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Die Schoene und der Prinz

Die Schoene und der Prinz

Titel: Die Schoene und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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hatte. Vom Spüljungen bis zum hochherrschaftlichen Kammerherrn war alles vorhanden gewesen. Letzterer hatte eine so wichtige Stellung innegehabt, daß er von den übrigen Dienstboten mehr gefürchtet wurde als ihr Herr.
    Da ihr Vater gern von zu Hause und von seinen Vorfahren erzählte, bat Forella ihn immer wieder um Einzelheiten über seine Kindheit und die prächtigen Feste, die am Claye Park gefeiert worden waren.
    Ebenso war es, wenn sie mit ihrer Mutter allein war. Sie pflegte ihr den prächtigen Palast zu beschreiben, den ihre Familie bewohnte, und die riesigen Ländereien, die sie in Ost-Ungarn besaßen.
    Was Forella vor allem an diesen Schilderungen fasziniert hatte, war der Kontrast zu ihrem eigenen, ein wenig chaotischen, aber stets abwechslungsreichen Leben.
    Seit sie in England war, hatte sie sich immer wieder gewünscht, ihren Vater bei sich zu haben, der sich über die steifen Regeln und Umgangsformen seiner Landsleute lustig machen würde.
    Ein großer Haushalt, wie zum Beispiel im Schloß, ließ sich jedoch nur reibungslos führen, wenn gewisse Regeln und Rangordnungen eingehalten wurden. Das erkannte sie jetzt.
    Das Herrenhaus war zwar viel kleiner als das Schloß, aber auch hier begegneten ihr auf Schritt und Tritt adrett gekleidete uniformierte Hausmädchen, die morgens schon den Staubwedel schwangen, und junge Lakaien in prächtigen Livreen, die Newman zur Hand gingen, wenn er der Prinzessin die Mahlzeiten servierte.
    Was mochten sie wohl tun, wenn die Prinzessin und sie den Eßtisch verließen und das Geschirr abgeräumt war? Newman würde bestimmt eine Beschäftigung für sie finden und keinen Müßiggang dulden.
    Sie selbst genoß jeden Tag und fand das Leben hier vergnüglicher, als sie es sich vorgestellt hatte. Sofort nach dem Frühstück pflegte sie auszureiten, falls die Prinzessin nicht ihre Gesellschaft wünschte. Die Nachmittage waren ausgefüllt mit interessanten Gesprächen mit der Prinzessin, einer sehr klugen, weisen und gleichzeitig verständnisvollen Frau, die so spannend zu erzählen wußte, daß Forella sich in eine Märchenwelt versetzt fühlte.
    Am Dienstag hofften sie beide, daß die Party des Prinzen zu Ende war und er sie vor seiner Rückreise nach London besuchen würde.
    „Hat János dir etwas über mich erzählt?“ fragte die Prinzessin aus ihren Gedanken heraus.
    „Nur daß Sie seine Cousine sind und seit Ihrer Ankunft in England bei ihm wohnen.“
    „Warum ich mein Land verlassen habe, hat er nicht gesagt?“
    „Nein.“
    „Dann laß dir eines gesagt sein: Wenn es einen irdischen Erzengel gibt, dann ist es János Kovác!“
    „So habe ich ihn eigentlich noch nicht gesehen, aber ich schätze ihn als einen sehr gütigen Menschen“, erwiderte Forella.
    „Er hilft jedem, der in Not ist“, sagte die Prinzessin lächelnd. „János hat noch keinen Menschen abgewiesen, der ihn um Hilfe gebeten hat, und ich liege oft nächtelang wach und grüble, warum einem Mann mit so viel Güte im Herzen kein Glück beschieden ist.“
    „Ist er denn nicht glücklich?“ fragte Forella bestürzt.
    Die Prinzessin schien etwas erwidern zu wollen, sich aber plötzlich eines Besseren zu besinnen.
    „Die Reichen sind nicht immer so glücklich, wie die Leute sich das vorstellen“, sagte sie ausweichend.
    „In welcher Weise hat der Prinz Ihnen geholfen?“ wollte Forella wissen.
    Die Prinzessin schwieg einen Augenblick. „Es gibt keinen Grund, es dir zu verheimlichen. Tatsächlich bin ich seine Großcousine, aber wie alle ungarischen Familien sind auch die Kovacs immer gemeinsam durch dick und dünn gegangen, es sei denn, einer von ihnen – wie ich, zum Beispiel – schnitt die Familienbande entzwei.“
    „Was meinen Sie damit?“ fragte Forella gespannt.
    Die Prinzessin lächelte versonnen. „Ich habe den Mann geheiratet, den ich liebte“, sagte sie dann.
    „Und die Kovacs waren damit nicht einverstanden?“
    „Sie widersetzten sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Argumenten und Mitteln dieser Verbindung!“
    „Aber warum denn?“
    „Das sollst du erfahren, mein Kind“, sagte die Prinzessin seufzend. „Mein Mann war kein Adliger. Er war nicht gerade ein ‚Mann aus dem Volke*, aber fast. Außerdem war er Revolutionär.“
    „Wie aufregend!“ Forella lauschte der Prinzessin mit angehaltenem Atem. Die alte Dame genoß es sichtlich, eine so aufmerksame Zuhörerin zu haben, und sie fuhr fort:
    „Als meine Familie drohte, Imbe Dábas zu erschießen, wenn er sich

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