Die schöne Teufelin
machte ein enttäuschtes Gesicht. »Nein, ich muss leider sagen, dass ich keinem der Gentlemen, denen ich begegnet bin, besonders zugetan bin.« Das war nicht einmal gelogen, denn Mr Damont war kein Gentleman.
Nicht, dass sie ihm zugetan wäre – Gott bewahre! Er war ihr ein Rätsel – ein Puzzle, das sie gerne lösen würde. Das war alles.
Onkel Harold blies sich auf die Spitzen seines flauschigen Schnurrbartes. »Zu schade. Ich hatte so sehr gehofft, dass du die Liebe findest, die sich deine Mutter für dich erwartet.«
Das war das Letzte, woran Mutter interessiert war, aber Jane nickte bedauernd.
»Wenn du uns zur Jagdsaison nach Schottland begleiten möchtest, kannst du das gerne tun. Und dann ist auch schon Weihnachten. Vielleicht triffst du ja bei einer der Hauspartys, die wir im Winter besuchen, den Mann deines Lebens.«
Jane lächelte. Sie war froh, dass das Gespräch sich jetzt nicht mehr um irgendeinen bestimmten Gentleman drehte. »Ich bleibe gerne noch ein bisschen, Onkel. Mutter hat es erlaubt, wenn Sie mich noch haben wollen.«
»Gut, dann wäre das ja erledigt.« Er nickte und winkte ihr zum Abschied. »Ich sage deiner Tante, dass du bei uns bleibst.«
Jane wandte sich ab, erleichtert, gehen zu dürfen. Sie war einen groben, uninteressierten Onkel Harold gewohnt. Ein
freundlicher, warmherziger Onkel Harold war ein bisschen viel für ihre Nerven.
»Oh, Jane?«
Sie drehte sich wieder um. Mist! Fast hatte sie es aus seinem Arbeitszimmer geschafft. »Ja, Onkel Harold?«
»Liebes, du wirst für die Wintersaison einkaufen müssen, nicht wahr?«
Jane blinzelte. Er hatte recht. Sie konnte schwerlich ihre leichten Musselin- und Seidenkleider im Winter tragen – und sie konnte sich ganz sicher nicht in den Kleidern, die sie im letzten Winter getragen hatte, sehen lassen. »Ja, Onkel Harold, das stimmt.«
Er nickte. »Dann gibst du mir am besten deine Bankverbindung, damit ich deine Rechnungen für dich bezahlen kann.« Er lächelte. Jane schrak fast vor seinen gebleckten Zähnen zurück. »Du kannst ja nicht die Strand mit einem Haufen Bargeld in deinem Beutel herunterlaufen!«
Auch das stimmte. Jane zögerte, aber ihr fiel kein legitimer Grund ein, ihrem Onkel ihre Bankverbindung zu verheimlichen. Wahrscheinlich konnte er sie sich sowieso bei der Bank besorgen, schließlich war er ihr ältester männlicher Verwandter. Sie nickte. Es würde Mutter nicht gefallen, aber es war irgendwie sinnvoll. »Ich bringe Ihnen die Unterlagen gleich herunter, Onkel.«
Aber Onkel Harold hatte bereits das Interesse verloren. Er schaute nicht von seinen Papieren auf, sondern entließ sie mit einem Winken.
Jane ging. Sie war zutiefst erleichtert. Da Onkel Harold jetzt keine Angst mehr haben musste, dass sie ihn mit ihren Einkäufen ruinierte, würde er sie wahrscheinlich nicht weiter beachten.
Jane stellte fest, dass sie es so viel besser fand. Vor allem, da Onkel Harold mit Sicherheit etwas dagegen hatte, wenn sie Interesse an Mr Damont gezeigt hätte.
Aber sie war ja gar nicht mehr an ihm interessiert.
Ganz und gar nicht.
Dalton führte Ethan auf verschlungenem Weg zu einem halbkreisförmigen Zimmer im Dachgeschoss des Klubs. Er öffnete die Tür und winkte Ethan durch. »Mein geheimes Arbeitszimmer«, sagte er.
»Vor wem geheim?«, fragte Ethan. »Ich bin erst seit einem halben Tag ein Liar und kenne es trotzdem schon.«
»Genau«, sagte Etheridge ironisch. »Bitte, nehmen Sie Platz.«
Ethan hätte für die Möglichkeit, sich hinsetzen zu können, sterben können. Noch lieber hätte er sich auf dem Boden ausgestreckt und gestöhnt. Die Stunde mit Kurt machte ihm schwer zu schaffen. Und doch lehnte er ab. »Nein, danke. Ich stehe lieber.«
Etheridge setzte sich und verschränkte die Arme vor der Brust. »Warum vertrauen Sie mir nicht, Damont?«
Ethan schaute ihm geradewegs in die Augen. »Warum vertrauen Sie mir nicht?«
Etheridge lächelte fast. Wenn Ethan nicht gesehen hätte, wie der große Lord vor seiner Frau dahingeschmolzen war, hätte er die sich lockernden Kiefermuskeln jedoch nicht für den freundlichen Ausdruck gehalten, als der sie zweifellos gedacht waren.
»Wissen Sie, Mylord, ich glaube, ich bin die perfekte Ergänzung Ihrer Gang. Sie können alle ein bisschen Aufmunterung gebrauchen.«
Zu seiner großen Überraschung nickte Seine Lordschaft. »Ja, wir haben einen weiten Weg hinter uns gebracht. Wir haben in diesem Jahr einige gute Männer verloren. Ich denke, dass ein bisschen
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