Die Schoene und der Milliardaer
noch keinen Handschlag getan hatten und sich höchstens im Fitness-Center anstrengten, unter GröÃenwahn und Standesdünkel litten.
âSoviel ich weiÃ, gehört ihr der Laden sogarâ, sagte Holt. âErst neulich, als die Gerüchteküche schon kochte, hat Tante Rowena mir erzählt, was für ein bewundernswertes Händchen sie für Blumen habe.â
Paula riss die Augen auf. âHändchen für Blumen? Liebling, das kann doch wohl nicht dein Ernst sein.â
Er lachte. âDu brauchst gar nicht die Nase zu rümpfen. Sie läuft nicht in Gummistiefeln über die Felder und wühlt in der Erde. Aber sie hat Talent, Blumen zu arrangieren.â
Immer noch schaute Paula ihn ungläubig an. âWas, bitte schön, ist daran bewundernswert?â
âEs ist eine Kunst. Glaub mir.â
âUnsinn. Jede dumme Gans kann das.â
Offenbar hatte Paula den mangelnden Schönheitssinn ihrer Mutter geerbt. Die kaufte Blumen in Massen und stopfte sie wahllos in geschmacklose Vasen. Schon immer waren ihm diese hässlichen SträuÃe im Hause Rowlands ein Dorn im Auge gewesen.
âDas sehe ich andersâ, erwiderte er zerstreut, denn er beobachtete, wie Marcus und seine Begleiterin durch den Raum schritten. Die junge Frau hätte einem Gemälde des neunzehnten Jahrhunderts entstiegen sein können, fand er und fühlte sich tatsächlich gefesselt von ihrer Anmut und Grazie. Kein Wunder, dass Marcus von ihr hingerissen ist, dachte Holt. Immerhin war er selbst, ein Kenner und Bewunderer von Schönheit, beeindruckt.
âIst deine GroÃtante heute Abend auch hier?â, fragte Paula. âFür ihr Alter sieht sie immer noch super aus.â
Was für eine gönnerhafte Bemerkung! Sie ärgerte ihn, denn er wusste, dass Rowena Wainwright-Palmerston in Wirklichkeit einschüchternd auf Paula wirkte.
âRowena hat in jedem Alter groÃartig ausgesehenâ, sagte er scharf, ohne den Blick von der blonden Frau zu lassen.
âHolt? Schatz!â Paula stieà ihm den Ellbogen in die Seite, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Er verzog das Gesicht. âWillst du mir die Rippen brechen?â
âAber nein.â Sie streichelte seinen Rücken.
âDie Frau ist wirklich schön.â
Das hätte er nicht sagen dürfen. Die Bemerkung war ihm herausgerutscht. Er war auf diese Erscheinung nicht vorbereitet gewesen. Weder durch die Gerüchte, die um Marcus und seine unpassende Freundin kursierten, noch durch das, was seine GroÃtante gesagt hatte. Dass sie eine bemerkenswerte junge Frau sei. Keine von diesen modernen Typen, sondern eher eine klassische, eine zeitlose Schönheit. Zweifellos aus gutem Hause. Europäisch. Kein Wunder, dass sie Marcus gefalle.
Warum hatte er aus Rowenas Worten nicht die richtigen Schlüsse gezogen?
âDir ist hoffentlich etwas an ihrem Haar aufgefallenâ, unterbrach Paula seine Gedanken.
âWillst du mir weismachen, dass du mit kupferrotem Haar auf die Welt gekommen bist?â
âIch habe nur mit ein paar Glanzlichtern nachgeholfenâ, log Paula. âAber so ein WeiÃblond stammt aus der Tube.â
âOder aus Skandinavienâ, sagte er. âDie Frau heiÃt mit Nachnamen Erickson, Sonya Erickson. Vielleicht kommen ihre Eltern aus Norwegen, dem Land der Mitternachtssonne, wo Ibsen, Grieg, Edvard Munch und Sigrid Undset geboren wurden.â
Paula runzelte die Stirn. Die Namen sagten ihr wenig. âNiemals hätte ich mir vorstellen können, dass Marcus so ein Trottel istâ, sagte sie bitter. âMeine Mutter auch nicht.â
âAha, deine Mutter.â Was für eine schreckliche Frau! Marilyn Rowlands lieà es zu, dass ihr Chihuahua namens Mitzi männliche Besucher wie ein Rottweiler begrüÃte. AuÃerdem war sie der festen Ãberzeugung, dass Frauen, die mit vierundzwanzig noch nicht verheiratet waren, lebenslang unter Einsamkeit leiden mussten. Deshalb versuchte sie verzweifelt, ihre achtundzwanzigjährige Tochter an den Mann zu bringen. Die Wahl war ausgerechnet auf ihn gefallen. Er hätte Paula nicht einmal geheiratet, wenn sie die einzige Frau auf der Welt gewesen wäre. Er liebte sie nicht.
âDu warst doch auf der Dinnerparty, die Mummy arrangiert hat, um Marcus mit Susan Hampstead zusammenzubringen. Erinnerst du dich?â, fragte Paula und starrte Ms Erickson böse an. âSie haben ja beide keinen
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