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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Besteck.
    »Alkohol!« sagte sie knapp. »Hier ist gesoffen worden.«
    Sie sagte wahrhaftig gesoffen und nicht etwa getrunken oder ein anderes gesellschaftsfähigeres Wort.
    Dr. Pernam starrte sie entgeistert an, als könne er nicht begreifen, daß so ein Ausdruck überhaupt von diesen schönen, diskret geschminkten Lippen kommen könne. Denn das war die andere Überraschung, die Frank Herburg im Scheinwerferlicht bei der Landung und in der Eile nicht gesehen hatte: Dr. Luisa Alius hatte ein Make-up aufgelegt und sah eigentlich so aus, als gehe sie zu einer Party. Nur ihre Kleidung paßte nicht dazu: die Khakijacke, die angeschmutzte Hose, die hohen Schnürstiefel.
    »Bier!« erklärte Dr. Herburg zögernd. »Wir haben alle Bier getrunken. Es gab ja etwas zu feiern! Wir haben anscheinend das Grab des Kind-Königs Menesptah …« Er hüstelte verlegen.
    Auch Dr. Pernam spielte verlegen mit seinen Fingern und ließ sie knacken.
    Der Mohammedaner Dr. Abdullah klopfte an seine Brust. »Ich nur Coca-Cola, Mrs. Alius …«
    »Wo sind die Flaschen?«
    »In der Küche.«
    »Wäre einer der Herren wohl in der Lage, sie herbeizuschaffen?«
    Pernam übernahm das. Er rannte hinaus und kam nach unwahrscheinlich kurzer Zeit mit einigen Bierflaschen in einem Flechtkorb zurück.
    Dr. Alius war auf der Bettkante sitzen geblieben, hatte die Ampulle begutachtet, die Dr. Pernam in seiner Verzweiflung injiziert hatte, und war damit einverstanden.
    Professor Mitchener atmete noch immer, aber sein Herz stockte nach vier Schlägen und setzte für zwei Schläge aus, als müsse es sich immer erst für die nächsten vier Pumpleistungen erholen.
    Luisa Alius roch an den leeren Flaschen, goß einen Rest Bier in eine Teetasse und setzte sie dann an den Mund. Mit einem Ruck riß Herburg sie ihr aus der Hand.
    »Sind Sie verrückt?« fragte Dr. Alius böse und funkelte Dr. Herburg an. »Was fällt Ihnen ein?«
    »Wenn Gift in dem Bier war …«
    »Das will ich gerade feststellen!«
    »Auf diese Art?«
    »Ich habe leider kein fliegendes Labor bei mir.«
    »Und wenn Sie auch umfallen wie der Professor?«
    »Dann wissen wir es!«
    »Himmel noch mal, das ist doch heller Wahnsinn!«
    »Haben Sie Angst?«
    »Ja!« sagte Frank Herburg laut.
    »Angst um mich?«
    »Auch …«
    »Was heißt ›auch‹?«
    »Wenn Sie sich auch vergiften, hat der Professor überhaupt keine Chance mehr. Ehe ein zweiter Arzt aus Kairo kommt … das heißt ›auch‹!«
    Luisa Alius sah Herburg mit zur Seite geneigtem Kopf an, so wie man einen interessanten Gegenstand betrachtet. In ihren kühlen blau-grünen Augen funkelte Kampfbereitschaft. »Sie sind ein Herzchen!« sagte sie grob. »Aber wer sein ganzes Leben mit Mumien verbringt …«
    »Sie sind doch hierhergekommen, um Professor Mitchener zu retten, aber nicht, um sich experimentell zu vergiften!« brachte Dr. Pernam, heiser vor Erregung, heraus.
    »Männer!« Sie riß die Teetasse mit dem Bierrest so schnell aus Herburgs Hand, daß er sie nicht festhalten konnte, und schluckte das warme schale Bier. Dann hob sie das Handgelenk und blickte auf ihre Armbanduhr. Der große Sekundenzeiger tickte über das schimmernde Zifferblatt.
    »Wenn ich in fünf Minuten sage: ›Dr. Herburg, Sie haben einen Kopf wie eine reife Tomate‹, dann zwingen Sie mich, eine Tablette aus der Schachtel Nr. 17 zu schlucken …«
    »Luisa! Ich flehe Sie an …«
    »Ich kann mich nicht erinnern, Sie jemals Frank genannt zu haben«, antwortete die Ärztin kühl.
    »Ich weiß, woran Sie denken, Dr. Alius.« Dr. Herburg nahm mit zitternden Händen die Tablettenschachtel Nr. 17 aus dem Ärztekoffer. »Ein Halluzinogen! LSD im Bier …«
    »Ach!« Ihre blau-grünen Augen musterten Herburg. Jetzt blieb der Blick auf ihm haften, vorhin hatte er ihn nur gestreift. »Was verstehen Sie davon?«
    »Sie können voraussetzen, daß ich als Ägyptologe alle neuen Theorien kenne, mit denen man dem angeblichen ›Fluch der Pharaonen‹ auf die Spur kommen will. Auch LSD und verwandte Drogen gehören dazu. Man spricht von Nervengiften aus Mohndestillaten, von Mutterkorn-Toxinämien …«
    »Bravo!« Luisa Alius strich sich die blonden Haare aus der Stirn. »Übrigens, die Zeit ist um. Ich rede noch normal. Das Bier war einwandfrei.«
    »Es wäre auch erstaunlich gewesen«, meinte Herburg sarkastisch, »die dritte ägyptische Dynastie und Dortmunder Pilsener – wie paßt das zusammen? Aus Flaschen mit Kronenkorken …«
    »Ein kluges Herrchen!«
    Luisa Alius hatte sich

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