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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vorausgegangen.
    Toc-Toc, der überall zu finden war, wo seine Arbeiter schufteten, hatte am neunten Tag eine Unterhaltung zwischen dem Professor, Dr. Pernam und Dr. Herburg belauscht.
    Es war am späten Abend, man saß müde in der Wohnbaracke, hatte mit wenig Appetit gegessen und trank jetzt Bier. Die Tage saugten alle Kräfte aus den Körpern. Die glühende Sonne, das Einatmen des Staubes, die dauernde nervliche Belastung – alles zusammen begann, die Forscher zu zermürben. Sie hatten 14 Monate lang die Totenstadt von Sakkara durchwühlt, aber jetzt, nach lächerlichen neun Tagen, waren sie erschöpft wie noch nie.
    »Der Kind-König Menesptah wird uns wieder zum Narren halten«, sagte Mitchener nach der dritten Flasche Bier. »Starrt mich nicht so fassungslos an! Ich weiß, ich war der einzige von euch, der an seine Existenz glaubte. Und er muß ja auch da sein! Wir haben ja sein Warnschild … Wir stehen jetzt an der Mauer seines Grabes, aber ob wir jemals den Eingang finden? Denkt an Emery: Er hat acht Jahre lang nach dem Grab des Imhotep gesucht, er ist durch unzählige Gänge und Labyrinthe gekrochen … immer mit dem Wissen, daß Imhotep hier, in Sakkara, sein Grab gebaut hat, dessen Entdeckung zur größten archäologischen Sensation wird, wenn man es findet … Emery hat es nicht geschafft! Nicht in acht Jahren! Was da unter der ägyptischen Erde geschehen ist, was man da gebaut hat, ist das Ungeheuerlichste, was Menschenhände je geschaffen haben! Aber man hat es in 5.000 Jahren nicht voll entschleiern können, und man wird es in den nächsten 5.000 Jahren auch nicht schaffen. Trotz aller hochentwickelten Technik nicht!«
    Dann hatte sich Professor Mitchener umgesehen und jeden am Tisch prüfend angeschaut. »Ich frage mich, ob ihr auch bereit seid, mit mir acht weitere Jahre nach Menesptah zu suchen …«
    Dieses belauschte Gespräch hatte Toc-Toc angeregt, tätig zu werden. Noch acht Jahre in dieser Totenstadt zu leben war auch für ihn ein fürchterlicher Gedanke. Er holte neue Bierflaschen, verteilte sie am Tisch und verließ dann die Baracke.
    Draußen wickelte er sich in eine dicke wollene Djellabah, denn die Nächte waren auch in Sakkara kalt. Von der libyschen Wüste her zog die Kälte über das schutzlose weite Land.
    So eingehüllt humpelte Toc-Toc allein durch die Finsternis zum Grab des Kind-Königs und hockte sich vor der ausgegrabenen Mauer auf den Boden. Er schloß die Augen und wiegte seinen Oberkörper langsam hin und her, wie eine Kobra, die nach den Klängen einer Flöte zu tanzen beginnt. Plötzlich wurde Toc-Toc ganz steif.
    Sein zu einer Maske erstarrtes Gesicht glich jetzt den Wandzeichnungen in den Grabkammern. Ganz langsam öffneten sich seine Lider und gaben die Augen wieder frei: Augen, die Unfaßbares, Ungeahntes zu sehen schienen.
    Fast eine halbe Stunde lang saß Toc-Toc wie versteinert auf dem Erdboden vor dem Grab des Königs Menesptah. Plötzlich kippte er mit einem ächzenden Laut zur linken Seite um und blieb besinnungslos liegen. Seine Nerven schienen zu glühen, sein Körper zuckte wild und bäumte sich hoch, alle Muskeln spannten sich an … und erschlafften wieder. Toc-Toc glich einem Fisch, der, an Land geworfen, sich verzweifelt in die Luft schnellt und dann ersticken muß.
    Am nächsten Morgen, als Professor Mitchener und sein Team an die Grabungsstelle kamen, empfing sie tiefes Schweigen. Der Bagger arbeitete nicht, die ägyptischen Arbeiter mit ihren halbierten Autoreifen um den Hals standen abwartend herum.
    »Ein Streik«, sagte Dr. Pernam leise. »Das hat uns noch gefehlt! Suliman, dieser Kerl, hat gequatscht! Verdammt, ich bin dafür, daß wir das ganze Mistgrab mit Dynamit aufsprengen. Dann haben wir den Eingang.«
    »Und bekommen in Kairo zehn Jahre Zuchthaus wegen Grabfrevels und Zerstörung historischer Stätten!« Mitchener schüttelte den Kopf. »Ich biete ihnen pro Tag ein Pfund mehr. Damit sind sie die bestbezahlten Arbeiter von ganz Ägypten. Das wird ziehen!«
    »Nicht, wenn einen die lieben kleinen Pharaonen holen!« warf Pernam spöttisch ein. »Sogar Toc-Toc macht mit.«
    Sie näherten sich den Arbeitern, und Dr. Herburg und Dr. Pernam schoben die MPs schußbereit nach vorn, falls sich der Streik zu Tätlichkeiten ausweiten sollte.
    »Was soll das?« rief Mitchener, als er vor der Mauer angekommen war. »Ich weiß, die Arbeit ist schwer, aber dafür bekommt ihr auch das beste Geld. Für alle ein Pfund mehr am Tag!«
    Dann wandte er sich an

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