Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schoene und der Prinz

Die Schoene und der Prinz

Titel: Die Schoene und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
Vom Netzwerk:
sie sich an die Brust heften.“
    „So solltest du in Forellas Gegenwart nicht reden!“ rügte ihre Mutter.
    „Warum denn nicht?“ fragte ihr Vater. „Wenn sie alt genug ist, um bei Hofe vorgestellt zu werden, soll sie sich ein eigenes Urteil bilden, ob sie es tatsächlich als das tollste Ereignis ihres Lebens ansieht oder lieber mit mir um die Wette einen endlosen Strand entlanggaloppieren würde.“
    „Wir nehmen beide das Rennen mit dir auf“, hatte ihre Mutter lachend versichert, und damit hatten sie das Thema Buckingham Palace fallen lassen.
    Der Spott ihres Vaters hatte sich Forella jedoch eingeprägt, und sie war mit Vorurteilen gegenüber der sogenannten vornehmen Gesellschaft nach England gekommen.
    Daß der Graf sich mitten in der Nacht in ihr Schlafzimmer verirrt hatte und die anschließende häßliche Szene hatten ihrem Vater ebenfalls recht gegeben. Alles, was diese Mitglieder der Oberschicht taten, war widerwärtig und abstoßend.
    Nur der Prinz war offenbar eine Ausnahme. Sicher weil er Ungar ist, dachte sie. Wenn ich mich mit ihm unterhalte, stelle ich bei ihm das gleiche Einfühlungsvermögen und Verständnis fest wie bei Mama. Ein Durchschnittsengländer wäre dazu gewiß nicht fähig.
    Am folgenden Tag geschah etwas, das ihr den Prinzen erneut in einem anderen Licht erscheinen ließ.
    Sie war im Garten gewesen, um einige der herrlich duftenden gelben Teerosen für die Prinzessin zu holen. Mit dem Strauß in der Hand wollte sie das Wohnzimmer betreten, als sie darin jemanden sprechen hörte.
    Sie zögerte, weil sie nicht wußte, ob sie störte.
    „Machen Sie sich keine Sorgen, Princesse“, hörte sie einen Mann in französisch sagen. „Gut, daß Sie mich haben kommen lassen, aber es ist wirklich nichts Ernstes.“
    Forella wußte nun, daß ein Arzt bei der Prinzessin war und sie untersuchte. Sie wunderte sich nur darüber, daß er sich französisch mit seiner Patientin unterhielt. Vermutlich beherrschte sie diese Sprache besser als Englisch.
    Gerade wollte sie sich abwenden und nach einer Vase suchen, als sie ihn sagen hörte: „Armes Ding, ich kann nicht viel mehr für sie tun, als sie ruhigzuhalten. Ich habe ihr ein Schlafmittel gegeben. Wenn sie aufwacht, wird sie vergessen haben, was geschehen ist.“
    Forella blieb wie erstarrt stehen. „Arme Lady“ – das waren die Worte, die Mrs. Newman gebraucht hatte. Sie hatten sich offenbar auf dieselbe Person bezogen, die der Arzt erwähnte.
    Die Neugier trieb sie jetzt doch ins Wohnzimmer. Die Prinzessin wandte sich ihr zu und sagte in ihrem etwas fehlerhaften Englisch: „Da bist du ja, mein Kind. Ich möchte dir Dr. Bouvais vorstellen, der mich behandelt und auch sonst als Besucher jederzeit bei uns willkommen ist.“
    „Ihre Hoheit sind sehr gütig“, sagte der Arzt, gab Forella die Hand und murmelte: „Enchanté, Mademoiselle.“
    Nicht nur wegen seiner Sprache, sondern auch äußerlich wirkte er auf sie wie ein echter Franzose. Deshalb antwortete sie ihm auch in seiner Sprache.
    „Freut mich, Sie kennenzulernen, Monsieur.“
    „Man sagte mir, daß Sie Ungarin sind, aber Sie sprechen französisch wie eine Pariserin.“
    „Das Kompliment hat er mir nie gemacht“, stellte die Prinzessin lächelnd fest. „Mein junger Gast, Monsieur, ist sehr vielseitig begabt.“
    „Und eine ausgezeichnete Reiterin“, ergänzte der Doktor. „Das ganze Dorf spricht davon, wie hervorragend die junge Dame mit den Pferden des Prinzen zurechtkommt. So etwas hat man noch nicht erlebt.“
    Forella, der gar nicht bewußt geworden war, daß man außerhalb des Manor überhaupt Notiz von ihr genommen hatte, hoffte nur, daß sich daraus keine Gefahr für sie ergab. Doch dann sagte sie sich, daß die Idee des Prinzen, ihrem Onkel eine Nachricht zukommen zu lassen, sie vermutlich vor irgendwelchen Suchaktionen bewahren würde.
    „Ich muß Sie jetzt verlassen, Madame“, hörte sie den Doktor sagen. Er küßte mit vollendeter französischer Galanterie die Hand der Prinzessin, machte Forella ein Kompliment und bedachte sie mit einem bewundernden Blick. Dann verschwand er.
    Forella reichte der Prinzessin die Rosen. „Ist es nicht ungewöhnlich, einen französischen Dorfarzt zu haben?“ fragte sie dann.
    Die Prinzessin lachte. „Sicher hast du bemerkt, daß er ebenfalls einer von János’ Schützlingen ist.“
    „Er hat sich aus einem bestimmten Grund nach Little Ledbury zurückgezogen?“
    „Selbstverständlich“, erwiderte die Prinzessin. „Praktisch

Weitere Kostenlose Bücher