Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schöne und der Tod (1)

Die Schöne und der Tod (1)

Titel: Die Schöne und der Tod (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
Vom Netzwerk:
da nicht mehr zwischen euch?
    – Keine Ahnung. Lassen wir das. Wir müssen nicht darüber reden.
    – Und über Emma müssen wir auch nicht reden?
    – Nein, müssen wir nicht.
    – Vielleicht sollten wir dann darüber reden, warum du alleine bist, obwohl solche Frauen durch deine Wohnung steigen.
    – Lieber nicht.
    – Worüber reden wir dann?
    – Gerade hat jemand versucht, mich umzubringen.
    – Klingt auch gut.
    – Das war knapp.
    – Willst du zur Polizei?
    – Nein.
    – Tilda?
    – Nein. Die finden sowieso nichts. Wir kümmern uns selber darum.
    – Wie du meinst, war ja dein Mordanschlag.
    – Wir sollten keine Zeit verlieren. Ich mache noch das Grab fertig und du buchst einen Flug.
    – Um sechs geht einer.
    – Das schaffe ich.
    – Musst du vorher noch einmal zu Hanni?
    – Ich sollte.
    – Ja, du solltest.
    Eine Stunde später geht Max wieder auf den Friedhof, um zu graben. Hanni geht an ihm vorbei zu ihrem Würstelstand und wirft ihm einen Kuss zu. Max lässt ihn mit einem Lächeln an sich vorüberfliegen.

Sechzehn
    Das Flugzeug flog ohne sie. Das Grab stürzte noch einmal ein, Max versuchte verzweifelt, die Erde aufzuhalten, aber das Erdreich war zu locker, es bröckelte, hinter den Schalungen rumorte es, es rieselte nach unten, alles löste sich. Baroni stand die ganze Zeit neben dem Grab, feuerte ihn an, drängte ihn, aber die Erde ließ sich Zeit, sie tat, was sie wollte. Sieben Stunden dauerte es, bis das Grab endlich fertig war, bis Max die Bretter über das Loch legen konnte, bis er sicher war, dass alles halten würde, dass es gut für Dennis war. Es war zu spät für den Flug, zu spät, um zu duschen und zum Flughafen zu fahren. Max verfluchte seine Arbeit. Max Broll, Totengräber, die Maschine nach Wien flog ohne ihn.
    Sie fahren mit dem Auto. Um Mitternacht wollen sie in Wien sein, keine Zeit mehr verlieren. Baroni und Max auf der Autobahn, sie sitzen in Baronis altem Wagen, einem aufgemotzten Alfa Sud, ein kleines, hässliches Auto, findet Max, unangenehm laut, aber Baroni liebt es, treibt es über die Straße Richtung Wien, die Musik ist an, Max schaut aus dem Fenster.
    Lange ist er nicht mehr dort gewesen, nicht mehr da, wo er in den Augen vieler Menschen eigentlich sein müsste. Wien wäre sein anderes Leben gewesen, das Leben, das er abgebrochen hat. Ob es besser gewesen wäre als sein wirkliches, steht in den Sternen, niemand weiß das. Wien ist weit weg. Und das Dorf ist gut zu ihm. Er fühlt sich wohl, wo er ist, er muss nach nichts anderem suchen, Karriere machen, bedeutend sein, seinen Namen in Zeitungen lesen.
    Er mag seinen Beruf, er ist nicht schlecht, nicht schlechter als andere. Er hat genug Geld, er hat viel Zeit, und die Zeit ist wichtiger als alles. Zeit zum Nichtstun, zum Träumen. Nur sitzen und schauen, die Luft ansehen, die Welt am Bildschirm. Es ist gut so, wie es ist. Wie er aus dem Autofenster schaut. Wie die Nachtlandschaft vorbeizieht. Die Wiesen neben der Autobahn liegen im Dunkeln, die vertrauten Lichter ziehen vorüber, bleiben zurück, kleine Industriebetriebe, Siedlungen, gute Luft, gute Menschen, Kühe und frische Eier. Wie sie all das hinter sich lassen, der Stadt näherkommen. Baroni ist gut gelaunt, er freut sich auf Wien, auf Wien mit Max. Mit dem Alfa Sud über den Asphalt, von Ort zu Ort, schnell. Max wehrt sich nicht, es ist nur ein Ausflug, er wird in sein Dorf zurückgehen, er wird nicht bleiben. Nur einen Tag, vielleicht zwei.

Siebzehn
    – Wo bist du?
    – In Wien.
    – Wegen Emma?
    – Nein, wegen Marga.
    – Du hast mir versprochen, dich nicht in unsere Ermittlungen einzumischen, vergiss das nicht.
    – Keine Sorge, ich komme dir nicht in die Quere. Hast du schon etwas herausgefunden? Wisst ihr mehr über Dennis und über den Erpressungsbrief?
    – Nein, da sind wir noch keinen Schritt weiter. Es ist auch kein zweiter Brief gekommen, nach wie vor keine Details zur Lösegeldübergabe.
    – Was bedeutet das?
    – Dass alles offen ist. Sogar, dass der Junge es gewesen sein könnte. Das würde erklären, wieso der nächste Brief ausbleibt.
    – Das ist doch Blödsinn, Tilda, was soll das?
    – Bevor wir nicht wissen, was wirklich passiert ist, schließe ich nichts aus.
    – Dennis war es nicht. Finde lieber heraus, wer ihn umgebracht hat.
    – Ich habe noch einmal mit Johanna gesprochen. Sie hat die Geräusche am Friedhof nicht gehört, nur Dennis. Also könnte er die Geschichte nur erfunden, Marga ausgegraben und dann den Erpresserbrief

Weitere Kostenlose Bücher