatte widersinnigerweise auf die Freiheiten reagiert, die er sich herausgenommen hatte.
    Das Spiel war weitergegangen, eine Mischung aus dunkler Verführung und grobschlächtiger Aufdringlichkeit, die ihre unschuldige Seele tief verwirrt hatte. Sie hatte sich zwar nicht für verliebt gehalten, doch er hatte ihre Tage erfüllt und ihre Nächte unruhig gemacht, bis sie nur noch daran gedacht hatte, wann er wieder vor ihr auftauchen würde.
    Bis zu dem Tag, an dem er ihr den Mann gezeigt hatte, der er wirklich war.
    Mrs. Pool war aufgebracht zum Hausherren gelaufen, nachdem sie Rose mit zerrissener Uniform und Kratzern auf Körper und Gesicht in einem Geschirrschrank aufgefunden hatte, und hatte den Sohn des Hausherren der Vergewaltigung bezichtigt. Mr. Wadsworth hatte die Haushälterin auf der Stelle gefeuert und sie ohne Empfehlungsschreiben aus dem Haus gejagt. Er hätte mit Rose vermutlich dasselbe getan, wäre ihm nicht Dringlicheres dazwischengekommen. Die Tage waren vergangen, und Rose hatte langsam begriffen, dass er die ganze Sache anscheinend vergessen hatte.
    Doch von da an war etwas im Haus falsch gelaufen. Bis zu jenem Tag hatten sie alle, bis hin zum Spülmädchen, einen Tag pro Woche frei bekommen. Doch der Butler hatte das Haus auf seine eigene Art geführt. Ihm schien egal zu sein, ob die Dienstboten besonders gut qualifiziert waren. Also waren die Besten einer nach dem anderen gegangen. Das Schlimmste war gewesen, dass Rose daran schuld war.
    Die kleinen freundschaftlichen Bande mit den anderen Dienstboten waren von jenem Tag an dahin gewesen. Man hatte sie ignoriert und sich vor ihr über sie ausgelassen.
    »Sie sollte zusehen, dass sie die Knie zusammenhält«, hatte die Köchin schnaubend erklärt.
    »Es war wirklich nicht so schlecht hier, bevor die da den jungen Master verärgert hat«, stimmte der Butler zu.
    So sehr Rose sich auch darauf besonnen hatte, dass sie nichts Falsches getan hatte, die Zeit und die Boshaftigkeiten taten das ihre. Da keiner sie gegen die Anschuldigungen verteidigt hatte, hatte sie schon fast selbst daran geglaubt. Vielleicht war sie ja schamlos, denn hatte Louis sie nicht gewisse Dinge empfinden lassen?
    Sie wäre vor all dem geflohen, hätte sie nur gekonnt.
    Aber wo hätte sie hingehen sollen? Kein anderes Haus würde sie mehr haben wollen, sobald man von ihr und dem Sohn des Hausherren gehört hatte.
    Also war sie geblieben und hatte sich im Schatten gehalten. Sie hatte ausgeharrt, bis Louis und der Butler fort waren und all die anderen Dienstboten, die kamen und wieder gingen, weil die furchtbaren Arbeitsbedingungen angedauert hatten.
    Schließlich arbeitete im Haus Wadsworth nur noch, wer verdorben oder verzweifelt war. Der neue Butler hatte sich aus der Haushaltskasse bedient, die Köchin hatte die Lebensmittel weiterverkauft und unten in der Küche ein grausames Regime geführt. Und Rose war verzweifelt gewesen und hatte nicht gewusst, wohin.
    Bis sie aus ihrem Elend errettet und in den Liar’s Club geschickt worden war.
    Bis sie ein Zuhause gefunden hatte.
    Louis Wadsworth konnte ihr

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