Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
menschlichen Hang zum Planen, Organisieren und dazu, seinen Weg klar vor Augen zu haben, begreifen können. Sie war eine Elfe, und eine Sidhe noch dazu. Für sie zählte nur das Stück Weges unmittelbar unter ihren Füßen, das Gefühl, auf Erde und Wurzeln und Steine zu treten, das Knistern von Blättern und Zweigen, der kühle Schatten der Bäume, die ihren Pfad säumten, und die kleinen Sonnenfleckchen, die durch das Blattwerk drangen, um ihr eine schmeichlerische Impression von Licht und Wärme zu
vermitteln. Elfen blickten nicht in die Zukunft. Sie gingen keine lebenslangen Verpflichtungen ein oder zerbrachen sich den Kopf darüber, was in einhundert Jahren sein würde.
Doch nun konnte Fiona an nichts anderes denken als daran, dass der Mann, der jetzt neben ihr lag und ihre Haut mit seinen warmen, magischen Händen streichelte, in einhundert Jahren tot sein und ihre eigene Unsterblichkeit sich endlos vor ihr ausdehnen würde. Ein Segen hatte sich in einen Fluch verwandelt.
»Du kannst ja so tun, als wäre ich nicht die ganze Nacht bei dir, falls du glaubst, dass es dir hilft.« Er sprach so leise, dass sie sich vorkam, als wäre sie fast taub und verstünde ihn nur anhand der Klangvibrationen anstatt der Aussage seiner Worte.
»Aber das wird es nicht, und ich gehe auch nicht fort.«
Aber irgendwann würde er es doch tun. Das war ja das Problem, oder?
Sie wandte den Kopf ab und behielt die Augen fest geschlossen.
»Ich entschuldige mich dafür, dass ich mich vorhin wie ein Blödmann benommen habe, Prinzessin, und falls ich dir zu sehr auf den Pelz gerückt bin, möchte ich dich auch dafür um Verzeihung bitten. Ich gebe zu, dass ich ein bisschen ein Problem damit habe, mich zusammenzunehmen, wenn ich in deiner Nähe bin. Aber ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass wir nun zusammengehören.« Er betastete mit dem Finger spielerisch die blasse Haut über den Sehnen an der Seite ihres Halses.
»Erstens nicht, weil es keinen Zweck hätte – man kann es nicht mehr rückgängig machen, und zweitens, weil ich auch gar nicht will, dass es rückgängig gemacht wird. Und drittens, weil ich es nicht zu verantworten habe.«
Es spielte keine Rolle, dass sie ihn nicht sehen konnte; sie konnte sein reumütiges Grinsen aus seiner Stimme heraushören.
»Der Knutschfleck, den du mir verpasst hast, fühlt sich aber verdammt danach an, als hättest du ihn zu verantworten, Tobias Walker.«
Seine Finger bewegten sich zu der bewussten Stelle und zogen Kreise um sie herum.
»Den Knutschfleck vielleicht, aber nicht den Grund, aus dem er da ist.« Sie erwiderte nichts darauf, und er fuhr nach einem Seufzer fort:
»Ich weiß nicht, wie viel du über das Paarungsverhalten der Wölfe weißt, und ich weiß auch nicht, wie gut ich es dir erklären kann. Es gibt unter unsereins nicht viele Philosophen. Manche Dinge werden einfach per Instinkt geregelt.«
Sie verschluckte eine bissige Bemerkung zu dem Thema. Er wusste ja gar nicht, wie recht er hatte.
»Ich kann dir nicht sagen, warum es geschieht, und nicht einmal, wie . Doch jeder Wolf merkt genau, wann es soweit ist. Es ist wie beim ersten Mal, wenn ich meine Gestalt verändere. Ich habe es … einfach gewusst. Du hast süßer gerochen als alles andere, was ich jemals in die Nase bekommen habe, und besser geschmeckt hast du auch. Und als ich dann endlich in dir steckte, war es, als wären die Teile eines Puzzles zusammengekommen. Wir haben einfach zueinander gepasst, so, als wären wir füreinander geschaffen. So läuft das. Wölfe finden ihre ideale Partnerin und lassen sie nicht wieder los. Es gab für mich keine Möglichkeit auf der Welt, es aufzuhalten, nicht einmal, wenn ich es gewollt hätte.«
»Und wenn ich es nun gewollt hätte?«
Er lachte bellend.
»Das hätte spaßig sein können – dir zuzusehen, wie du
es versuchst, aber es hätte nicht geklappt. Wie ich bereits sagte – keiner von uns kann etwas daran ändern. Wölfe suchen sich ihre Weibchen nicht aus. Das erledigt die Vorsehung für uns.«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Das ist ja lachhaft. Seid ihr Sterblichen nicht immer diejenigen, die von freier Willensentscheidung und Selbstbestimmung quatschen? Meine Göttin, seit Jahrhunderten redet ihr doch von nichts anderem daher.«
»Ja, aber das waren keine Wölfe«, schnaubte er.
»Oder wenn sie es waren, dann haben sie über freie Willensentscheidung darüber, wohin man zum Essen geht, gesprochen – und nicht bei der Partnerwahl. Ich weiß
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