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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatten sie nur ausgebaut und verfeinert.
    Ein Grab – würdig eines Königs! Wenn er auch nur ein Kind gewesen war …
    Und noch etwas zeigte die Rekonstruktion: Die phantasievolle geniale Hand Imhoteps, des geistigen Mittelpunkts der dritten Dynastie.
    »Wenn das Emery noch erlebt hätte«, sagte Mitchener leise und ergriffen. »Mein Gott, wenn wir den Gedanken weiterspinnen: Imhotep hat sein eigenes Grab auch so ähnlich angelegt …«
    Am vierzehnten Tag meldete das Ultraschallgerät, daß hinter dem freigelegten Mauerstück der Eingang zu einem Stollen liegen müsse.
    An diesem Abend trank Professor Mitchener viele Flaschen Bier, und nach der vierten sang er alte Soldatenlieder.
    Drei Tage später hatte man endlich ein Loch, armdick, in die Quader gebohrt und leuchtete mit einem Handscheinwerfer hinein. Ein schräg nach unten abfallender, ausgemauerter leerer Gang wurde sichtbar.
    Professor Mitchener stand auf einem Stuhl und blickte auf den Pfad, der ihn zu einem der größten Geheimnisse des alten Ägyptens führen sollte. In diesen Minuten hatte er das Gefühl, daß die sechzig Jahre seines Lebens nicht umsonst gewesen waren. Kein Warten, keine Enttäuschung, kein Zweifel, keine Anfeindung waren ohne Sinn gewesen – sie mußten erlebt worden sein, um heute an dieser Stelle stehen und in Menesptahs Grab blicken zu dürfen.
    Stumm stieg er von seinem Stuhl herunter, umarmte wortlos Dr. Herburg. Dr. Pernam und Dr. Abdullah, umarmte auch Toc-Toc und ging dann still zu seiner Baracke. Niemand arbeitete in diesen Minuten.
    Spät am Abend – die anderen schliefen schon – klopfte es an Dr. Herburgs Barackentür. Bevor er etwas sagen konnte, wurde sie aufgerissen, und Professor Mitchener schwankte herein. Er hielt sich an der Wand fest, krümmte sich und atmete röchelnd.
    Mit Mühe erreichte er einen Stuhl und fiel auf ihn nieder.
    Dr. Herburg war aus dem Bett gesprungen und hatte den Professor festgehalten, der stöhnend zur Seite kippte.
    »Ich bekomme keine Luft mehr, Frank!« keuchte Mitchener und riß sich das Hemd über der Brust auf. »Luft! Luft! Ich bin wie gelähmt … Ich bin so kalt, ganz kalt … Ich kann kaum noch atmen …«
    Frank Herburg schleppte den Kranken auf sein Bett und rannte hinaus. Er alarmierte Dr. Pernam und Dr. Abdullah. Während sich diese um den Kranken kümmerten und Abdullah dem Professor eine Entkrampfungsinjektion aus der mitgeführten Apotheke gab, rief Dr. Herburg in Kairo an. Es dauerte lange, ehe er Dr. Aschar an den Apparat bekam.
    »Einen Arzt!« sagte Herburg mit fliegendem Atem. »Es hat Mitchener erwischt. Genau die gleichen Symptome wie bei vielen Kollegen! Atemnot, Lähmungen … Begreifen Sie das, Dr. Aschar?«
    »Der Fluch …«, sagte Dr. Aschar tonlos. Man hörte es seiner Stimme an, wie erschrocken er war. »Verdammt! Ich schicke Ihnen per Hubschrauber den besten Spezialisten, noch in dieser Nacht. Lassen Sie mit Scheinwerfern einen Landeplatz erleuchten. Glauben Sie, daß der Professor noch zu retten ist?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Dr. Herburg heiser. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »In drei Stunden ist Dr. Alius bei Ihnen.«
    Nach fast vier Stunden senkte sich aus dem sternübersäten Himmel ein Hubschrauber des ägyptischen Militärs auf die Totenstadt Sakkara hinab und setzte auf dem durch Autoscheinwerfer markierten Platz zwischen den Ausgrabungen auf.
    Die Tür des Hubschraubers flog auf, und eine schmale Gestalt sprang heraus. Dr. Herburg rannte auf sie zu. Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen, als die Person die Kappe vom Kopf zog und sich mit beiden Händen durch lange, blonde Haare fuhr.
    Ein Soldat stieg nach ihr aus, einen Koffer in der Hand.
    »Sie sind Dr. Alius?« fragte Herburg wie ein dummer Junge die zierliche Person. »Ich dachte …«
    »Sie dachten, ein Schrank von Mannsbild kommt als Retter, nicht wahr? Gehören Sie auch zu denen, die die Männer für die Krone der Schöpfung halten? Ich heiße Luisa Alius …«
    »Herburg. Frank …«
    »Ach, der sind Sie? Der Anrufer? Lebt Professor Mitchener noch?«
    »Dr. Pernam und Dr. Abdullah sind bei ihm. Vor zehn Minuten atmete er noch, aber wie … Grauenhaft!«
    »Sie können noch etwas grauenhaft finden, der Sie nur mit Mumien umgehen?« fragte Luisa Alius und winkte dem Soldaten mit dem Koffer, zur Baracke mit den erleuchteten Fenstern zu laufen.
    »Kommen Sie! Sie stehen herum, als hätten Sie Ihren Hausschlüssel verloren. Ist das so merkwürdig, daß eine Frau Toxikologin

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