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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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sensationell. Sie hat es wohl als eine Art Lebensversicherung aufgenommen.
Und damit kennen wir nun das Motiv für ihre Ermordung.«
    »Ja«, sagte de Boer. »Jetzt wissen wir, warum sie sterben musste.
Dadurch, dass sie ihn erpresst und damit gedroht hat, seine Drogengeschäfte
auffliegen zu lassen, war sie für Kafka zu einer Gefahr geworden. Für ihn stand
einfach zu viel auf dem Spiel. Sein ganzer Lebensentwurf als großer Impressario
der Kunstwelt und als Leiter einer eigenen Luxuskunstakademie.«
    »Aber was den Mord an Melanie Rosskämper angeht, sind wir noch immer
keinen Schritt weiter. Wenn wir nicht nachweisen können, dass Frau Dr.   Berggrün
ihm ein falsches Alibi gegeben hat, dann kommt Kafka als Täter nicht in Frage.
Zumal mir immer noch nicht klar ist, welches Motiv er gehabt haben könnte.«
    Im Zimmer kehrte Stille ein. Ferschweiler schaute wieder auf die
sich noch immer heftig im Wind hin und her bewegenden Baumkronen vor seinem
Fenster.
    Irgendwann sagte de Boer ganz ruhig: »Rudi, wir waren blind. Wir
hatten den Mörder die ganze Zeit vor unserer Nase und haben ihn nicht bemerkt.
Wir haben uns so sehr auf Kafka versteift, dass für uns niemand anderes mehr in
Betracht kam.«
    Ferschweiler sah ihn überrascht an. »Wen meinst du?«, fragte er.
    »Na, deine grauen Zellen sind wohl noch nicht alle wieder da, wo sie
hingehören«, flachste de Boer.
    Aber Ferschweiler überhörte die Anspielung auf seine noch nicht ganz
wiederhergestellte Geisteskraft geflissentlich und fragte stattdessen erneut:
»An wen denkst du?«
    De Boer war nun nicht mehr zu halten. »Wer hat uns denn überhaupt
auf die Spur von Kafka gebracht?«
    Ferschweiler rieb sich seine schmerzende Schulter. »Ich weiß es
nicht. Sag du es mir.«
    »Ich habe mir die Mühe gemacht, die Alibis von Natascha Berggrün und
Helena Claus noch einmal detailliert zu überprüfen. Du weißt schon: Die eine
hat erst ausgesagt, sie habe einen Vortrag vorbereitet, aber dann hatte sie auf
einmal doch mit Kafka zu Abend gegessen. Und die andere hat erzählt, beim
Einkaufen und anschließend mit Otmar Wolters im Kino gewesen zu sein. Wolters
wiederum ist angeblich vor dem Kino an der Mosel spazieren gegangen. Ich habe
es auch endlich geschafft, die Berber aufzuspüren, von denen er gesprochen hat,
aber die waren Freitagabend wohl zu besoffen, jedenfalls konnten sie sich nicht
an ihn erinnern. Im Kino hatte ich gar nicht erst angerufen. Für mich klang das
Alibi der beiden zu plausibel. Und ein Blick ins Kinoprogramm hatte gezeigt,
dass tatsächlich dieser Harrison-Ford-Film gezeigt werden sollte.«
    »Ich kann mich erinnern. Und?«
    »Ursprünglich hatte meine Befragung von Dr.   Berggrüns Nachbarn
nichts ergeben. Alle waren, wie die Berggrün ausgesagt hat, beim
Martinsgansessen der Freiwilligen Feuerwehr. Aber ein Nachbar, den ich erst
heute befragen konnte, weil er direkt am Tag nach der Tat zu einer Pilgerfahrt
nach Lourdes aufgebrochen war, sagte, dass am besagten Freitag ab ungefähr
achtzehn Uhr ein großer schwarzer Geländewagen vor Dr.   Berggrüns Haus geparkt
habe. Auch habe er auf seiner Terrasse Teile eines Streitgesprächs mitanhören
können. Genau erinnern konnte er sich noch an einen Satz seiner Nachbarin, weil
er den so skurril fand: ›Und dich habe ich an meinem Busen genährt wie eine
echte Mutter. Und nun diese Enttäuschung!‹«
    »Also wusste die Berggrün von der Akademie in Luxemburg. Aber warum
hat sie uns die ganze Zeit nicht davon erzählt?«
    »Ich würde vermuten«, sagte de Boer, »weil sie uns gegenüber ihre Enttäuschung
über Kafka und seine Pläne nicht zeigen wollte. Sie hatte mit ihrer Institution
immerhin einiges zu verlieren. Für sie wäre es wahrscheinlich das Schlimmste
gewesen, wenn die meisten der finanziell etwas potenteren Teilnehmer nach
Waldbillig gewechselt wären.«
    »Mit dem Mord an Melanie Rosskämper hat sie demnach aber wirklich
nichts zu tun.«
    »Nein. Vielleicht hat sie Melanie Rosskämper den Tod gewünscht, das
vermag ich nicht zu beurteilen. Letztendlich habe ich Natascha Berggrün stets
als äußerst sympathische, alles andere als aggressive Person erlebt.« Nach
einigen Sekunden fügte de Boer hinzu: »Kafka kann somit auch nichts mit dem Tod
der Rosskämper zu tun haben, denn Dr.   Berggrüns Nachbar hat den Geländewagen
tatsächlich erst gegen zweiundzwanzig Uhr wieder wegfahren sehen. Kafka kann
also unmöglich zum Zeitpunkt des Mordes in Trier-West gewesen sein.«
    »Und was

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