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Die schöne Teufelin

Die schöne Teufelin

Titel: Die schöne Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Reichtum an kleinen Tieren entdeckt hatte, die sich darin
tummelten. Es war besser, auf der blanken Holzbank zu schlafen.
    Nichts, das sich als Schlüssel verwenden ließe. Nichts, das sich als Waffe nutzen ließe. Sie wollte niemanden verletzen – außer vielleicht den groben Pfleger -, aber sie würde eine Waffe benutzen, wenn es nötig war. Wenn sie denn eine hätte.
    Ein kurzes Stück Faden hielt ihren einfach geflochtenen Zopf zusammen. Jane band ihn los und untersuchte ihn genau. Er war nutzlos, da er kaum zwanzig Zentimeter lang war. Sie seufzte, schlang ihn zweimal um ihr Handgelenk und probierte dann aus, wie es war, ihr langes Haar über ihr Gesicht fallen zu lassen, um sich so der Beobachtung zu entziehen.
    Es war vielleicht ein nützlicher Schutz, aber sie mochte es nicht. Sie war zwar in Bedlam, aber sie würde sich so lange wie möglich zusammennehmen – sie gehörte einfach nicht zu den Frauen, die sich die Haare ins Gesicht fallen ließen.
    Sie flocht sich wieder einen ordentlichen Zopf und benutzte den Faden, um ihn erneut zusammenzubinden.
    Nach einer Weile, die ihr vorkam wie tausend Jahre, ging eine ältere Frau mit einem Karren an den Käfigen vorbei. Im Karren lagen dunkle Brotlaibe und standen Blechbecher mit wässriger Suppe.
    Jane unternahm keinen Versuch, wählerisch zu sein. Sie hatte schon Schlimmeres gegessen – und auch viel weniger. Es war wichtig, dass sie gesund und bei Kräften blieb, um dem Dreck um sich herum zu widerstehen. Sie trank den Becher in einem Zug aus und gab ihn dann der Frau zurück. Ihren trockenen Brotkanten nahm sie mit in ihre Ecke.
    Die Mahlzeit schien die Frau in der Zelle rechts neben
Jane munter zu machen, aber die leblose Gestalt in der Zelle links von ihr bereitete ihr Sorgen. Die erste Frau bewegte sich und starrte Jane aus rheumatischen Augen an.
    »Gib mir dein Brot!« Eine schmutzige Hand griff zwischen den Gitterstäben hindurch.
    Jane wich zurück, dann erinnerte sie sich – sie war gefährlich! Sie schlug fest auf die Hand der Frau, bis diese sie zurückzog. Nachdem sie die Unversehrtheit ihrer Zelle wiederhergestellt hatte, starrte Jane die Frau ungerührt an. »Wenn ich Sie verletzt haben sollte, entschuldige ich mich dafür. Wenn ich mehr habe, als ich brauche, werde ich gerne mit Ihnen teilen. Aber wenn Sie noch einmal Ihre Hand hier hereinstecken, ohne dass ich Sie darum gebeten habe, kann ich Ihnen nicht versprechen, dass Sie sie zurückbekommen.«
    Die Frau blinzelte, dann gluckste sie heiser. »Bist’n schlaues Ding. Wird dir’ne Weile gutgehn hier drin. Nich wie ihr.« Sie deutete auf die zu ruhige Insassin der übernächsten Zelle, dann zuckte sie die Achseln. »Wenigstens hat die dumme Kuh aufgehört zu singen. Hat mich fast wahnsinnig gemacht.«
    Die Frau ging zurück zu ihrem Brot, kicherte über ihren eigenen Witz. Jane beäugte die andere Zelle voller Mitleid. Der Becher Suppe war wieder fortgenommen worden, aber der Brotkanten lag noch auf dem Zellenboden, kaum fünfzehn Zentimeter von der schlaffen Hand der Frau entfernt. Jane sah, wie die Frau in der übernächsten Zelle mit sehnigen Fingern danach angelte. Wenn die andere den Kanten erreicht hätte, hätte Jane protestiert. Jane würde drankommen, aber selbst wenn es um ihr eigenes Überleben ging, würde sie nicht stehlen. Dieser Gedanke war fest in ihr verankert. Er fühlte sich gut an, sie trug ihn schon lange in sich.

    Sie würde ihre eigenen Moralvorstellungen nicht aufgeben, komme, was da wolle. Sie hatte schon einmal überlebt, und sie würde es wieder tun. Wenigstens hatte sie dieses Mal nur sich selbst, um die sie sich kümmern musste.
    Als sie das bescheidene Vergnügen, das Brot zu essen, so lang wie möglich ausgedehnt hatte und nicht ein Krümel mehr übrig war, bekam Jane Probleme damit, den Lärm um sich herum zu ignorieren. Das Stimmengewirr wurde lauter und leiser und hatte sogar in der Nacht nie ganz aufgehört. Das unablässige Schlagen gegen die Gitterstäbe durchlöcherte ihren Vorrat an kühler Rationalität. Sie stützte beide Ellenbogen auf die Knie und hielt sich die Ohren zu.
    Jane schloss die Augen und nahm sich vor, einfach nur darauf zu warten, dass der Tag verging.
     
    An diesem Morgen erschien Ethan, frisch gebadet und allem Anschein nach guter Stimmung, zur vereinbarten Zeit bei Lord Maywell. Maywell beäugte ihn streng, als Simms ihn ins Arbeitszimmer führte. Ethan verbeugte sich herzlich. »Guten Morgen, Ihre Lordschaft.«
    Maywell nickte,

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