Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Schwindlerin

Die schöne Schwindlerin

Titel: Die schöne Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
Mann stand in dem Schatten. Mehr als ein winziger Kerzenschimmer drang nicht zu ihm durch, doch es reichte, um Clara zu zeigen, dass er groß und gut gekleidet war.
    Schrei!
Aber sie hatte mittlerweile Übung im Stillsein. Außerdem war sie es, die nicht hätte hier sein dürfen.
    Der Mann zog eine Pistole aus der Jackentasche und zielte auf ihr Herz. »Ich nehme an, Sie haben eine überzeugende Erklärung für Ihre Anwesenheit?«
    Der Atem entwich mit einem annähernd hysterischen Pfeifton ihren Lungen. »Was für eine lächerliche Frage. Es stimmt, ich arbeite nicht hier im Haus und stehe hier im Studierzimmer. Ich versuche offensichtlich, den Safe zu knacken.« Sie staunte über sich selbst. Wo hatte sie gelernt, angesichts einer auf sie gerichteten Pistole, so ruhig zu bleiben und freche Antworten zu geben?
    Der Anblick dieser speziellen Pistole ließ es ihr eiskalt den Rücken hinunterlaufen. Seltsam, wie das schwarze Loch der Mündung den ganzen Raum einzunehmen schien. Sie bekam kaum noch Luft, als ihr klar war, dass ein Fingerzucken reichte, ihr Leben zu beenden.
    Der Mann kam einen Schritt auf sie zu. »Vielleicht.«
    Das Licht erhellte sein Gesicht jetzt ein wenig mehr, und Clara erkannte die Kinnkontur, die Wangenknochen und die Hohe Stirn wieder.
    »Ich kenne Sie doch«, keuchte sie.
    »Aber natürlich tun Sie das.« Er trat ganz ins Licht. Clara blieb fast das Herz stehen. Lord Reardon. Nathaniel.
    »Also, was für eine Überraschung! Was kann ich für Sie tun, Mylord?«
    »Entschuldigen Sie die Störung, Mrs Simpson -«
    Die förmliche Anrede erschien Clara in ihrer Angst besonders lachhaft. »Oh, bitte, sagen Sie Clara zu mir«, platzte sie in wachsender Hysterie heraus.
    Das entlockte ihm ein Lächeln, und Claras Herz ließ einen Schlag aus. Sogar mit der Waffe in der Hand war er atemberaubend. Sie schüttelte den Kopf. »Das Gesicht eines Engels.
    Es ist wirklich schade, dass Sie mich umbringen wollen, denn ich würde Sie gerne noch einmal zeichnen.«
    Er trat näher heran und schob das Gemälde vorsichtig in seine ursprüngliche Position zurück. »Ich habe nicht vor, Sie zu töten, Clara. Und ich wollte Sie ohnehin unter vier Augen sprechen. Wollen Sie sich nicht setzen?« Er wies mit einer galanten Handbewegung auf eine kleine Polsterbank.
    Ihre Knie spielten nicht mit. »Ich möchte nicht kompliziert erscheinen, aber ich habe viel zu viel Angst, auch nur einen Finger zu rühren.«
    Wieder dieses Erzengel-Lächeln. »Das sieht man Ihnen gar nicht an. Genau genommen wirken Sie erstaunlich verärgert, aber nicht im Mindesten verängstigt.«
    Eine interessante Feststellung, über die sie später genauer nachdenken musste. »Nichtsdestotrotz werde ich nirgendwo hingehen, solange eine Waffe auf mich gerichtet ist. Ich schaffe es einfach nicht.«
    Er betrachtete die Pistole und seufzte. »Clara, ich möchte doch gar nicht mit diesem Ding auf Sie zielen. Ich muss einfach nur mit Ihnen sprechen, ohne dass Sie gleich Krach schlagen. Glauben Sie, Sie könnten mir gehorchen, wenn ich das hier weglege?«
    »Sie verlangen eine ganze Menge von mir, Mylord.«
    »Oh, verdammt nochmal!« Er steckte die Pistole in seine Westentasche, riss Clara in seine Arme, trug sie zur Polsterbank und setzte sie ab. »Na, bitte. Problem gelöst.«
    Ich bin gefangen.
Sie war ganz alleine daran schuld. Und dass Dalton wusste, wo sie hingegangen war, war unmöglich.
    Jedes Mal, wenn sich der Häscher ihr beim Aufundabgehen zuwandte, saß sie still und hielt die Augen auf den Teppich zu ihren Füßen gesenkt. Jedes Mal, wenn er ihr den Rücken zuwandte, schaute sie sich um und suchte den Raum nach
irgendetwas
ab, das ihr aus der Patsche helfen konnte.
    Es war ein schönes Studierzimmer, ein männlicher, vor Holz strotzender Raum, in dem nirgendwo auch nur eine verfluchte Waffe zu sehen war. Keine Vase, keine Statuette, ja nicht einmal ein Kerzenleuchter, der den Kaminsims geziert hätte.
    Nathaniel hatte nach Tee gerufen und obwohl er behauptet hatte, mit ihr sprechen zu wollen, lange Zeit kein einziges Wort gesagt.
    Der Butler hatte keine Miene verzogen, sondern nur Tee und Biskuits gebracht und hatte sich schnell wieder rückwärts durch die Doppeltür entfernt und selbige geschlossen.
    »Ich muss zugeben, dass ich mir wie ein Dummkopf vorkomme, nicht dem Anlass entsprechend gekleidet zu sein. Tee mit Seiner Lordschaft«, murmelte sie, weil die Angst sie zwang, das Schweigen zu brechen, auch wenn sie es nicht wagte, ihn darum zu

Weitere Kostenlose Bücher