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Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Louis Wadsworth, der Spross des Wadsworth-Munitionsimperiums, nicht den kleinsten Funken von Freundlichkeit besaß.

    Collis Tremayne trank am warmen Kaminfeuer einen schönen Brandy. Von seinem bequemen Sessel aus konnte er die Eingangshalle und sämtliche Neuankömmlinge sehen. Die Umgebung war maskulin und teuer. Keine einzige Frau störte die rauchige Atmosphäre dieses ganz speziellen Clubs.
    Anders als der öffentliche Teil des Liar’s Club war dieses Etablissement eine stille Zuflucht für den Gentleman; ein Ort, an dem man gute Geschäfte machte und mit gesenkter Stimme Schmeicheleien von sich gab, so man den gesellschaftlichen Aufstieg suchte. Sicher, der Club war einige Stufen unterhalb des Niveaus, auf dem Collis sich bewegte, und das seine Zielperson nie erreichen konnte.
    Während er auf Louis Wadsworth wartete, ging Collis im Geiste durch, was er von dem Mann wusste. Er war der Besitzer mehrerer gewinnbringender Fabriken, war verheiratet und hatte keine Kinder. Sein Reichtum machte ihn zu einem gewichtigen Mitspieler im Kreis der konservativen Partei, auch wenn er eher stiller Spender als aktiver Parteigänger war.
    Wadsworth war nie eines Verbrechens angeklagt gewesen. Er arbeitete hart, führte seine Fabriken mit eiserner Hand und frequentierte ausschließlich respektable Clubs.
    Er war durch und durch langweilig.
    Auf Dalton war Verlass, er hatte Collis die fadeste aller Missionen zugeteilt. Collis sah in die fröhlichen Flammen des Kaminfeuers und schlief fast ein. Wenn der Liar’s Club nicht mehr zu bieten hatte als das Geplauder mit konservativen Fabrikbesitzern, dann verbrachte er sein Leben lieber bei Hofe. Der Prinzregent war mit seinem trockenen Humor und seinen nicht enden wollenden Weinvorräten zumindest ein exzellenter Gesellschafter.
    Aber war in die Auseinandersetzung, bei der Dalton vor ein paar Monaten Clara kennen gelernt hatte, nicht auch ein Wadsworth verwickelt gewesen? Ja, dem war so. Ein Mann namens Wadsworth war bei dem Versuch getötet worden, einen Zirkel aus Hochverrätern auszuheben, die so genannten Ritter der Lilie. War dieser Louis Wadsworth etwa mit dem heroischen Mr. Edward Wadsworth verwandt?
    Falls dem so war, dann stand davon jedenfalls nichts im Dossier. Über Louis Wadsworths Eltern war überhaupt nichts enthalten, fiel Collis auf. Das alleine war schon sonderbar.
    Ein feierlich livrierter Lakai passierte Collis und gab ihm mit der behandschuhten Hand das abgesprochene Signal. Ah, das Opfer war eingetroffen. Collis sah beiläufig zur Tür und entdeckte einen schlanken, geschniegelten Mann, der einem Dienstboten Hut und - oh du meine Güte - Gehstock reichte. Der Mann konnte nicht älter als fünfunddreißig sein!
    Entzückend. Langweilig und prätentiös.
    Collis wartete. Er hatte sich bei seiner Ankunft mittels eines kleinen Trinkgeldes die Loyalität der Dienstboten gesichert - nun gut, eines enormen Trinkgeldes - aber Rose hatte gesagt, die Mittel seien egal.
    Jetzt brauchte er nur noch das Ergebnis abzuwarten. Er hob ganz nebenbei die Zeitung an, in der er gar nicht las, und gab dem Türsteher ein Zeichen, den Neuankömmling von der Anwesenheit eines Titelerben zu unterrichten - ihm selbst. Es war, als schösse man auf Hasen im Käfig - er hatte sich als Köder für die gesellschaftlichen Ambitionen dieses Mannes ausgelegt. Gott allein wusste, warum jedermann einen Titel haben wollte. Collis hätte auf seinen gern verzichtet, hätte er gekonnt.
    Er beobachtete hinter der Zeitung, wie der Hase zögernd angehoppelt kam. Er konnte den Mann förmlich denken hören.
    Kann mich nicht selbst vorstellen, zu aufdringlich. Aber wenn ich zu lange warte, schnappt ihn mir ein anderer weg. Wie bringe ich ihn dazu, als Erster etwas zu sagen?
    Collis beschloss, den Mann aus seiner Misere zu erlösen. Er schlug die Zeitung zu und faltete sie ordentlich zusammen. »Ich bin fertig damit. Haben Sie sie schon gelesen?«
    »Nein, habe ich nicht.« Der Fisch nahm den Wurm entgegen und bedankte sich mit einem Nicken. »Dürfte ich mich mit einem Brandy für die Gefälligkeit revanchieren?« Der Mann hoffte offenkundig darauf, dass Collis sich vorstellte.
    Collis erhob sich und streckte die Hand aus. »Collis Tremayne, Sir. Aus dem Hause Etheridge. Und Sie?«
    In den hellblauen Augen des Hasen blitzte etwas auf, vermutlich reine gesellschaftliche Gier. Er umfasste Collis’ Hand enthusiastisch. »Ich bin Louis W. Wadsworth, Sir. Von den Wadsworth-Munitionsfabriken.«

8
    Rose konnte

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