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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gesehen?«
    »Du bist schöner, Leila …«
    »Frank hat ihre Hand genommen. Er hat seinen Arm um ihre Hüften gelegt. Hast du das auch gesehen, Toc-Toc?«
    »Der Doc liebt nur dich, Leila …«
    »Aber sie stammt aus seinem Land, Toc-Toc! Oh, ich habe es genau beobachtet, wie es ihn durchfuhr, als sie aus dem Hubschrauber sprang!« Leila schloß die Augen und lehnte den Kopf gegen die Barackenwand. »Wird der Professor sterben, Toc-Toc?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Du weißt so vieles, was wir nicht wissen. Warum das nicht?«
    »Ich habe es versucht – aber Allah schweigt.«
    »Sie wird im Lager bleiben, bis der Professor gesund ist.«
    »Bestimmt, dazu ist sie ja gekommen.«
    »Aber sie wird abreisen, wenn er tot ist.« Leila ballte die Fäuste und preßte sie an ihr Gesicht. »Allah vergib mir, aber dann soll er sterben!«
    »Ganz falsch!« Toc-Toc kam näher und lehnte sich neben Leila an die Barackenwand. Von innen drang nur Gemurmel nach draußen. Über die Stufenpyramide des Djoser zischte hell, mit einem feurigen Schweif, eine Sternschnuppe und verglühte in der Unendlichkeit.
    Leila hob die Hände und streckte die Handflächen dem Himmel entgegen.
    »Allah, ich wünsche mir Franks Liebe bis an mein Lebensende. Sonst will ich verlöschen wie dieser Stern …«
    Es klang wie ein Gebet. Es enthielt alles, was ein liebender Mensch zu geben vermag …
    »Die Ärztin wird schneller gehen, wenn der Professor geheilt wird«, sagte Toc-Toc nach einer Weile, in der sich Leila beruhigte. »Eine Frau wie sie bleibt nicht länger als nötig in dieser Totenstadt. Das hier ist ein Ort für Männer! Vielleicht auch nimmt sie den Professor mit nach Kairo ins Hospital …« Sein Blick wanderte hinüber zu den Riesentreppen des Djoser und über die lange Sphinxallee, die das Tal der Gräber durchschnitt bis zur Pyramide des Pharaos Teti. »Du wirst um dein Glück kämpfen müssen, Leila«, sagte er bedächtig.
    »Um Frank Herburg …?«
    »Um alles, was dein Glück war, ist und sein soll.«
    »Toc-Toc! Du weißt mehr, als du sagst!« Leila fuhr herum und packte den Fellachen bei den Schultern. Ganz nah zog sie ihn zu sich heran. »Du hast also auch von den Warnungen gehört?«
    »Wir alle kennen sie.« Toc-Tocs Augen suchten den Himmel ab. Sein Blick war weit weg, jenseits alles Irdischen. »Allah schweigt auf alle Fragen –«, sagte er leise. »Aber ich fühle etwas tief in mir. Geh mit dem Doc weg von hier, Leila.«
    »Du weißt, daß er das nie tun würde! Gerade jetzt nicht, wo er glaubt, das Grab entdeckt zu haben.«
    »Wir müssen wachsam sein.« Toc-Tocs Blick kehrte zur Erde zurück. »Sehr wachsam, Leila. Laß den Doc nicht allein … Warum? Ich kann es einfach nicht erklären …«
    In dem Krankenraum war genau das gleiche geschehen, was Frank Herburg schon an dem Hubschrauber erlebt hatte: Das Erscheinen der Ärztin rief eine deutliche Verwirrung bei den Männern hervor.
    Man hatte einen Spezialisten erwartet, und mit dieser Erwartung verband sich die Vorstellung eines würdigen älteren Herrn mit jahrzehntelanger medizinischer Erfahrung. Daß eine junge bildschöne Ärztin aus Kairo in diese Totenstadt einschwebte, mußte man erst verkraften.
    Dr. Harris Pernam verstieg sich sogar dazu, ihr bei der Begrüßung die Hand zu küssen, als sei man sich eben in der Halle des Kensington-Hotels in London vorgestellt worden. Auch Dr. Abdullah zeigte männliche Begeisterung. Er sagte blumig: »Das ist eines von Ägyptens Wundern, daß in der Wüste Rosen blühen können …«
    Luisa Alius ignorierte alle Ovationen. Sie stellte ihren Ärztekoffer neben das Bett, zog die Decke von Professor Mitcheners Körper und beugte sich über den Kranken. Sie schob die geschlossenen Augenlider des Bewußtlosen zurück, legte das Ohr auf seine Brust und winkte, noch mit dem Kopf auf Mitcheners Herz, nach hinten Dr. Herburg zu.
    »Machen Sie die Tasche auf«, sagte sie.
    Ihre helle Stimme klang nüchtern, befehlsgewohnt, und stand im krassen Gegensatz zu ihrer zweifellos starken erotischen Ausstrahlung. Sie schob zwei Finger zwischen Mitcheners Lippen und drückte die Zähne auseinander. Sie schnupperte, dann richtete sie sich auf und setzte sich auf die Bettkante.
    Herburg hatte den Ärztekoffer aufgeklappt. Es schien ein wahrer Wunderkoffer zu sein – mit einem ganzen Arsenal von Spritzen, Ampullen und Medikamenten, mit einem Beatmungsgerät einschließlich Sauerstoffflasche, zwei Infusionsgefäßen und einem chirurgischen

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