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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gang in die Tiefe, aber es war sinnlos, diese Tür aufzubrechen. Der Weg führte doch in die Irre …
    Am Nachmittag dieses Tages – die Grabkolonnen, nun von einem kleinen Bagger unterstützt, legten die alte Mauer Stück um Stück frei – fuhr ein langer schwarzer Cadillac über die staubige Straße von Sakkara und hielt vor dem Sonnensegel.
    Dr. Abdullah trat hinaus in die Hitze und zog die Wagentür auf. Ein eleganter Mann in einem weißen Maßanzug, trotz der Hitze mit einem geschlossenen Hemdkragen und einer Krawatte, stieg aus und streckte ibn Hedscha wie einem alten Freund beide Hände entgegen.
    Auch Dr. Pernam winkte dem Besucher zu. Er tauchte seine schmutzigen Arme in einen Eimer mit Wasser und trat dann, sich mit einem bunten Handtuch abtrocknend, auch an den Luxuswagen heran. Natürlich hat er eine Klimaanlage, dachte er dabei, im Inneren des Autos ist es kühl und angenehm. Bei dieser mörderischen Hitze wäre dieser schwarze Blechkasten ja sonst ein Bratofen.
    »Wie geht es Ihnen, Suliman?« fragte Pernam. »Kommen Sie in den Schatten. Ich kann es mir gerade jetzt nicht leisten, das Hirn austrocknen zu lassen. Wie groß muß Ihre Langeweile sein, daß Sie zu uns in dieses Todestal kommen!«
    Sie gingen unter das große Sonnensegel und setzten sich auf Klappstühle, die um einen langen Tisch gruppiert waren. Ein Boy brachte aus einer Kühlbox kaltes Bier – der einzige Luxus, den sich Professor Mitchener leistete. Er war ein begeisterter Biertrinker.
    Suliman schüttelte den Kopf und winkte lächelnd ab. »Wenn Sie etwas Tee oder Limonade haben …«
    »Pardon!« Dr. Pernam nahm die Bierflasche zurück. »Verzeihen Sie. Ich vergesse immer, daß einem Moslem der Alkohol verboten ist. Wir haben auch kalten Tee mit Zitrone hier.«
    »Bitte …«
    Suliman ibn Hussein war der Prototyp eines Playboys. Ob er seine englischen Maßanzüge trug, seine Freizeitgarderobe aus Italien oder seine heimatliche arabische Tracht – er stammte aus dem Jemen, im Süden der arabischen Halbinsel –, immer wirkte er so, als habe er sich nur angekleidet, um die Frauen reihenweise aufzusammeln. Sein braunes Gesicht war schmal, von einer orientalischen Aristokratie, geziert durch einen dünnen Oberlippenbart, den man nach dem französischen Schauspieler, der ihn kreiert hatte, ›Menjou-Bärtchen‹ nennt. Sulimans braune Augen waren ständig in Bewegung, sie sahen alles, sie glänzten, wie mit Speck eingerieben, und täuschten jeden darüber hinweg, daß hinter der Fassade eines fröhlichen Playboys Ende Dreißig ein aalglatter Gauner stak.
    Suliman verdiente ein Vermögen mit dem Export von ägyptischen Früchten und Zwiebeln. Ein durchaus legales Geschäft, wenn man davon absah, daß er beim Einkauf die Preise drückte und im Ausland zu erhöhten Preisen abgab. Die Gewinnspanne erlaubte es ihm, am Nil, auf einem blühenden riesigen Parkgrundstück, eine Villa im Stil orientalischer Märchenfürsten zu bewohnen, mit zwanzig weißgekleideten Dienern, von denen nur wenige Eingeweihte wußten, daß sie eine Art von Privatarmee darstellten. Unter den blütenweißen Gewändern trug jeder eine automatische Waffe.
    Ab und zu gab Suliman ein Fest. Man konnte diese Veranstaltung nicht Party nennen, es wäre eine Beleidigung gewesen.
    In den kühlen Räumen der Villa standen dann Tafeln, die von kulinarischen Köstlichkeiten überquollen. Eine kleine Kapelle spielte zum Tanz. Aus Kairo hatte man die schönsten Mädchen herangeschafft, um auch diejenigen männlichen Gäste zu betreuen, die ohne Ehefrauen kommen mußten, wie etwa das Forscherteam von Professor Mitchener.
    Ganz guten Freunden drückte der Haushofmeister bereits am Eingang, bei der Begrüßung, einen zierlichen goldenen Schlüssel in die Hand: Einlaß in ein kleines, eigenes verschwiegenes Paradies, in dem man mit einem schönen Mädchen aus Kairo unbeschwert Adam und Eva spielen konnte. Sieben Zimmer hatte Suliman für diese Zwecke stets reserviert – wen wundert es da, daß seine Feste so beliebt waren und es nie Absagen gab.
    Nebenbei gesagt, verdiente Suliman an solchen Festen das Vielfache dessen, was sie kosteten. An solchen Abenden wurden Verträge ausgehandelt, zwischen Seidenkissen und nackten Frauenkörpern, und bis auf einen besonders sturen britischen Importeur, der zwei Mädchen liebte und doch keinen Vertrag unterschrieb, hatte Suliman immer Erfolg. Seine Séparées waren für die Ausländer ein Stück aus Tausendundeiner Nacht – ein Wirklichkeit

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