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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Firmamente, der Urvater aller Könige, hatte auch Menesptah, den Kind-König, zu sich genommen …
    Dr. Abdullah stutzte, als sie in die Grube blickten. Neben Herburg saß Leila, in einem schmutzigen Männeranzug, die Haare unter einem Kopftuch versteckt. Alle drei sahen aus wie die Arbeiter, die gruben und hackten, Steine wegtrugen und schaufelten – grau-weiß von Staub, als habe man sie aus der Tiefe der Jahrtausende geholt.
    Der Lärm des Baggers und der Arbeiterkolonnen war so stark, daß Mitchener, Herburg und Leila nicht hörten, was Abdullah rief.
    »Komm sofort herauf, Leila! Sofort! Bei Allah, ich habe dir verboten, daß du …« Er brach ab, weil er einsah, daß er gegen den Krach nicht anschreien konnte. Außerdem zupfte ihn Dr. Pernam am Hemdsärmel.
    »Was ist mit Ihnen los, Abdullah?«
    »Meine Tochter sitzt da unten!« schrie Dr. ibn Hedscha. Sein Gesicht war verzerrt. »Das sehen Sie doch!«
    »Na und? Mitchener und Herburg sitzen doch auch da.« Plötzlich aber begriff Pernam, warum Abdullah so außer sich war. Er hielt den Ägypter am Ärmel fest, als dieser die Rampe hinunterlaufen wollte. »Abdullah, zum Teufel, drehen Sie nicht auch noch durch! Ist Ihnen etwa die Warnung so unter die Haut gegangen?«
    »Ich bin Ägypter, Harris«, sagte Dr. Abdullah heiser. »Ich habe von 1949 bis heute zwölf Forscher plötzlich sterben sehen. Bisher habe ich nicht darüber gesprochen … aber jetzt muß es sein! Zwölf gesunde Männer siechten plötzlich dahin. Zehn von ihnen wurden schwermütig und ließen deutliche Anzeichen von Schizophrenie erkennen. Zwei begingen aus ungeklärten Gründen Selbstmord. Alles nur Zufall?«
    »Und Sie wollen ein Wissenschaftler sein? Abdullah, warum sind Sie überhaupt Archäologe geworden, wenn der Aberglaube so stark in Ihnen ist?«
    »Auch das kann ich Ihnen erklären, aber nicht jetzt.« Damit rannte Abdullah davon. »Ich muß Leila heraufholen! Allah sei mein Zeuge, ich bringe sie nach Kairo zurück und sperre sie dort bei Verwandten ein.«
    Er lief die hölzerne Rampe hinunter und überholte Suliman, der vorsichtig, Schritt für Schritt, die schräge Ebene hinabbalancierte. Unten angekommen, machte Abdullah seinem Zorn in lautstarken Worten Luft.
    Niemand unterbrach ihn, auch Leila nicht, aber als er endlich schwieg, sagte Professor Mitchener ruhig:
    »In drei Wochen hoffe ich, an das Mauerstück zu kommen, hinter dem sich der Eingang befindet. Dann, mein lieber Abdullah, wenn wir den Stollen aufbrechen, dürfen Sie sich mit Leila in Sicherheit bringen.«
    »Nicht mich«, sagte Leila laut. »Ich bleibe bei Frank.«
    »Man sollte es zu keiner Tragödie kommen lassen, wenn man sie verhindern kann.« Suliman betrachtete die Nische der Scheintür. Was er dabei dachte oder empfand, spiegelte sich in seinem Gesicht nicht wider. Es war glatt und ausdruckslos – eine schöne Maske.
    Professor Mitchener klopfte gegen die Mauer aus dicken Quadern. »Dahinter liegt Menesptah, Suliman ibn Hussein …«
    »Oder der Tod! Lesen Sie!« Suliman reichte Mitchener den Brief, den er erhalten haben wollte. Der Professor warf einen Blick darauf und gab ihn weiter an Herburg. »Ich nehme die Warnung ernst«, sagte Suliman noch.
    »Ich auch!« sagte Dr. Frank Herburg. Er zerknüllte den Brief und steckte ihn in eine Mauerritze. »Diese Warnungen wären verständlich, wenn sie im Grab gefunden worden wären. Aber es ist jawohl kaum anzunehmen, daß ein Pharao aus dem ewigen Leben zurückkehrt, einen Kugelschreiber, eine Schreibmaschine oder Zeitung, Schere und Leim benutzt, um uns in heutigen Sprachen zu warnen, seine Ruhe nicht zu stören. Das zu glauben ist ein wenig zuviel verlangt. Nein, es muß etwas ganz anderes dahinterstecken, ein ganz aktueller Grund. Irgend jemandem paßt es nicht, daß wir hier graben! Nicht an dieser Stelle! Aber warum?«
    »Das frage ich mich auch!« Professor Mitchener lehnte sich gegen die Grabenmauer. »Wir werden in ein paar Wochen die Antwort haben.«
    Es dauerte genau siebzehn Tage, bis der kleine Bagger und zwölf Arbeiter jenen Teil der Mauer freigelegt hatten, an dem Dr. Herburgs hochempfindliches Ultraschallgerät einen großen Hohlraum hinter den Quadern deutlich registrierte. Sie hatten dazu bis zur Basis der Mauer vordringen müssen, zehn Meter tief, und das war etwas, was Professor Mitchener nicht verstand, weil es ungewöhnlich war und allen Erfahrungen von den Gräbern der dritten Dynastie widersprach.
    Eine gespenstische Szene war dem

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