Die schoene und der Lord
Hexe?« wurde von außerhalb der Tür wütend gerufen. »Wenn du ihr oder dem Balg den geringsten Schaden zufügst, werde ich dich für deine Unfähigkeit bestrafen lassen!«
Mary achtete nicht auf ihn und konzentrierte all ihre Aufmerksamkeit auf Catherine. »Genau so. So ist es recht, Mylady, Sie machen das sehr gut. Beide Füßchen sind jetzt draußen. Jetzt müssen Sie ganz lockerlassen und tief und langsam einatmen. Sie dürfen nicht pressen, Mylady, ganz gleich, wie sehr Sie es auch wollen. Noch nicht. Sie müssen es ganz mir überlassen, das Kind herauszuholen.«
Mary machte sich zwischen Catherines gespreizten Beinen zu schaffen. Das Bettzeug war naß vor Schweiß und Fruchtwasser, was in Verbindung mit der Hitze in der stehenden Luft einen stechenden Geruch verursachte. Mary wischte sich noch einmal mit der Schürze über die Stirn und lehnte sich dann vor.
»Genau so, Mylady, atmen Sie ruhig und tief. Es ist schwer, das weiß ich. Sie können jetzt ein wenig pressen. Ja, so, Mylady. Gut machen Sie das. Jetzt werde ich Ihnen gleich Ihr Kind reichen können. Und wenn Sie die Geburt hinter sich haben, bringe ich Ihnen eine schöne Tasse von dem Tee, den ich mit Mutterwurz und Basilikum zubereite. Damit er nicht so bitter ist, rühre ich auch etwas Honig hinein. Wenn Sie dann ein wenig ausgeruht haben und ich Sie schön gewaschen habe, richten wir Ihnen ein kühlendes Bad mit Schwarzwurz, danach kommen Sie rasch wieder zu Kräften, Sie werden sehen.«
Mary redete immer weiter, schwatzte drauflos, egal worüber, Hauptsache, es lenkte Catherine ein wenig ab, während sie damit begann, ihre Hand in sie einzuführen. Sofort konnte sie spüren, wie Catherine sich um sie herum verkrampfte.
»Nein, Mylady, entspannen Sie sich. Der Kopf des Kindes ist weich, ja, aber es ist äußerst gefährlich, wenn er so hinauskommt. Versuchen Sie, sich zurückzulegen, Mylady, und ich werde es langsam herausziehen. Ich muß die Ärmchen mit meiner Hand nach unten drücken, damit sie nicht brechen. Anders geht es nicht, Mylady. Es wird Ihnen sehr weh tun, Mylady, aber nur einen kurzen Moment lang. Und ich werde versuchen, so schnell wie möglich zu sein.«
Ihre Worte schienen Catherine zu besänftigen, denn sie lockerte ihre angespannten Muskeln ein wenig und legte sich auf dem Bett zurück. Mary begann langsam damit, das Baby aus ihrem Leib zu holen, ohne dabei Catherines Gesicht aus den Augen zu lassen — um sich zu vergewissern, daß sie nicht vor Schmerzen starb.
Catherine war ein Muster an Konzentration und Selbstkontrolle, unterdrückte mit zusammengebissenen Zähnen den Schmerz und bündelte all ihre Energie einzig und allein auf diese eine Aufgabe. Wie stolz der Gutsherr auf sie, seine englische Maid, gewesen wäre. Mary wartete und beobachtete Catherine so lange, bis sie die Pobacken des Säuglings in ihren Händen spürte. Erst dann senkte sie den Blick.
Füße und Beine des Säuglings waren heraus, und die Haut war blau angelaufen. Gefährlich blau. Mary mußte das Kind rasch herausbekommen, aber ihr war auch bewußt, daß sie besondere Vorsicht walten lassen müßte, was Genick und Kopf betraf. Die meisten Schmerzen würde Catherine zu erdulden haben, wenn die Schultern herausbefördert wurden, und dabei schwebte auch das Kind in höchster Lebensgefahr. Mary legte eine Hand unter das Baby, zwischen seine Beinchen und gegen seinen Bauch, und die andere einwärts, so daß sie sein Köpfchen umschloß. Langsam begann sie zu ziehen.
Catherine schrie laut auf.
»Genau, Mylady, jetzt pressen. Ja, es ist beinahe da. Ich habe es, seine Arme und Schultern sind durch, und jetzt kann ich seinen Hals sehen ...«
Catherines Schrei schwoll zu höchster Lautstärke an und hallte von den spinnwebbedeckten Dachsparren wider, bevor er unvermittelt abbrach und Stille einkehrte. Nur ihr schweres, unregelmäßiges Atmen war in der ansonsten totenstillen Kammer zu vernehmen. Rasch zog Mary das Kind heraus, hielt es an den Beinen und versetzte ihm einen tüchtigen Klaps auf den Rücken.
Es gab keinen Laut von sich.
Sie drehte das Kind zu sich um und schloß kurz die Augen, als sie erkannte, daß es sich um einen Jungen handelte. Ein Sohn. Lady Catherine hatte sich so sehr einen Sohn gewünscht, um ihrem geliebten Charles den Erben zu schenken, um den er gebetet hatte. Gewiß würde es ihr das Herz brechen, wenn sie ihn jetzt verlöre.
Mary säuberte ihm Mund und Nase, bevor sie ihn in ein dickes Tuch hüllte und energisch seine
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