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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Konservierung mit Ölen, Harzen und Fetten eingerieben. Welch ein unerschöpfliches Schlaraffenland für Bakterien! Sie hatten alles zum Leben, was sie brauchten! Und sie ernährten sich wonnevoll Tausende von Jahren lang! Jede Ernährung, jeder Abbau von organischen Substanzen, jeder Entwicklungsprozeß bakterieller Natur aber ist ein Verbrennungsvorgang – wie auch unsere menschliche Ernährung. Indem sich die Bakterien von den Konservierungsmitteln der Mumien ernährten, verbrannten sie die eingeriebene Haut. Die schwarzen Pharaonen also sind nichts anderes als Nährböden der Bakterien. Und die wiederum schützen ihre königlichen Gastgeber durch die Produktion von Gift! Ein jedes Pharaonengrab ist nichts anderes als ein mit chemischen Kampfstoffen gefüllter Bunker – um im gräßlichen Jargon der modernen Kriegsindustrie zu reden …«
    »Phantastisch!« Dr. Pernam beendete mit diesem Ausruf die lähmende Stille. »Bisher haben wir immer geglaubt, die Haut der Mumien sei durch das Harz verbrannt worden, mit dem man sie einbalsamiert hat. Eine natürliche Reaktion, so, als wenn man Ichthyolsalbe auf die Haut schmiert – oder einfach Teer. Das erzeugt den Teerkrebs – aber die Pharaonen waren ja tot – die Zellen also ohne Sauerstoff! Aber daß alles von den Bakterien kommt, die sich davon ernährten … einfach phantastisch!«
    »Und woran starb unsere Katze?« fragte Dr. Herburg leise.
    »Quecksilber oder Mutterkornalkaloide – das werden wir heute abend analysieren, wenn unser Labor angekommen ist.«
    Der Anschauungsunterricht war damit beendet. Toc-Toc trug den abgedeckten Glaskasten hinaus und vergrub ihn tief in der Wüstenerde. Damit nichts passieren konnte, schichtete er einen Berg auf das Grab – dicke Steine aus den Gräberfeldern.
    »Jetzt habe ich Hunger«, rief Luisa Alius, als sie wieder in dem großen Wohnraum der Baracke in den Korbsesseln saßen. »Und wenn einer einen Cognac hat … Ich glaube, ich habe ihn verdient.«
    »Einen Waggon voll!« rief Harris Pernam enthusiastisch.
    »Danke! Nur ein Glas! Gift haben wir schon genug um uns …«
    Professor Mitchener weigerte sich, wieder ins Bett zu gehen. Auch der Ärztin gelang es nicht, ihn davon zu überzeugen, daß er noch zu schwach sei, um seine Arbeit wiederaufzunehmen.
    »Nachdem Sie uns das mit den Bakterien und ihrem Schlaraffenland, den Mumien, erzählt haben, verlangen Sie noch, daß ich die zwei Tage alte Times lese? Luisa, das einzige, was Sie mir abringen können, ist ein Mittagsschläfchen im Sessel … am Nachmittag muß ich einfach zur Grabungsstelle hinaus. Nein, nein, ich will nicht hinein … ich will nur dabeisein, wenn Frank oder Harris ins Labyrinth steigen.«
    »Keiner wird das tun, bis ich die Analysen fertig habe.«
    »Haben Sie das Pernam schon gesagt?«
    »Ja. Er sieht es ein.«
    »Und Frank?«
    »Mit diesem Dickkopf rede ich nachher.« Luisa blickte aus dem Fenster auf die in der Sonne flimmernde Stufenpyramide des Djoser. Alte klapprige Lastwagen brachten von dem neuen Grab Ausgrabungsschutt ins Lager – zur peinlich genauen Durchsiebung. Gelbweiße Staubwolken hüllten die Autos ein. Es waberte eine mörderische Hitze über der Totenstadt Sakkara.
    »Frank ist ein guter Kamerad!« sagte Luisa plötzlich. »Und er hat Mut.«
    »Und ein Wissen, um das ihn viele beneiden; aber er würde nie damit prahlen.« Mitchener hüstelte verlegen. »Sie wissen, daß er Leila Hedscha heiraten will?«
    »Sie demonstriert es ja bei jeder Gelegenheit! Sie haßt mich, hat sie gesagt.«
    »Ihnen ins Gesicht?«
    »Ich hatte ihr gerade mein Hinterteil nicht zugedreht.«
    »Sie sind ein rauhes Frauenzimmer, Luisa, das muß ich Ihnen einmal sagen. Von Toc-Toc weiß ich, daß Sie fluchen können wie ein Eselstreiber.«
    Der Professor zog die buschigen Augenbrauen zusammen und sehnte sich nach einem Whisky und seiner Pfeife. Beides hatte Luisa natürlich verboten. Selbst ein Bier war nicht erlaubt … Daß er am Morgen – unter Protest von Dr. Abdullah – heimlich ein Glas getrunken hatte, wußte sie ja nicht. Rotwein mit rohem Ei war das einzige, was sie zugelassen hatte. Davor hatte sich Mitchener zwar geschüttelt – es aber doch brav geschluckt.
    »Wenn Leila Sie haßt«, sagte Mitchener, »dann würde ich das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Leila ist nicht irgendein zänkisches Frauenzimmer. Sie ist hochintelligent, ist in erstklassigen Pensionaten erzogen worden und hat auf einem englischen College ihr Abitur gemacht –

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