Die Schöne und der Leopard (German Edition)
Denn wer garantierte ihr, dass er und Bill Dallas sich an die Zusicherung hielten, die sie ihnen abgepresst hatte? Wenn Sue-Ann gerettet war, konnten sie das sein lassen und Norma Blake sogar feuern, dass sie auch noch ihre Rolle als B-Heldin des Films verlor.
»Wir können sie gleich abholen«, fuhr Norma Blake fort. »Ich will mich nur noch rasch umziehen. Wartet hier auf mich.«
Damit rauschte sie hinaus. Die beiden Männer sahen sie draußen am Fenster vorbeigehen.
»Sie wird sich noch wundern«, knirschte Bill Dallas. »Die Rolle der Dona Ines für dieses Biest, ha! Das wäre die größte Fehlbesetzung aller Zeiten. Der Produzent hat da auch noch ein gehöriges Wort mitzureden und würde niemals zustimmen, das Publikum sich zerreißen. Aber sichern wir ihr ruhig alles zu, was sie verlangt, damit sie uns zu Sue-Ann bringt. Ich verstehe nicht, wie all das zustande kam.«
»Lomungé steckt dahinter«, bemerkte der Regisseur. »Norma Blake steckt mit ihm unter einer Decke.«
»Da dürfte der hässliche alte Medizinmann aber mächtig schwitzen, besonders, wenn Norma ihm auch noch einheizt«, sagte Dallas. »Ich möchte mal wissen, was sie an diesem Juju-Zauberer findet.«
»Genau das, was du gerade gesagt hast, nämlich dass er ein Juju-Zauberer ist«, stellte der Regisseur fest.
»Dieses Biest schreckt auch vor nichts zurück. Da kommt sie schon wieder zurück. Verrate dich bloß nicht, Ed.«
Norma Blake hatte ihr Kleid mit einer Bluse und Shorts vertauscht. Dazu trug sie Stiefel zum Schutz gegen Schlangenbisse und einen Tropenhelm. In der Hand hielt sie eine Reitgerte, die sie wippen ließ. Ihre schrägen grünen Augen funkelten fast wie die eines Leoparden.
»Können wir gehen?«, fragte sie von der Tür.
»Natürlich.«
Dallas und Anderson beeilten sich. Sie riefen eine Handvoll Männer herbei. Zur Sicherheit nahmen sie eine Trage mit. Der Produktionsleiter fragte Norma Blake, ob von den Eingeborenen im Dorf Gefahr drohen würde.
»Nein, das hat Lomungé im Griff«, erwiderte die Schauspielerin spröde.
»Du hältst wohl eine Menge von deinem Juju-Zauberer«, konnte sich Dallas nicht verkneifen zu sagen. »Da habt ihr euch aber ein schönes Stück erlaubt.«
»Das kann man wohl sagen«, erwiderte Norma mit höhnischem Lachen.
Die Gruppe ging los, zu Fuß durch den Dschungel zum Dorf der Agnis. Es war später Vormittag. Im Schatten der Bäume war es auszuhalten. In der grellen Sonne nicht.
Bill Dallas und Ed Anderson hatten Sue-Anns Verschwinden an diesem Vormittag schweren Herzens per Satellitenfunk, wozu es im Camp eine spezielle Anlage gab, nach Hollywood gemeldet. Die zur Unterstützung und Suche nach der verschwundenen US-Schauspielerin angeforderte einheimische Armee hatte bisher noch nichts von sich hören lassen, geschweige, dass eine Einheit angerückt wäre.
Die fünf Männer und die rassige Schauspielerin marschierten durch den Dschungel. Trommeln ertönten. Seit jenem Höllenspuk bei dem Tor der Zeit hatten die Mitglieder der Filmcrew, Sue-Ann ausgenommen, keinen Trommelschlag mehr gehört.
Bill Dallas wischte sich das schweißtriefende Gesicht. Er klatschte sich gegen den Hals, um einen Quälgeist von Moskito zu erledigen.
»Verdammt, was für ein Land«, schimpfte er. »Wenn ich es bloß schon wieder verlassen könnte. Von mir aus können wir selbst mit des Teufels Großmutter als Heldin von Ivory Coast drehen, wenn wir bloß endlich fertig werden.«
Norma wirbelte herum und hob die Reitpeitsche zum Schlag.
»Soll das eine Anspielung sein?«, giftete sie.
»Wo denkst du denn hin!«, wehrte der Produktionsleiter erschrocken ab. »Das war nur eine allgemeine Bemerkung. – Ah, da ist endlich das Dorf.«
Zwischen den Bäumen sah man die Palisaden, die die Krals der Agnis von Bouradake umgaben. Mit Speeren bewaffnet Krieger bewachten das Dorftor. Norma Blake wandte sich an sie.
»Bringt uns zu Lomungé!«, befahl sie herrisch auf Französisch.
Die Krieger bildeten eine Gasse und senkten die Assagais ein wenig. Noch immer blickten sie feindselig und grimmig. Doch es war eine spürbare Entspannung eingetreten.
Agni-Krieger führten die Gruppe durchs Dorf zu der Hütte des Medizinmanns, vor der der Totempfahl stand. Lomungé erschien, mit Rassel und Juju-Stab in den Händen, herausgeputzt mit sämtlichen Insignien seiner Würde als Medizinmann.
Unverhohlener Triumph leuchtete aus seinen stechenden Augen. Ed Anderson lud seine Mannlicher durch und richtete den Büchsenlauf auf
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