Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
nicht mehr loslassen wollte, löste er ihre Arme von seinem Nacken und schob sie etwas von sich weg.
    Luisa Alius hatte sich nach einem kurzen Blick auf diese Szene erneut dem Kranken zugewandt und gab ihm noch ein wenig reinen Sauerstoff mit dem Atemtrichter aus Plexiglas. Der Professor erholte sich immer mehr, er atmete kräftig durch und wechselte aus seiner Bewußtlosigkeit in den Schlaf über.
    Man erkannte deutlich: Die erste Gefahr war gebannt, die unmittelbare Lebensgefahr abgewehrt. Das Rätsel allerdings blieb: Womit wurde Professor Mitchener vergiftet? Und dann – kann sich eine solche Katastrophe bei jedem anderen Mitglied der Expedition wiederholen?
    Gegen Morgen saßen alle erschöpft in einem Nebenraum und tranken heißen Tee mit viel Rum, den der Küchenboy gekocht hatte – unter der Aufsicht von Toc-Toc, der auch servierte. Dr. Pernam hatte die Wache bei Mitchener übernommen. Er hatte Dr. Abdullah abgelöst, der nun in einem Korbsessel saß und ebenfalls Tee trank. »Medizin hat Allah nicht verboten«, sagte er entschuldigend mit einem müden Lächeln. »Das ist Medizin!«
    Leila wich nicht von Herburgs Seite. Ihre Demonstration: Dieser Mann gehört mir! dauerte an. Mit Luisa Alius hatte sie nur ein paar Worte gesprochen, belanglose Floskeln der Höflichkeit, aber auch diese mit einem deutlichen Unterton von Feindseligkeit.
    Bisher hatte man sich in englischer Sprache unterhalten. Jetzt schlug Dr. Alius zurück: Sie redete Herburg in deutsch an. Dr. Pernam und der Professor, die es kannten, waren nicht zugegen. Dr. Abdullah und seine Tochter verstanden die Sprache nicht.
    »Können Sie Ihrer glutäugigen eifersüchtigen Wildkatze nicht klarmachen, daß ich eines Kranken wegen hier bin und nicht, um Ihnen schöne Augen zu machen?« fragte die Ärztin in ihrer unverblümten Art. »Du lieber Himmel, sie benimmt sich ja, als sei ich ein männermordendes Ungeheuer. Sind Sie tatsächlich mit ihr verlobt?«
    »So gut wie.« Herburg zündete sich eine Zigarette an. »Aber ich glaube, das ist jetzt kein Thema.«
    »Warum nicht? Ich bin nun einmal kein Mensch, der stillhält, wenn man auf ihn einschlägt. Ich schlage dreimal zurück!«
    »Das habe ich bereits bemerkt.«
    »Und hier werde ich von Ihrer Wildkatze attackiert! Es ist merkwürdig: Wo ich auftauche, umringt mich eine Schar feindseliger Frauen!«
    »Und das wundert Sie?«
    »Ich bin für die Kranken da, nicht für Überpotente!«
    »Eine typische Alius-Antwort.« Dr. Herburg lachte. Leila, die nichts verstand, blitzte ihn wütend an. »Wenn Sie in einen Spiegel blicken, müssen Sie doch sehen, wie hübsch Sie sind …«
    »Blödsinn! Ersparen Sie mir bitte die Süßholzraspelei. Ich bin weder hübsch …« Luisa warf Herburg einen vernichtenden Blick zu und schwieg.
    »Sie sind sehr verführerisch, Luisa.« Herburg probierte aus, ob sie sich gegen die persönliche Anrede wehren würde. »Sie wollen es nur nicht wahrhaben, weil Sie Angst vor sich selbst haben.«
    »Ich wußte gar nicht, daß das Ausgraben von Mumien auch psychologische Kenntnisse voraussetzt«, entgegnete sie kühl. »Aber hier liegen Sie falsch. Ich habe nie Angst gehabt.«
    »Nicht vor Abenteuern, nur vor dem Abenteuer mit sich selbst!«
    »Sie haben mit Leila geschlafen?«
    »Welche Frage! Dr. Alius …«
    »Ich hätte es mir denken können. So ein glutvolles Mädchen …«
    »Irrtum! Ich habe nicht …«
    »Auch Angst?«
    »Nein … Verantwortung!«
    »Oha! Ein Mann mit Grundsätzen, die bis unter die Gürtellinie gehen.«
    »Ich sehe, Sie wollen die offene Feldschlacht. Warum, ist mir schleierhaft, aber Sie können sie haben. Mit wie vielen Männern haben Sie denn geschlafen?«
    »Mit drei!« erwiderte Luisa Alius ohne Zögern. »Einmal als Studentin der Medizin in Heidelberg, mit einem Oberarzt aus der Anatomie. Ist das nicht lustig? Tagsüber Leichen aufschneiden, nachts sich an Frauenkörpern berauschen! Wir waren damals alle in ihn verliebt. Ein Baum von Mann, weiße Schläfen trotz seiner 34 Jahre, ein echter Kavalier, auch im Bett.«
    »Sie brauchen mir nicht alles …«, warf Herburg ein.
    »Warum nicht? Sie sollen mich richtig kennenlernen, schon, um solchen Blödsinn wie die Schönheit vor dem Spiegel für immer abzutun.« Sie nahm die Zigarette aus Herburgs Fingern und rauchte sie weiter.
    Sofort steckte Leila eine neue an, machte zwei Züge und schob sie dann Herburg zwischen die Lippen. Dabei küßte sie ihn auf die Wange.
    »Da sehen Sie's«, sagte Luisa fast

Weitere Kostenlose Bücher