Die Schöne und der Leopard (German Edition)
musst du uns schon verraten«, verlangte er. »Du kannst uns nicht länger auf die Folter spannen. – Steh wenigstens Ed und mir Rede und Antwort.«
»Na gut«, hauchte die Schauspielerin. »Gehen wir in die Verwaltungsbaracke.«
Norma Blake wollte mit von der Partie sein. Doch Bill Dallas wies sie zurück.
»Wir wollen erst mal allein mit Sue-Ann sprechen. Sieh das bitte ein.«
Der Produktionsleiter drückte sich höflich aus. Doch im Grund genommen befahl er. Ob Norma Blake uns nun einsah oder nicht, spielte überhaupt keine Rolle. Sie musste sich fügen.
In der Baracke bot Dallas Sue-Ann kalten Fruchtsaft an. Sie trank, als ob sie völlig ausgedörrt sei. Gespannt warteten Anderson und der Produktionsleiter, was sie ihnen zu erzählen hatte.
Sie wurden enttäuscht. Sue-Ann gab an, sich an keine Einzelheiten erinnern zu können. Sie wusste nur noch, dass sie die beiden betäubten Wachen gefunden hatte, die inzwischen längst wieder auf dem Damm waren. Danach fehlte ihr die Erinnerung.
»Ich weiß nur, dass ich im Lomungés Hütte erwachte«, sagte sie. »Er hat mir kein Haar gekrümmt.«
Sue-Ann fühlte sich innerlich leer und so merkwürdig, als ob ein Teil von ihr fehlte. Sie hatte keinen Antrieb und war außerhalb ihrer üblichen Gemütslage. Ehrgeiz und alles Streben hatten sie verlassen. Die Schauspielerin hatte den Eindruck, sie würde sich selbst wie in einer Filmrolle beobachten.
Sie war da, doch geistig stand sie mit Distanz neben sich.
Als Anderson ihr eröffnete, dass Norma Blake ihre Rolle haben wollte und das der Preis für ihre Freilassung gewesen war, nickte sie bloß.
»Vielleicht spielt sie die Rolle besser als ich«, sagte sie. Sue-Ann fasste sich an den Kopf. »Ich bin todmüde. Ich muss unbedingt in mein Zelt und mich hinlegen. – Ach, schlafen, schlafen, ich will nichts als Schlafen.«
»Ist das alles, was du zu Norma Blakes intrigantem Spiel zu sagen hast?«, erkundigte der Regisseur sich. »Sie hat sich mit Lomungé verschworen, um ihren Willen durchzusetzen. Aber...«
Er verstummte. Vielleicht hatten die Wände Ohren und lauschte jemand. Da war es besser, nicht zu offen zu sprechen.
»Was soll ich denn sonst dazu sagen?«, fragte die Blondine. »Es gibt wichtigere Dinge als Filmrollen. – Jetzt entschuldigt mich. – Ed, wenn du ins Zelt kommst, sei bitte leise und weck mich nicht auf, wenn ich schlafe.«
Als sie hinausgegangen war, sagte der Regisseur zu Bill Dallas: »Da stimmt etwas nicht. Ich habe den Eindruck, dass wir hereingelegt werden sollen oder schon worden sind. Sue-Ann gefällt mir nicht. Sie ist ganz anders als sonst, wie eine Schlafwandlerin.«
»Sprich du unter vier Augen mit ihr«, schlug Dallas vor. »Vielleicht kannst du sofort mehr erfahren. Wenn nicht, müssen wir noch ein wenig warten und ihr Zeit geben. Möglicherweise erfahren wir auch von Lomungé was.«
Ed Anderson nickte. Er folgte Sue-Ann zu dem Zelt, in dem sie heiße Liebesnächte unter dem Himmel Afrikas verbracht hatten, bevor der Juju-Zauber auftrat und der Leopardenmann die Schauspielerin heimsuchte. Sue-Ann hatte gerade geduscht. Wasserleitungen gab es im Camp nicht. Das Wasser floss aus Tanks, die bei der Errichtung des Camps aufgestellt worden waren und von Flusswasser, das über eine Reinigungsanlage lief, gespeist wurden.
Sue-Ann zog ein hauchdünnes Kleid über. Sie fühlte sich unwohl. In ihrem Kopf hämmerte es, und sie konnte nicht unterscheiden, ob sie nun Trommeln hörte oder nicht. Die schöne Schauspielerin glaubte immer wieder, wispernde Stimmen zu hören, die sie nicht verstehen konnte.
Etwas war geschehen. Das wusste sie. Es musste grässlich gewesen sein. Doch die Blondine konnte sich nicht daran erinnern, was in der letzten Nacht vorgefallen war.
»Hallo, Darling«, sagte Ed Anderson. »Du siehst heute wieder mal ganz phantastisch aus.«
Sue-Ann drehte sich um – und erstarrte. Zunächst sah sie Ed Anderson. Dann verwandelte sich sein Kopf in den eines Leoparden. Der Leopardenmann schritt auf sie zu und wollte sie küssen. Zitternd wich die Schauspielerin zurück.
»Was schaust du mich denn so entsetzt an?«, fragte der Regisseur. »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
»Ed, du... du...«
»Was hast du denn nur?«
Andersons Hände wurden zu Krallen, als er nach seiner Geliebten fasste. Sue-Ann wich ihm aus. Der Regisseur hatte keine Ahnung, warum sie sich vor ihm grauste.
»Kann ich dir helfen?«
»Fass mich nicht an! Ed, dein Kopf...«
»Aber du bist ja völlig
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