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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schüler, über dessen Leben man Wandtafeln schnitzte … Wer konnte dieser Schüler anders sein als Menesptah, der Kind-Pharao?
    Dr. Herburg ließ sich von Toc-Toc aus seinem Kunststoffoverall helfen und wandte sich dann Leila zu. Sie fiel über ihn her, als habe die Hölle ihn wieder freigegeben. Sie küßte ihn immer wieder leidenschaftlich, ohne auf die vielen Männer zu achten, die zusahen.
    Dr. Pernam stieß Luisa kameradschaftlich in die Seite. Er hatte sich schnell umgestellt, denn mit Charme war bei Dr. Alius wenig zu erreichen. Burschikosität schien ihr mehr zu gefallen.
    Trotzdem sah sie ihn verwundert an. »Nanu?«
    »Ist Liebe nicht schön?« fragte Dr. Pernam und grinste. Er hatte ein weißes, sehr starkes Gebiß, und wenn er breit lachte, sah er aus, als habe er einen Kaugummi aus Elfenbein quer im Mund. Er war sehr stolz darauf, daß er keine Zahnärzte brauchte.
    »Das weiß ich nicht«, gab Luisa abweisend zur Antwort. »Man kann jemanden lieben, ohne daraus eine Schau zu machen. Das da ist doch eine Demonstration!«
    »Natürlich! Eine Frau wie Leila kann die Staumauer von Assuan zum Einsturz bringen, wenn sie zärtlich darüber streicht«, versetzte Dr. Pernam.
    »Das würde aber eine Katastrophe geben«, meinte Luisa.
    »Die große Liebe ist immer eine Katastrophe! Aber wir sehnen sie trotzdem immer wieder herbei.«
    »Du lieber Himmel, philosophisch sind Sie auch noch?« Luisa lachte.
    »Ich kann sogar ein Lyriker sein, Luisa. Über Sie werde ich ein Sonett dichten – im shakespeareschen Stil …«
    »Ich habe es immer gesagt: Wer Mumien ausgräbt, muß meschugge sein.« Sie lachte. Tatsächlich, Dr. Luisa Alius lachte laut.
    Pernams Brust schwoll an, als sauge er Atem ein, um eine halbe Stunde lang zu tauchen.
    Selbst Frank Herburg drehte sich um und starrte Luisa entgeistert an, während Pernam mit stolzgeschwellter Brust dastand. Immerhin hatte er die Kratzbürste zum Lachen gebracht.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis Dr. Alius alle Instrumente desinfiziert hatte … angefangen von den Hämmerchen und Pickelchen, mit denen Geologen ganz vorsichtig dem morschen Gestein zu Leibe gehen, bis zur automatischen Kamera, die Herburgs Weg zur ersten Kammer verfolgt hatte.
    Erst dann konnte man sich in die Autos setzen und zum Barackenlager zurückfahren. Toc-Toc hatte die Abfahrt bereits über Funk gemeldet.
    Professor Mitchener hatte es nicht im Bett gehalten. Er saß auf der kleinen Holzveranda unter einem Sonnenschirm und wartete. Dr. Abdullah hatte gebeten und schließlich geschimpft, gedroht und schließlich gebrüllt … aber an dem Professor war alles wie Wasser an Wachstuch heruntergelaufen.
    »Und wenn Sie auf den Händen bis Kairo laufen, Abdullah«, hatte er gesagt, »diese Stunde des Triumphes erlebe ich nicht im Bett!«
    »Sie haben einen Gang und eine leere Kammer entdeckt – das ist alles!«
    »Und elf Quergänge, eine Holztafel, die deutlich beweist, daß der Schüler des Jägers nur Menesptah sein kann! Zum Satan, und wenn das Labyrinth unseres großen Gegners Imhotep kilometerlang ist und bis zur Hölle führt … wir durchschreiten es und entzaubern den Irrgarten! Es gibt drei Dinge, die einen Mann wie mich um den Verstand bringen, Abdullah: ein Kronenhirsch, wenn er zum Abschuß freigegeben ist, eine schöne Frau mit schlanken Beinen und vollen Brüsten und … ein noch unbekanntes Pharaonengrab!«
    Diesem Argument konnte Dr. Abdullah nicht widerstehen.
    Die Ausbeute, so mager sie heute auch erscheinen mochte, gab dennoch Aufschluß über die Gefährlichkeit des Unternehmens.
    Luisa Alius führte ein Experiment vor.
    Toc-Toc mußte am Nilufer eine kleine streunende Katze fangen, eines jener bedauernswerten Wesen, um die sich keiner kümmert, die sich mühsam ernähren und bis auf die Knochen abgemagert umherziehen, um eines Tages vom Nil weggespült zu werden.
    Dr. Alius setzte die Katze in einen Glasbehälter, schob durch einen mit Gummi abgedichteten Schlitz ein Stück von der abgekratzten Wandmalerei und stellte das Gefäß in einem abgedunkelten Raum der Baracke vor den Schein von Kienholzfackeln.
    Die Ärztin, Professor Mitchener, Abdullah, Pernam, Herburg, Toc-Toc, Leila und der Assistent mit dem unaussprechlichen Namen, den man Mr. Polski nannte, saßen in der fahlen Dämmerung und schielten sehr skeptisch auf den Glaskasten.
    »Lassen Sie uns alles so rekonstruieren«, erklärte Dr. Alius, »wie es in den vergangenen Jahrhunderten möglich gewesen sein könnte und wie

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