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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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hatte den Dienstwagen in der hintersten Ecke des
Parkdecks abgestellt.
    »Tut mir leid, Rudi, aber das war der einzige noch freie Platz. Das
Krankenhaus hat zurzeit Hochkonjunktur.«
    Bei jedem Schritt spürte Ferschweiler ein deutliches Hämmern in
seinem Schädel. Die Beule an seiner Schläfe hatte er bis zu diesem Zeitpunkt
fast schon vergessen, nun meldete sie sich zurück. Vielleicht war es doch keine
so gute Idee gewesen, sich selbst aus dem Krankenhaus zu entlassen. De Boer
telefonierte inzwischen mit Dr.   Berggrün, die ihm bestätigte, dass sich Helena
Claus zurzeit an der Kunstakademie aufhielt und wie gewohnt arbeitete.
    »Entwarnung, Rudi: Sie ist noch in Trier. Aber wir sollten uns trotzdem
ein bisschen beeilen«, trieb de Boer seinen Vorgesetzten an. Nur mit Mühe war
es Ferschweiler bisher gelungen, mit dem Holländer Schritt zu halten.
    Als sie den Wagen erreicht hatten, hielt de Boer ihm die Tür auf,
und Ferschweiler ließ sich mühsam in den Ledersitz fallen.
    De Boer nahm neben ihm auf dem Fahrersitz Platz, startete den Wagen
und jagte durch die Tiefgarage Richtung Ausfahrt. Selbst hier konnte sich der
notorische Raser nicht beherrschen.
    »Wo lag ich da eigentlich?«, fragte Ferschweiler.
    Sein Assistent musste lachen. »Das war das Centre Hospitalier in Luxemburg-Stadt.
Jetzt geht es aber endlich zurück nach Trier-West.«
    Ferschweiler und de Boer rasten zurück nach Trier,
geradewegs zur Kunstakademie. De Boer hatte das Radio in der Hoffnung angestellt,
seinen Namen im Zusammenhang mit den Ereignissen in Waldbillig zu hören. Als
der Moderator den nächsten musikalischen Beitrag ankündigte, stellte de Boer
das Radio lauter. Aus den Boxen erklang »Hells Bells« von AC/DC , und das Innere des Wagens schien förmlich zu
vibrieren.
    »Mein Lieblingssong«, sagte de Boer, wie um sich für die Lautstärke
zu entschuldigen.
    Ferschweiler konnte ihn kaum verstehen, zu laut wummerte es im Fond
des Wagens. Aber bei seinem Kollegen wunderte ihn inzwischen gar nichts mehr.
    De Boer setzte, nachdem sie bei Wasserbillig die Grenze überquert
hatten, das mobile Blaulicht aufs Wagendach, und so donnerten sie schon bald
über die Schlaglöcher und das Kopfsteinpflaster der Luxemburger Straße. Sie
passierten das Eros-Center und die zahlreichen Autohändler arabischer Herkunft.
    Ferschweiler hielt sich mit der rechten Hand krampfhaft am Handgriff
über der Beifahrertür fest. Aus Furcht, de Boer könne abgelenkt werden, traute
er sich nicht, die Lautstärke des Radios herunterzudrehen. Jede einzelne
Unebenheit der Straße sandte eine Schmerzwelle durch seine lädierte Schulter,
was ihm Tränen in die Augen trieb.
    Der Wagen schoss über die Kreuzung an der Römerbrücke, jagte die
Aachener Straße hinauf und fuhr dann endlich mit quietschenden Reifen in den
Innenhof der Kunstakademie.
    De Boer hatte den Wagen noch nicht ganz zum Stehen gebracht, da
versuchte Ferschweiler schon auszusteigen.
    »Warte, ich helfe dir.«
    De Boer sprang aus dem Wagen und lief um das Fahrzeug herum zur
Beifahrerseite. Er musste Ferschweiler aus dem Sitz ziehen und ihn auf den
wenigen Metern zum Eingang der Verwaltung stützen. Ferschweiler war es während
der Fahrt vor lauter Aufregung gelungen, die Schmerzen auszublenden, nun aber
glaubte er, mit seinen Kräften am Ende zu sein.
    Dr.   Berggrün kam ihnen von drinnen entgegen und hielt ihnen die Tür
auf.
    »Sie ist weg, Sie kommen zu spät.« Sie wirkte vollkommen aufgelöst. Tränen
hatten ihr Make-up verschmiert, Reste ihrer Wimperntusche liefen ihr über die
Wangen.
    »Was genau ist passiert?«, fragte Ferschweiler und musste um Luft
ringen.
    De Boer reichte Dr.   Berggrün ein Papiertaschentuch. Dankend nahm sie
es an, putzte sich die Nase und antwortete, immer noch mit von Tränen
erstickter Stimme:
    »Ich habe Frau Claus heute gekündigt. Nach all dem, was ich über sie
erfahren habe, nach dieser persönlichen Enttäuschung, konnte und wollte ich
nicht mehr mit ihr zusammenarbeiten. Noch nie in meinem ganzen Leben hat mich
jemand derart hintergangen. Als ich ihr gesagt habe, dass ich sie nicht mehr
auf dem Gelände sehen wolle, hat sie einen Aktenordner nach mir geworfen und
mich aufs Übelste beschimpft. Ich wäre sogar bereit gewesen, ihr eine Abfindung
zu zahlen. Ich wollte sie einfach nur noch so schnell wie möglich hier
raushaben.«
    Dr.   Berggrün schnäuzte sich, dann fuhr sie fort.
    »Leider habe ich ihr auch gesagt, dass Sie angerufen und Ihren
Besuch

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