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Die Schöne und der Tod (1)

Die Schöne und der Tod (1)

Titel: Die Schöne und der Tod (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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will nur die Leiche zurück. Ich will nur wissen, wer es war.
    – Und dann?
    – Was dann?
    – Wenn du die Leiche hast?
    – Dann grabe ich sie wieder ein.
    – Und Dennis? Jemand hat deinen Schützling umgebracht. Was machst du, wenn du weißt, wer es war?
    – Weiß ich nicht.
    – Gar nichts machst du. Weil dich das alles gar nichts angeht. Geh besser nach Hause und lass die Polizei ihre Arbeit machen. Wenn du mich noch einmal belästigst, passiert was.
    Max hält sich zurück, er schaut ihm zu, wie er seine Sachen packt, wie er einfach geht, ohne sich umzudrehen. Max bleibt am Eis zurück. Es ist dick in diesem Jahr. Der See klein und romantisch wie immer, ein Moorsee, im Sommer ein Badeparadies, im Winter manchmal Boden für Schlittschuhläufer und ein paar eigenartige Menschen, die angeln. August ist einer von ihnen. Er hat in der Sauna davon erzählt, von seinen ersten Versuchen, von den Löchern im Eis, den Fischen, wie sie von unten gegen das Eis schlagen, wie sie dagegenschwimmen, ins Licht, nach oben, wie sie an der Schnur zappeln und langsam ersticken in einem Kübel. August wollte sie nicht erschlagen, der Fisch sollte nicht verunstaltet werden durch einen Schlag auf den Kopf, sein Gesicht sollte heil bleiben, den Genuss beim Essen nicht schmälern, er sollte ersticken, langsam. August lud sie alle ein, mit ihm auf den See zu kommen, es gäbe nichts Entspannenderes als das, sagte er, und danach würde er für sie kochen. Die Welt war noch in Ordnung damals.
    Max läuft los, er rutscht über den See, er denkt nach, was er als Nächstes tun soll, seine Füße auf dem Eis, weitere zwanzig Minuten ohne Antworten. Er umrundet den See, dann entscheidet er sich für Hanni und ihren Würstelstand. Sie ist das einzig Gute, das ihm einfällt. Es riecht nach Fett wie immer. Sie lächelt freundlich, als er die Tür aufmacht.
    – Sie ist weg, oder?
    – Emma?
    – Wer sonst?
    – Sie hat nur bei mir übernachtet.
    – Aha.
    – Sie geht wieder zurück nach England.
    – Sie soll heiraten, habe ich gehört.
    – Habe ich auch gehört.
    – Wie geht es dir?
    – Was meinst du?
    – Das mit Dennis.
    – Er wurde erschlagen.
    – Ich dachte, er ist erfroren.
    – Sie haben ihn heute aufgemacht. Kein Alkohol, es war ein Schlag auf den Kopf. Der, der Marga hat, hat ihn umgebracht. Vor drei Tagen am Friedhof.
    – Das tut mir so leid.
    – Das hat er nicht verdient.
    – Nein, hat er nicht.
    – Ich hätte besser aufpassen müssen.
    – Das hättest du nicht verhindern können.
    – Vielleicht ja doch.
    – Willst du eine Wurst?
    – Gerne.
    – Was du in der Sauna gesagt hast, das ist doch Blödsinn, oder? Dass es August war.
    – Was weiß ich. Jeder kann es gewesen sein.
    – Er wird erpresst, Max. Er kann es nicht gewesen sein.
    – Dann bleibt nur Kattnig. Oder irgendein Unbekannter, der Geld braucht.
    – Dass es Kattnig war, glaube ich nicht.
    – Eigentlich ist es mir scheißegal, wer es war. Hauptsache, wir finden ihn. Bald. Ich will meine Ruhe.
    – Du solltest dich entspannen.
    – Funktioniert nicht.
    – Ich könnte dich massieren.
    – Du könntest mir ein Bier aufmachen.
    – Du weißt, dass ich dich glücklich machen kann.
    – Das hatten wir doch schon, Hanni.
    – Du brauchst jemanden, der sich um dich kümmert.
    – Das ist nicht gut, Hanni, wenn das wieder anfängt mit uns.
    – Wer sagt das?
    – Das ist nur kompliziert, sonst nichts.
    – Nur ab und zu, Max. Mir würde das gut tun.
    – Ab und zu?
    – Ja.
    – Das geht doch nicht.
    – Heute zum Beispiel, ich hätte Zeit.
    – Du meinst einfach so?
    – Jetzt, wenn du willst.
    – Ich muss ein Grab ausheben.
    – Dann danach.
    Max isst seine Wurst und trinkt sein Bier. Er hat sieben Monate lang mit keiner Frau mehr geschlafen. Dann plötzlich Emma. Und jetzt Hanni. Wie sie vor ihm steht und ihm sagt, sie würde zu ihm kommen, später. Wie sie ihn anschaut mit weichen, gierigen Augen. Er mag sie, wie sie ist, wie sie redet, ihren Körper, alles an ihr. Sex war immer herrlich mit ihr. Wie sie für ihn da war damals, als sein Vater starb. Sie hat ihn aufgefangen, ihn aufgerichtet. Wegen ihr war die Sonne nach seinem Tod immer noch da. Hanni. Wie sie ihn anschaut, wie sehr sie ihn will, sofort, sie will ihn für sich, ihren Max, ihn nicht teilen mit einer anderen. Es steht auf ihrer Stirn, es ist in ihrer Stimme. Wie der Gedanke an Sex mit ihr plötzlich alles leichter macht. Wie sie ihn anschaut, wie sie weiß, was in ihm vorgeht, dass er wieder mit

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