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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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es Imhotep verhindern wollte. Eine Fackel, wenig Licht, ein eingedrungener Grabräuber, der die Wände ableuchtet und plötzlich erkennt, daß man ihn in die Irre geführt hat. Nun will er zurück, gerät weiter in das Labyrinth hinein, wo irgendwo das mit Gold gefüllte Grab des Pharao liegen muß. Und jetzt …«
    Die kleine Katze, die bisher auf dem Glasboden geduckt gesessen hatte, benahm sich plötzlich merkwürdig. Sie sprang auf, stieß mit dem Kopf gegen die Glaswand, kratzte wie irr mit den Pfoten, sprang auf der Stelle hoch, drehte sich in der Luft, ließ sich dann auf den Rücken fallen und blieb gelähmt liegen, bis sie endlich starb. Der ganze Vorgang dauerte zwanzig Minuten … zwanzig Minuten, in denen in dem abgedunkelten Raum kein Wort gesprochen wurde. Es war, als sei jeder an dem schrecklichen Geschehen in dem Glaskasten unmittelbar beteiligt.
    Langsam breitete Leila ein Tuch über den gläsernen Sarg der kleinen Katze.
    »Ein Stückchen bemalte Felswand«, sagte die Ärztin langsam. »Das wollte ich Ihnen nur zeigen. Wer hat noch Fragen?«
    »Genug!« Professor Mitchener atmete schwer. »So war das also auch bei mir, Dr. Alius?«
    »Ich nehme es an! Ich weiß es wirklich nicht. Sie haben eine kräftige Konstitution, Professor. Ihre Widerstandskraft ist groß …«
    »Kronenhirsch, vollbusige Frauen und Mumien …«, murmelte Dr. Abdullah, um mit einem Scherz über seine Betroffenheit besser hinwegzukommen.
    »Wie bitte?« fragte Luisa Alius.
    »Nichts weiter, nichts. Es war nur ein alter Fellachenspruch …«
    »Zur Erklärung dieses Vorganges …«, Dr. Alius ging zum Fenster und riß die davorgespannte Decke herunter. Gleißende Sonne flutete in das Zimmer. »Die Laborversuche werden es noch erbringen, aber ich vermute, daß die alten Ägypter hier mit einem Nervengas gearbeitet haben, das aus Alkaloiden des Mutterkornpräparates stammt. Im Altertum war Ägypten die Kornkammer der Welt! Der hochgiftige Getreidepilz war allenthalben bekannt, vor allem den Ärzten und Priestern. Ebenso das Quecksilber und das Arsen. Das erstere nannten die alten Ägypter ehrfurchtsvoll ›flüssiges Silber‹. Es kommt im Quecksilbersulfid und im rotbraunen Zinnobergestein vor – an beides konnten die Ägypter gelangen, denn sie verfügten über geheimgehaltene Abbaugruben. Das weiß man aus Papyrusrollen, die aus dem 15. Jahrhundert vor Christi Geburt stammen. Quecksilber verdunstet sogar bei Kälte, seine Dämpfe – sie sind völlig geruchlos, was sie so gefährlich macht – zerstören das Nervensystem. Setzen wir nun voraus, daß die Pharaonengräber mit Farben ausgemalt sind, denen man Quecksilber beigemischt hat und daß an den Wänden und Geräten sowie an der Mumie selbst ganze Kulturen von Viren und Bakterien haften, so müssen wir damit rechnen, daß sich auch heute noch, nach Jahrtausenden, jeder Eindringling schwere Vergiftungen zuzieht.«
    Dr. Alius sah die ungläubigen Blicke ihrer Zuhörer und nickte mehrmals. »Ich weiß, was Sie jetzt denken: Fünftausend Jahre überdauert keine Bakterie! Irrtum! Man weiß, daß die meisten Giftsubstanzen ihre Wirksamkeit durch Lichteinfall, durch Luft oder Sonnenbestrahlung einbüßen. Aber man weiß auch, daß es schwere Gifte gibt, die über Jahrtausende wirksam bleiben, wenn sie luft- und lichtdicht abgeschlossen werden. Ein Beispiel, von dem Sie sicherlich noch nicht gehört haben: das Leichengift! Die alten Ägypter nannten es das ›Gift der Toten‹ und experimentierten mit einer Reihe von Gegengiften, um zu verhindern, daß diejenigen, die mit den Toten in Berührung kamen, mit dem Leichengift, das sie poetisch ›Schlaffheit des Herzens‹ nannten, ebenfalls starben. Es gelang nur mühsam, denn man wußte damals noch nicht, daß im Leichengift zwei tödliche Gifte – Kadaverin und Putreszin – arbeiten, die sich durch Eiweißfäulnis ernähren. Sie sind absolut tödlich.«
    Luisa atmete auf. Jetzt kam die Frage, die alles klären würde: »Meine Herren Archäologen, wenn Sie Mumien auswickelten, wie war dann die Beschaffenheit der Haut?«
    »Schwarz …«, meinte Professor Mitchener, sehr beeindruckt. »Wir sprechen von ›verkohlten Leichen‹. Noch heute wissen wir keine Erklärung dafür. Man hat die Toten konserviert, aber sie sind äußerlich wie verbrannt!«
    »Da haben Sie es! Die meisten Bakterien haben ihre Nährböden auf tierischen oder pflanzlichen Substanzen, auf Eiweiß, Fetten und Kohlehydraten. Die Mumien im alten Ägypten wurden zur

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