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Die Schöne und der Tod (1)

Die Schöne und der Tod (1)

Titel: Die Schöne und der Tod (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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geschrieben haben.
    – Das ist doch Schwachsinn. Wenn du den Mörder nicht findest, dann werde eben ich es tun.
    Max legt auf, er nimmt in Kauf, dass sie sich ärgert. Was sie über Dennis gesagt hat, hat ihn getroffen.
    Baroni holt Kaffee, Max schaut den Leuten zu, die an ihm vorbeigehen. Er denkt an Emma. Sie muss irgendwo in der Stadt sein. Sie hat zu Tilda gesagt, sie würde hier einen Zwischenstopp einlegen, bevor sie wieder zurückfliegt nach London, bevor sie endgültig verschwindet. Irgendwo sitzt sie mit alten Freunden, lacht, schaut nicht zurück, beginnt bereits, ihn zu vergessen.
    Max und Baroni sitzen am Naschmarkt. Man kennt Baroni hier, man dreht sich nach ihm um, begrüßt ihn freundlich, einige bitten um ein Autogramm, einige lachen über ihn. Die, die lachen, ignoriert er.
    Es gibt immer Neider, sagt er.
    Max bestellt Bier. Er hat gut geschlafen, Baronis Wohnung ist gleich um die Ecke, das Frühstück am Naschmarkt wunderbar. Max mag dieses Viertel. Trotzdem wird er wieder zurückfahren, wenn er hier fertig ist. Er mag diese Stadt, aber Baronis Liebe für sie teilt er nicht.
    – Was willst du auf Dauer hier? Fünf Monate lang siehst du den Himmel nicht, nach einem Winter in Wien musst du in Therapie.
    – Der Frühling kommt, Max, der Frühling. Ich liebe Wien im Frühling.
    – Du liebst es, dass sie dir hier in den Arsch kriechen.
    – Nein, Max, die Kultur, die Menschen, der Horizont ist hier weiter, die Leute denken weiter als bis zum Hühnerstall des Nachbarn.
    – Und die vielen Parties, Charity-Events, das muss wirklich schön sein hier für dich.
    – Meine Kinder leben hier.
    – Das ist ein Argument.
    – Wien ist einfach größer. Du hast hier alles.
    – Ich habe im Dorf auch alles.
    – Nichts hast du.
    – Alles, was du in Wien auch hast, alles, nur ein bisschen weniger und ein bisschen kleiner.
    – Du bist ein eigenartiger Mensch.
    – Das hat Emma auch immer gesagt.
    – Hast du eine Ahnung, wo sie sein könnte?
    – Es gibt da einige Möglichkeiten.
    – Sollen wir sie suchen?
    – Nein. Wir sind wegen Marga hier.
    – Mir ist beides recht. Marga, Emma, egal, Hauptsache Wien, Hauptsache mit dir.
    – Wir fahren da jetzt einfach hin, irgendjemand wird mit uns reden.
    – Zuerst trinken wir noch ein Bier, Max.
    – Von mir aus.
    – Max?
    – Ja, was denn?
    – Lässt du sie jetzt einfach zurück nach England?
    – Da habe ich nichts mitzureden. Wenn sie fliegen will, wird sie fliegen, sie wird mich sicher nicht fragen.
    – Du könntest ja mit ihr gehen.
    – Baroni. Fang du jetzt nicht auch noch an damit. Noch einer, der es gut mit mir meint, der weiß, was das Richtige ist für den kleinen Max. Wie mir das auf die Eier geht.
    – Ich habe es nett gemeint.
    – Nett ist Scheiße.
    – Dachte ich mir.
    – Kannst du das bitte lassen? Das Thema ist erledigt. Einverstanden?
    – Einverstanden.
    –
    – Max?
    – Was?
    – Was ist mit Hanni?
    – Du sollst die Klappe halten.
    – Dann versuch ichs mit Marga. Weiß man, was sie in Wien gemacht hat?
    – Keine Ahnung. Unser Freund redet ja nicht mehr mit uns.
    – Der liebe August.
    – Saubauer.
    – Der Naschmarkt ist im Winter auch schön, findest du nicht? Wien, Wien, Wien. Man kann hier sogar im Freien sitzen.
    – Heizpilze gibt es auf meiner Terrasse auch.
    – Aber keinen Naschmarkt.
    – Wir haben den neuen Supermarkt.
    – Max?
    – Ja.
    – Du bist ein Depp.
    – Du auch.
    – Prost.
    Erst als es schon dämmrig wird, setzen sie sich in ein Taxi und fahren zum Gürtel. Ein ehemaliger Redaktionskollege hat Max die Adresse verraten.
    Hässliche Häuser, schmutzige Fassaden und viel, viel Straße, laut, überall Autos, Rotlicht, Bordelle, Spelunken, nacktes Fleisch, Drogen, Glücksspiel, nur vereinzelt Lokale, vor denen man sich nicht fürchten muss. Leicht beschwingt steigen sie aus dem Taxi.
    – Wien ist wirklich wunderschön. Schau dir das nur an, diese Architektur, mit welcher Liebe hier städtebauliche Kunstwerke geschaffen wurden. Wirklich beeindruckend, dein Wien.
    – Das gehört halt auch dazu.
    – Was für eine Stadt. So etwas Schönes haben wir im Dorf nicht.
    – Eine schmuddlige Bar gibts dort auch, und Karten gespielt wird auch, und Ausländer haben wir auch.
    – Einen, wir haben nur einen einzigen.
    – Im Dorf gibt es alles, nur ein bisschen weniger und ein bisschen kleiner. Der Spruch ging doch so, oder?
    – Wien, Stadt der Huren und Spieler. Sei mal ehrlich, Baroni, was soll ich hier? Ist doch keine Gegend

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