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Die Schoene und der Prinz

Die Schoene und der Prinz

Titel: Die Schoene und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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jeder hier hat zwingende Gründe, sich in dieser gottverlassenen Gegend lebendig begraben zu lassen. Du wirst sicher verstehen, daß mich die Neugier plagt, welche Gründe du hast.“
    Forella wich ihrem forschenden Blick aus. „Erzählen Sie mir mehr über den Doktor“, sagte sie hastig.
    „Gern", erwiderte die Prinzessin bereitwillig. „Er macht zumindest mir gegenüber kein Geheimnis daraus. Wenn János nicht gewesen wäre, hätte man ihn in Frankreich vor Gericht gestellt und zu langen Jahren Kerker verurteilt.“
    „Was hat er getan?" fragte Forella.
    Die Prinzessin zuckte die Achseln. „Einzelheiten hat er mir nicht erzählt, aber ich vermute, daß er irgendeine verbotene Operation durchgeführt hat, die entweder schiefging oder bekannt wurde.“
    Forella schwieg, und die Prinzessin fuhr fort: „Was auch geschehen sein mag. ich bin von seiner Unschuld überzeugt, denn ich habe noch nie einen rücksichtsvolleren und tüchtigeren Mann kennengelernt als ihn. Er ist außerdem hochintelligent, und so schön es für mich ist, ihn in der Nähe zu haben, so werde ich doch das Gefühl nicht los, daß sein Talent hier verkümmert.“
    Als sie später allein war, gab es für sie vieles, worüber sie nachdenken mußte. Was sie hier erlebte, mutete sie wie ein Bühnenstück an, das sich allerdings grundlegend von dem im Schloß unterschied.
    Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie es gewesen war, als der Prinz bei Nacht und Nebel die Prinzessin über die Grenze geschmuggelt und ihr hier in Ledbury Manor ein neues Zuhause geboten hatte.
    Es überraschte sie auch nicht sonderlich, daß der Doktor ihm zu Dank verpflichtet war.
    Wie vielen Leuten mochte der Prinz sonst noch geholfen haben. überlegte sie. Ganz sicher gehörte auch Thomas, der Stallmeister. dazu.
    Ich hoffe, daß er mir eines Tages seine Geschichte erzählt. dachte sie, oder daß ich sie von der Prinzessin erfahre.
    Eine Frage beschäftigte sie jedoch am meisten: Wer mochte die „arme Lady“ sein?
    Am Mittwoch traf das ein, worauf Forella schon gewartet hatte. Es kam mit der Postkutsche aus London, und als sie den Inhalt der zwei Kisten begutachtete, mußte sie wieder einmal voller Bewunderung feststellen, daß der Prinz an alles gedacht hatte.
    Beide Kisten waren mit einem Goldkrönchen versehen, das über dem Buchstaben „R“ aufgedruckt war.
    Mrs. Newman und eines der Hausmädchen halfen Forella beim Auspacken, die sich nicht anmerken ließ, daß sie die Kleider, die der Prinz für sie ausgesucht hatte, auch das erste Mal sah.
    „Ich dachte schon, Ihr Gepäck käme nie an, Mylady“, bemerkte Mrs. Newman. „Die Transportschwierigkeiten sind sicher schuld daran. Dabei gibt es Eisenbahnverbindungen von der Küste nach London, die das eigentlich erleichtern sollten.“ Als Forella sich nicht dazu äußerte, fügte sie redselig hinzu:
    „Schmutzige, scheußliche Waggons sind das. Mich brächten keine zehn Pferde in diese Käfige.“
    Forella hörte kaum zu. Sie war damit beschäftigt, die Kleider zu betrachten, die ihr viel besser und passender erschienen als diejenigen, die ihre Tante ihr ausgesucht hatte.
    Der Marquise war nur wichtig gewesen, daß Forella Aufsehen erregte in ihrer Garderobe und sie sich damit möglichst rasch einen Bewerber um ihre Hand einfing.
    Der Prinz hingegen hatte sich offensichtlich auf seinen ungarischen Instinkt verlassen und das ausgesucht, was seiner Meinung nach der „würdige Rahmen für ihre Schönheit“ war.
    Die Roben waren relativ schlicht, aber von einer Vornehmheit, wie sie sie noch an keiner der Damen der Gesellschaft bemerkt hatte.
    Nicht das schlichte Weiß, das englische Debütantinnen zu tragen pflegten, dominierte, sondern die Farbe der Bergblüten, die nach der Schneeschmelze die Hänge zierten, wie ihre Mutter ihr erzählt hatte.
    Zarte Blautöne, goldgelber Schimmer und Blaßlila herrschten vor und schienen der Natur nachempfunden, der unberührten Natur, die noch keines Menschen Hand gespürt hatte.
    Jedes der Kleiner wies einen so geschmackvollen Schnitt auf und war so reizvoll, daß Forella es kaum erwarten konnte, alles anzuprobieren und festzustellen, wie sie darin aussah.
    Als erstes entschied sie sich für ein hellgrünes Kleid, das nicht nur das Grün ihrer Augen, sondern auch ihre weiße Haut vorteilhaft zur Geltung brachte.
    Mrs. Newman, die ihr beim Zuknöpfen half, sagte bewundernd: „Jetzt sehen Sie aus wie der leibhaftige Frühling, Mylady, den Sie uns mit Ihrer Anwesenheit ins Haus

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