Die Schoene und der Milliardaer
Lady Palmerston, ihren Laden empfohlen, und die wiederum empfahl ihn ihren Freunden weiter. Dafür war Sonya ihnen dankbar. Und sie wusste auch Marcusâ Vorzüge zu schätzen. Er war äuÃerst klug und ein interessanter Gesprächspartner. AuÃerdem gehörte er zu den Menschen, die andere gern glücklich machten und selbst kaum Ansprüche stellten. Sie hielt ihn für einen durch und durch feinen Menschen.
Schon bei ihrem ersten Treffen hatte er sie auf ihre Augen angesprochen. Sie erinnerten ihn an die seiner verstorbenen Frau und die Farbe von Smaragden. Alles, was Marcus etwas bedeutete, gehörte der Vergangenheit an. So war es auch bei Sonya.
âWoran denken Sie?â
Die Worte waren für sie bestimmt. Sie wandte den Kopf.
Schon während des Vier-Gänge-Menüs hindurch hatte sie fasziniert dieser Stimme zu ihrer Rechten gelauscht. Es war zweifellos David Holt Wainwright, der immer wieder anregende Themen anschnitt und dafür sorgte, dass alle zu Wort kamen. Seine Interessen und sein Wissen schienen grenzenlos zu sein. Er sprach gewandt und geistreich. Obwohl er der jüngste Mann in der Runde war, schien er alle Fäden in der Hand zu halten. Schon allein deshalb gebührte ihm ihr Respekt.
Inzwischen war das Tischgespräch in Einzelgespräche zerfallen. Marcus beantwortete die Fragen seiner linken Tischnachbarin, Tara Bradford, erfolgreiche Bankerin und schätzungsweise Anfang fünfzig. Sonya spürte sofort: Diese geschiedene, schlanke und gut aussehende Frau interessierte sich für ihn. An ihren Blicken und Gesten konnte sie es ablesen. Tara war eine enge Freundin von Marcusâ verstorbener Frau gewesen. An Sonya hatte sie nur ein paar nichtssagende Worte gerichtet. Ansonsten machte sie den Eindruck, als glaubte sie, dass Marcus wieder zur Besinnung käme und die im Mai begonnene Freundschaft mit Sonya spätestens im November beendete. Auch strahlte die reife Frau die Ãberzeugung aus, ihm viel mehr bieten zu können.
Bei all diesen Beobachtungen hatte Sonya Davids Gegenwart nicht vergessen. Das war nicht weiter verwunderlich, denn er hatte eine anziehende Persönlichkeit. Wahrscheinlich erlagen die meisten Frauen seinem Charme. Doch Sonya hatte nicht vor, diese Dummheit zu begehen. Ihr Frühwarnsystem sagte ihr, dass sie David Holt Wainwright nicht zu nah kommen durfte, wenn sie nicht mit dem Feuer spielen wollte. Nur zu schnell konnte aus Funken ein GroÃbrand entstehen, der ihr mühsam aufgebautes Leben in Schutt und Asche legte. Sie schwebte in Gefahr und musste vorsichtig sein.
Holt wartete schweigend auf Ms Ericksons Antwort und bemerkte, wie ihr Gesichtsausdruck sich nach und nach veränderte, bis er geradezu verschlossen wirkte.
âIch habe mich daran erinnert, wie ich Marcus kennengelernt habeâ, beantwortete sie seine Frage.
âDas geschah in Ihrem Blumengeschäft, nicht wahr?â Er lächelte spöttisch, doch innerlich war er auf der Hut. Instinktiv ahnte er, dass er und diese Frau einander sehr verletzen konnten. Und Marcus dazu. Für sich hätte er die Gefahr nicht gescheut, doch wegen Marcus durfte er nichts riskieren. Sein Onkel lag ihm viel zu sehr am Herzen.
Sonya lieà sich von seinem durchdringenden Blick nicht einschüchtern. âSicher wissen Sie auch, dass Marcus hereinkam, weil ihm die Schaufensterdekoration gefiel.â
âEs hat sich herumgesprochen, dass sie eine begnadete Floristin sind.â
âBin ich nicht, ich habe nur hart dafür gearbeitet.â Sie hielt seinem Blick stand und erwiderte ihn wie ein Duellgegner. âHat sich Lady Palmerston in dieser Weise geäuÃert?â
âWie jeder Ihrer Bewunderer.â
âDann will ich nicht undankbar sein.â Ihr Gesicht entspannte sich, sie lächelte. âIch betreibe ein Geschäft und brauche Kunden. Kunden, die meine Arbeit würdigen.â
âSicher schätzen Sie Marcus und meine GroÃtante als besonders gute Kundenâ, sagte er höflich.
Prüfend schaute sie ihm in die Augen. âVielleicht darf ich auch Sie einmal in meinem Geschäft begrüÃen, David? Inzwischen liefere ich Blumenschmuck für Geschäftsessen, Dinnerpartys und andere Feierlichkeiten wie Hochzeiten.â
Darauf fiel er nicht herein. âDas werde ich mir merkenâ, sagte er, ohne die Absicht, sich jemals mit ihr in Verbindung zu setzen. Es wäre viel zu gefährlich.
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