Die schöne Teufelin
Prostituierte wie Bess ihrem Schicksal in Bedlam überlassen, sondern musst einen Plan machen, wie sie von dort entkommen kann.« Sie runzelte die Stirn. »Das erinnert mich an etwas. Was hat Bess eigentlich gemeint, als sie sagte, es würde sich lohnen?«
Ethan wandte den Blick ab, dann schaute er sie wieder an. »Du kommst vom Thema ab.«
Sie verschränkte die Arme. »Ja, stimmt. Und du versuchst, mich daran zu hindern. Warum?«
Er stieß einen Seufzer aus und zuckte gleichgültig die Achseln. »Bess ist für ihren Aufwand an Zeit bezahlt worden.«
»Hm. Gut bezahlt, nehme ich an.« Sie kniff die Augen zusammen. »Dein Butler hat mir gesagt, du wärst kürzlich zu nicht geringem Reichtum gelangt. Ich weiß genau, dass du
Lord Maywell um die Einkommen eines Vierteljahres betrogen hast. Und doch konntest du heute nicht einmal die Rechnung für den Fischhändler bezahlen.«
Verdammt! Sie war erst einen Tag in seinem Haus und wusste bereits über alles Bescheid. Ethan versuchte ein weiteres gleichgültiges Schulterzucken. »Das Schicksal meint es nicht immer gut mit mir. Das liegt in der Natur meiner Beschäftigung.«
»Ach, wirklich? Du hast also beim Kartenspiel verloren? Du?«
Mist. Es hatte so vernünftig geklungen, bis sie es gesagt hatte. »Also gut, ich habe Bess bezahlt. Sie kann sich zur Ruhe setzen, du bist frei und ich -« Ich hasse mich nicht länger, weil ich dich an diesen schrecklichen Ort gebracht habe.
» Wie viel?«
Ethan fühlte sich in die Ecke gedrängt und riss verzweifelt die Hände in die Luft. »Alles! Jeden Schilling, das Kleingeld in meiner Westentasche inbegriffen. Und, was beweist das?«
Sie wandte den Blick ab, zwinkerte ein paar Mal sehr schnell und sah ihn dann wieder an. »Dass du nicht so schlecht bist, wie du denkst«, sagte sie sanft. »Und ich bin es auch nicht.«
Scheiße! Ihre Augen glühten, wenn sie ihn so ansah. Als wäre er der größte, stärkste Mann, den sie jemals gesehen hatte. Er wusste nicht, ob er sie küssen oder vor ihr davonrennen sollte.
Sie löste das Problem, indem sie auf ihn zutrat und eine zärtliche Hand auf seine Wange legte. Genauso gut hätte sie ihn in Ketten legen können, denn er war nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen.
»Du könntest meinem Spionagering beitreten, Ethan. Du könntest so viel mehr sein, als du dich selbst sein lässt, wenn du dich nur mit deinen eigenen Augen sehen würdest und nicht mit denen deines Vaters.«
Er war zutiefst getroffen. Er ließ sich nichts anmerken. »Ich bin, der ich bin.«
Traurig schüttelte sie den Kopf. »Das Leben ist kein Spiel, bei dem man schummeln muss, um zu gewinnen.«
Er entwand sich ihrer Berührung. Es kostete ihn alle Kraft, die er aufbringen konnte. »Doch, ist es, wenn die Karten gegen dich laufen.«
Sie hob eine Hand an seine Wange. Er zuckte zurück, und sie senkte sie wieder, wie er es gewollt hatte.
»Ethan, mein verlorener Freund … verstehst du denn nicht? Es gibt keine Karten. Es gibt nur diese Münze in deinem Innern, die etwas wert ist. Du musst nur entscheiden, wie du sie verwendest – ob du sie verschwendest oder gut anlegst. Das ist die einzige Herausforderung, die es gibt.«
»Und wie gewinnt man dann?«
»Es gibt keinen Sieger und auch keine Verlierer. Es gibt nur die Frage: Was willst du mit dieser Münze erreichen? Was für ein Mann willst du sein?« Mit diesen Worten wandte sie sich von ihm ab und verließ den Raum, hinterließ ihm das süße Brennen ihrer Berührung auf der Wange und ungeheure Konfusion in seinem Herzen.
Irgendetwas in seinem Innern zerriss, als er ihr nachblickte. »Darin hast du nicht recht, Janet«, flüsterte er zu dem Hauch ihres Duftes, der noch immer in der Luft hing. »Es gibt eine riesige Gefahr, zu verlieren.«
Mitten in die Stille schlug die Standuhr im Flur zur Stunde. Es war an der Zeit, dass er wieder zu Maywell ging.
Als Ethan sich an diesem Tag zum zweiten Mal Maywell House näherte, fühlte er sich wie eine Marionette. Er hasste dieses Gefühl, seit er denken konnte. Und jetzt fühlte er sich, als zögen gleich eine ganze Handvoll Marionettenspieler an seinen Fäden.
Nachdem er von einem sehr unaufmerksamen Simms ins Haus gelassen worden war, war Serena die Erste der Familie, der er begegnete. Sie hockte in Nachthemd und Überwurf auf halber Treppe, hatte die Knie hochgezogen und umschlang sie mit beiden Armen wie das Kind, das sie manchmal noch war.
Ihre Augen waren rot und ihr Gesichtsausdruck so traurig, dass Ethan
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