Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
Vortrag darüber halten, dass er zu ihrem Schutz bestimmt war und dass er dieser Aufgabe nicht nachkommen konnte, wenn sie plötzlich losrannte, ohne ihm vorher etwas zu sagen. Aber das war ihr gleichgültig. Wenn sie erst Babbage wiedergefunden hatten, konnte er
sich den Mund fusselig reden. Die Erleichterung, ihn in der Nähe zu wissen, verlieh ihren Füßen Flügel. Endlich stand ihr nach den allzu vielen schlechten Nachrichten auch einmal etwas Erfreuliches bevor.
Als sie zwischen den Bäumen hindurch in eine Waldschneise trat, blickte Fiona sich in alle Richtungen nach einer Spur ihres Elfs um, aber schließlich musste sie sich eingestehen, dass sie nicht einmal seine Flügelchen flattern hören konnte.
»Oh, Miss Fiona«, sagte Squick, der sich gar nicht wie er selbst anhörte. Sein blasierter, immer etwas trotziger Ton war ganz und gar verschwunden, und stattdessen klang seine Stimme … bekümmert.
»Oh, Prinzessin, das ist schlimm. Das ist böseböseböse.«
Der Kobold sprang von ihrer Schulter herunter und rannte über die mit Blättern bedeckte Lichtung zu einem dunklen Fleck am Boden, keinen halben Meter von dem Tor in die Anderwelt entfernt.
Im gleichen Augenblick, da sie ihren Blick auf den unbehauenen Stein des Tores richtete, fühlte sie, wie Walkers Hand sich ihr auf die Schulter legte. Sie musste blinzeln, ehe sie richtig begriff, was sie da vor sich sah. Diese dunklen und dennoch, leicht glänzenden Schmierspuren auf dem Stein waren bei ihrem letzten Besuch hier noch nicht da gewesen – ebenso wenig wie die Reihe derber, ungelenker Runenzeichen an den Bäumen zu beiden Seiten des Grenztores.
In ihrer Hand schimmerte der Beutel mit den Glasresten inzwischen so hell, dass ihre Hand in seinem Licht einen Schatten auf den Boden zu ihren Füßen warf. Diesem deutlichen Schimmer nach zu schließen hätte Babbage sich in unmittelbarer Nähe befinden müssen.
Walkers Griff um ihre Schulter wurde immer fester, und
dann zog er Fiona näher zu sich heran, schloss sie in seine Arme und drückte ihren Kopf an seine Brust, damit sie das Tor nicht mehr sehen konnte. Fiona blinzelte in den weichen Baumwollstoff seines Hemdes hinein, aber die Bilder wollten nicht verschwinden. Selbst mit geschlossenen Augen konnte sie vor sich immer noch das dunkle, rötliche Gesudel aus Dämonenglyphen sehen – gemalt mit dem Blut ihres kleinen Freundes.
Walker zog sich der Magen zusammen, und er unterdrückte das Verlangen, hinauf in den Himmel und in das Zwielicht der Abenddämmerung zu heulen. Er brauchte sich nicht mit magischen Dingen auszukennen, um zu wissen, warum sein Weibchen schweigend und zitternd in seinen Armen lag. Seine Nase verriet es ihm; er konnte in der Abendluft das Blut wittern, dickflüssig, süßlich, metallisch. Sie hatten Babbage gefunden, aber der Elf würde ihnen nichts mehr mitteilen können.
Walker hielt Fiona fest an sich gedrückt und dachte verbittert darüber nach, dass er in jüngster Zeit viel zu oft gezwungen war, der Frau, die er liebte, Trost zu spenden. Wenn er das Ungeheuer, das für ihren Schmerz verantwortlich war, ausfindig machen konnte, würde es ihm ein Vergnügen sein, es in kleine, blutige, zuckende Fetzen zu reißen.
Am Fuße des Tores beugte Squick sich gerade über etwas, was Walker für einen Haufen blutiger Blätter gehalten hatte, aber als der Kobold eine Hand in den Haufen steckte, ging ihm auf, dass Squick vor der Leiche des Elfs hockte. Walkers hochsensibles Nachtsehvermögen hatte den kleinen Körper noch gar nicht wahrgenommen, da er bereits erkaltet war. Babbage musste also seit mindestens ein paar Stunden tot sein.
»Ich hat’s doch nich so meinen tun, wenn ich ihn doof nannte«, beklagte sich Squick und sah sie traurig an. In seinem Koboldgesicht zeichneten sich Kummerfalten ab; er war so verwirrt wie ein kleines Kind, das einfach nicht verstehen konnte, wieso sein Haustier nie wieder von seinem Schläfchen erwachen würde.
»Er war nich die ganze Zeit über doof.«
Walker spürte, wie Fiona erschauderte, hörte ihre unregelmäßigen Atemzüge, während sie sich bemühte, die Tränen zurückzuhalten, die sie zu ersticken drohten. Sie versuchte, sich seiner Umarmung zu entwinden, und er musste sich geradezu dazu zwingen, sie loszulassen, denn seine sämtlichen Instinkte sagten ihm, dass er sie vor dem schrecklichen Anblick hinter ihrem Rücken bewahren musste.
»Ich weiß ja, Squick«, sagte sie. Walker fühlte Stolz in sich aufsteigen. Ihre Stimme
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