Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
gewaltiger, halb wölfischer Gestalt vorbei in unverkennbar böser Absicht auf sie gerichtet. Ohne auch nur einmal zu blinzeln, hob der Dämon eine seiner missgebildeten Hände und leckte einen Tropfen von Walkers Blut von seiner langen, gekrümmten Klaue.
Rasende Wut kochte in ihr hoch wie dickflüssige, alles versengende, todbringende Lava. Etwas Derartiges hatte sie noch nie empfunden, hatte nie geahnt, dass sie so abgrundtief, so bedingungslos zu hassen imstande war. Sie entstammte einem Volk der Poeten und Galane, einer Spezies, die in ihrer gesamten Existenz nur einen einzigen Krieg ausgefochten hatte – den Krieg, durch den Kreaturen wie diese auf immer und ewig in die Tiefen von Untererde verbannt worden waren. Zum ersten Mal verstand Fiona, was es bedeutete, einen Erzfeind zu haben, und zwar einen, den man
nicht dafür verachtete, wer er war, sondern dafür, was er war – das personifizierte Böse.
Sie wollte einen Schritt vortreten, aber Walker hielt sie zurück, baute sich geradezu zwischen ihr und dem Dämon auf, was gar nicht einmal übertrieben war, denn in seiner Wergestalt, die die Körperformen von Mensch und Wolf vereinte, erreichte er eine stattliche Größe von über zwei Metern, wenn er sich auf die Hinterbeine stellte, und sein Körper strotzte nur so vor zähen Muskelsträngen. Verdammt, dachte Fiona – ohne einen Trick käme sie nicht um ihn herum.
Der Dämon jedoch schien Walker gar keine Aufmerksamkeit zu zollen – jedenfalls nicht, bis er versuchte, an ihm vorbei nach Fiona zu greifen. Mit einem weithin hallenden Brüllen entblößte Walker seine strahlend weißen Fangzähne und machte, die Vorderpranken mit seinen nicht minder scharfen schwarzen Krallen vorgestreckt, einen Satz auf die Kehle des Dämonen zu.
Der Dämon reagierte erstaunlich schnell für ein Wesen von so grobschlächtiger Statur; er ließ seinen Arm vorschießen und fing Walker mit einem Hieb seines Handrückens ab, ehe dessen Zähne die Schuppenhaut des Dämons berührten. Fiona schrie auf, als Walker mit einem Grunzen zu Boden ging. Doch noch im Sturz vollführte er eine Drehung und verbiss sich im Bein des Dämons, wobei er mühelos die dicke Haut durchdrang und seine Zähne in Fleisch und Sehnen versenkte. Der Dämon brüllte vor Schmerzen auf und wandte sein Augenmerk von Fiona ab und voll und ganz Walker zu; Hass und Mordgier leuchteten in seinen Augen.
Fiona hörte Walker etwas knurren, was sie nicht verstand, doch es war klar, was er damit zum Ausdruck bringen wollte. Er machte einen Buckel, kam wieder auf die Füße und duckte sich gerade rechtzeitig, um einem weiteren kräftigen
Hieb zu entgehen. Indem er den Kopf gesenkt behielt, stürzte er sich aus seiner geduckten Position auf den Dämon wie ein Torhüter auf den Ball und traf seinen Widersacher mit geballter Wucht, worauf dieser ein paar Schritte rückwärts taumelte, aber nicht umfiel; mit seinen Ziegenbeinen hatte er den Stoß abgefangen und war zurückgefedert, wobei er Walker mit Hilfe seiner schieren Masse einfach beiseitestieß.
Natürlich fühlte Fiona sich an den ersten Kampf zwischen dem Dämon und dem Wolf erinnert, und in ihrem Magen begann sich wieder alles zu drehen. Aus ihrer letzten Konfrontation waren beide Kontrahenten nicht unversehrt hervorgegangen, und das war gewesen, ehe der Dämon die Möglichkeit gehabt hatte, sich mit frischer Nahrung in Form menschlicher Herzen zu versorgen. Inzwischen dürfte sich seine Kraft demnach vervielfacht haben, und sie wusste nicht, ob Walker ihm noch gewachsen sein würde.
Sie blickte nach unten und sah, dass Squick zwischen ihren beiden Füßen stand und den Kampf von dort verfolgte; er ging so intensiv mit, dass seine kleinen Hände wie in einer Pantomime die einzelnen Schläge der Gegner nachvollzogen.
»Squick, du musst mir einen Gefallen tun.«
Der Kobold blickte zu ihr hoch.
»Jetzt gleich, Miss Fiona?«
»Ja, jetzt. Ich werde versuchen, einen Zauber auszusprechen, aber es ist kein ganz einfacher, und ich muss mich dazu konzentrieren. Ich bitte dich daher, auf Walker aufzupassen. Falls er in Schwierigkeiten kommt, musst du tun, was immer du kannst, um den Dämon abzulenken, bis ich soweit bin. Hast du mich verstanden?«
»Hat ich schon verstanden, Miss Fiona, aber warum du
dem fellbewachsenen Sterblichen helfen tun willst, kapier ich nich. Die Sterblichen tun doch nichts aushalten, oder hast du das etwa noch nich gemerkt?«
»Tu einfach, was ich dir sage, Squick. Sieh zu, dass Walker
Weitere Kostenlose Bücher