Die Schöne und der Leopard (German Edition)
Lomungés Brust.
»Wo ist Sue-Ann Bailey?«, fragte er. »Antworte.«
Lomungé trat zur Seite. Sue-Ann kam aus der Hütte. Sie trug ein buntes Wickelgewand wie eine Agnifrau. Ihr Blick war leer.
»Da bin ich. Nur keine Sorge, mir ist nichts passiert. Lomungé ist ein großer Zauberer. Seine Juju-Magie hat mich von meinen psychischen Problemen geheilt.«
Ed Anderson freute sich viel zu sehr, seine Geliebte lebend und zumindest äußerlich unverletzt wiederzusehen, als dass er übermäßig misstrauisch gewesen wäre. Mit einem Jubelschrei drückte er einem seiner Begleiter die Büchse in die Hand und schloss Sue-Ann in die Arme.
Er drückte sie an sich, als ob er sie nie wieder loslassen wollte. Sue-Ann schmiegte sich an ihn. Sie küssten sich lange, schauten sich in die Augen und himmelten sich an.
»Bist du unversehrt?«, fragte Ed Anderson.
Sue-Ann drückte seine Hand.
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es ist alles gut.«
»Aber... du bist doch von dem Leopardenmann entführt worden? Wie kommst du hierher? Warst du die ganze Zeit in dem Dorf? Was ist geschehen, seit Tombé dich verschleppte.«
»Tombé ist tot«, erwiderte die blonde Schauspielerin. »Er wird niemals zurückkehren. Aber das sind weder die geeignete Zeit noch der richtige Ort, um das zu erzählen. Lomungé hat mich gerettet.«
»Dann lass uns ins Filmcamp zurückkehren. Aber vorher will ich noch ein Wörtchen mit Lomungé reden.«
Ed Anderson küsste Sue-Ann abermals, drückte ihre Hand und wandte sich an den Medizinmann, mit dem und Ed Dallas zusammen er ein Stück zur Seite ging. Norma Blake gesellte sich zu ihnen.
»Ich verlange eine Erklärung, Lomungé«, sagte der Regisseur aufgebracht. »Wie verhält es sich mit dem Leopardenmann und seiner Horde?«
Der Medizinmann fuchtelte mit seinem Juju-Stab. Er schwang die Rassel, hängte sie dann an den Gürtel und ließ sein Schwirrholz kreisen. Zu dem summenden Ton sang und murmelte er. Die Weißen konnten kein Wort verstehen.
»Lasst ihn in Ruhe«, sagte Norma Blake. »Er hält Zwiesprache mit seinen Göttern. Zu gegebener Zeit wird er euch Rede und Antwort stehen.«
»Aber bald, darauf bestehe ich«, brummte Ed Anderson unwirsch. »Ich lasse mich nicht für dumm verkaufen.«
Sue-Ann stand vorm Kral des Medizinmanns im Schatten. Sie war ein wenig blass. Ihre Arme hingen schlaff herab. Die Schauspielerin wirkte lethargisch, was bei ihr sonst nicht der Fall war. Sie ließ sich von Ed Anderson wegführen.
Norma Blake war noch einen Moment bei dem tanzenden, Beschwörungsformeln aufsagenden und singenden Medizinmann zurückgeblieben. Jetzt lief sie zur Gruppe der Weißen.
»Lomungé wird heute noch in unserem Camp erscheinen«, sagte sie. »Dann wird sich alles aufklären. – Denkt an die Abmachung, die wir getroffen haben. Ich erhalte die Hauptrolle.«
Sue-Ann reagierte nicht, obwohl sie es gehört haben musste. Das hätte Ed Anderson zu denken geben sollen. Doch er war viel zu glücklich, Sue-Ann wiederzuhaben, als dass er viel nachgedacht hätte. Er nickte Norma nur zu. Bill Dallas wiederum dachte: Du wirst dich noch wundern, du Aas Norma Blake. Glaub bloß nicht, dass du uns in die Tasche stecken kannst.
Ed Anderson führte Sue-Ann durchs Dorf. Die übrigen Weißen folgten ihnen. Agni-Krieger flankierten sie stumm. Frauen und Kinder des Stammes schauten aus Hüttentüren und hinter den Hütten hervor auf die Weißen.
Das Trommeln am anderen Ufer des Bandama-Flusses hatte aufgehört. Jetzt setzte es wieder ein. Der Trommelklang begleitete die Weißen bei dem Weg aus dem Dorf und der Rückkehr durch den Urwald zu ihrem Camp. Dumpf und bedrohlich erklang er.
Die Agni-Krieger waren zurückgeblieben. Ed Anderson meinte einen Moment, im dichten Unterholz die grünen Lichter eines Leoparden glühen zu sehen. Gleich darauf sah er sie nicht mehr und dachte, er hätte sich getäuscht.
Das war aber nicht der Fall. Als die Gruppe von Weißen verschwunden war, trat der Leopard auf den Pfad. Er schaute hinter der Gruppe her. Dann bleckte er seine Reißzähne und bewegte angespannt und nervös seinen Schwanz. Mit einem Sprung war er wieder im Dschungel verschwunden.
Und immer noch dröhnten die Urwaldtrommeln.
*
Im Camp wurde Sue-Ann mit Hurra und Hallo empfangen. Matt lächelnd begrüßte sie die Mitarbeiter, Kollegen und Freunde. Dann entschuldigte sie sich mit Müdigkeit und Schwäche, um keine Fragen beantworten zu müssen. Bill Dallas runzelte die Stirn.
»Ein wenig
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