Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
erneuten Attacke des Wolfes zusammenfiel. Als der Wolf sich wieder auf seinen Gegner stürzte, glaubte Fiona sich inmitten eines wütenden Gewittersturms und konnte nur hoffen, dass der Dämon sich ebenso fühlte.
Auf jeden Fall schien ihm die Scheibe aus gleißend blauem Licht, die sie beschworen hatte, zu schaffen zu machen, denn seine Reflexe wurden offenbar langsamer, und er schien auch Schwierigkeiten damit zu haben, den Bewegungen des Wolfes zu folgen, bekam zum Beispiel gar nicht mit, wie sich sein Feind rechtzeitig duckte, um einem plump geführten Hieb auszuweichen und sich den Augenblick zunutze machte, um sich mit einem Satz auf die Beine seines Kontrahenten zu stürzen und mit zwei blitzschnellen Bewegungen seiner messerscharfen Klauen die Sehnen an dessen Fersen zu durchtrennen, womit er den Dämon mit einem wütenden Aufbrüllen zu Fall brachte.
Instinktiv fuhr Fiona aus ihrer geduckten Haltung am Fuße des Baumes hoch, hielt das Licht zwischen den Fingerspitzen und lief auf den zu Boden gegangenen Dämon zu. Sie blieb wenige Schritte von ihm entfernt stehen, zielte und ließ den Wirbel aus Licht wie ein Frisbee, das man einem verspielten Border Collie zuwirft, auf den weit offen stehenden Mund des Scheusals zufliegen.
Aber sie hätte sich nicht so dicht an ihn heranwagen sollen. Als das Geschoss aus Zauberkraft sein Ziel erreichte, schoss seinerseits auch der Arm des Dämons vor und fuhr ihr mit der Spitze einer seiner blitzenden Klauennägel quer
über den Oberkörper, wobei er ihre Kleidung aufschlitzte, als bestünde sie aus Spinnweben. Angesichts des brennenden Gefühls, den der tiefe, sich rasch blutrot färbende Schnitt in ihrer blassen Haut ihr verursachte, schnappte Fiona nach Luft und blickte wie benommen mit weit aufgerissenen, ungläubigen Augen auf die klaffende Wunde. Erst bei dem kitzelnden Gefühl, mit dem das Blut an ihrem Bauch herunterzulaufen begann, wurde sie sich des Schmerzes so recht bewusst, hielt sich aber tapfer auf den Füßen. Doch sie vermochte sich nicht zu rühren, nicht einmal die Hand zu heben, um die Wunde damit zu bedecken. Mit einem Mal begann eine Schwäche sie zu umfangen, und sie fühlte sich augenblicklich ganz unsicher auf den Beinen. Ihr kleiner Zaubertrick hatte ihr doch mehr abverlangt als erwartet.
Irgendwo im Hintergrund glaubte sie ein Brüllen zu hören, das sich aber mehr nach einem wütenden Werwolf als nach einem angreifenden Dämon anhörte. Sie wollte den Wolf fragen, ob mit ihm alles in Ordnung sei, aber sie brachte die Worte nicht hervor. Noch während der Dämon begann, sich zu rühren und sich mühsam wieder aufzurappeln, stand sie einfach nur da und bemühte sich, nicht umzufallen. Und dann vernahm sie noch einmal dieses Brüllen, lauter diesmal, und die Erde geriet aus ihrer Umlaufbahn, während Fionas Beine unter ihr zusammenklappten und sie in tiefste Dunkelheit versank.
3
Am liebsten hätte Walker die Frau gepackt und sie dafür geschüttelt, dass sie derart töricht gewesen war, sich auf so geringe Entfernung einem Dämon zu nähern. Aber dann war ihm doch mehr danach, sich bei ihr dafür zu bedanken, dass sie den Dämon mit ihrem Zauber aus dem Konzept gebracht hatte. Und schließlich wollte er sich auch noch einen gründlicheren Blick auf das gönnen, was ihm als ein ausgesprochen erfreulicher Hintern im Gedächtnis geblieben war; bis jetzt war ihm dieser Genuss ja durch einen herumwütenden Dämon vergällt gewesen. Doch zunächst gab es für ihn etwas anderes zu tun, nämlich die Frau und sich selbst in Sicherheit zu bringen, ehe der Dämon dahinterkam, wie man auch mit durchtrennten Sehnen an den Fersen laufen konnte.
Er hob das bewusstlose Mädchen auf und wollte zusehen, dass er mit ihr in seine Wohnung kam. Der Dämon war über diesen Rückzug so wenig begeistert, wie Walker es erwartet hatte, aber zum Glück war er durch seine Verletzung so weit behindert, dass ihm die Kombination aus der Behändigkeit eines Werwolfs und der Tarnung durch einen dichten Baumbestand eine Verfolgung der beiden unmöglich machte, was allerdings nicht bedeutete, dass Walker sich etwa Zeit ließ: Die ersten zwei Meilen legte er im Laufschritt zurück, bis er sich sicher genug wähnte, um es etwas ruhiger angehen zu lassen, doch selbst dann legte er immer noch ein recht forsches Schritttempo vor.
Während der ganzen Zeit verharrte die Frau in seinen Armen stumm und regungslos. Er war sich nicht mehr ganz sicher, ob sie wirklich bewusstlos war
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