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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Abmachung nicht verletzt. Das macht Ihre Tochter so wütend.«
    »Sie weiß, was Ehre ist, Frank.«
    »Sie weiß aber auch, wie ihr nackter Körper auf einen Mann wirkt! Abdullah, Sie sind nicht nur Leilas Vater, Sie sind auch mein Freund. Wie soll ich nun mit Ihnen reden? Zum Vater oder zum Freund?«
    »Zu beiden.«
    »Das geht in diesem Fall sehr schlecht …«
    »Zum Freund also …«
    »Akzeptiert! – Also: Ich muß Ihnen sagen, mein Freund, daß es mir bald nicht mehr möglich ist, das Versprechen Leilas Vater gegenüber zu halten. Leila und ich lieben uns, und es wird mir bald unmöglich, diese Liebe nur auf Küßchen hier – Küßchen da – zu beschränken. Jetzt schon gar nicht mehr …«
    »Seit die deutsche Ärztin im Camp ist.«
    »Ja.«
    »Sie kommen in Konflikte …?«
    »Verdammt – ja!«
    »Echte Liebe kennt keine Konflikte. Wenn Sie Leila lieben …«
    »Lieben? Als Sofapüppchen, das man nur anfassen und mit dem man nur spielen darf! Abdullah, wie viele Frauen haben Sie in Ihrem Leben …«
    »Hier handelt es sich um meine Tochter …«
    »Wir sprechen von Freund zu Freund – das war abgemacht.«
    »Wollen Sie zum islamischen Glauben übertreten, Frank?«
    »Nein.«
    »Muß dann Leila Christin werden?«
    »Warum? Was hat Liebe mit Religion zu tun?«
    »Und wenn Kinder kommen?«
    »Wenn die gesund sind, haben sie für ihr Leben genug mitbekommen!«
    Dr. ibn Hedscha erhob sich und ordnete sein Gewand. »Komm zum Essen«, sagte er, und seine Stimme schwankte etwas.
    Dann machte er einen gewaltigen Sprung über alles, was ihm heilig war: Religion, Tradition, Vaterehre, Tochterliebe und Moral. Er sagte:
    »Ich will von dir, Frank, und Leila keine Erklärungen mehr. Es ist euer Leben.« Er blieb an der Tür stehen und blickte Herburg an, der immer noch auf dem Bett lag. »Aber jede Träne, die Leila später deinetwegen vergießt, kostet dich einen Blutstropfen …«
    Frank wartete noch, bis nebenan das Chopinkonzert beendet war und auch Mr. Polski zum Abendessen ging. Dann zog er sich rasch um, wählte seinen weißen Leinenanzug und schlüpfte in ein schwarzes Seidenhemd. Nun sah er wieder so aus, wie Harris Pernam ihn einmal mit ›Der Schönling aus der Gräberstadt‹ apostrophiert hatte.
    Als er im Speisezimmer mit einer Entschuldigung erschien, löffelte man gerade die Vorsuppe, eine Tomatencreme.
    Alle blickten kurz auf, nur Leila erhob sich, lief ihm entgegen und küßte ihn noch an der Tür. An ihren schwarzen Haaren vorbei schielte Herburg zu Luisa Alius.
    Sie war die einzige, die ihre Tomatensuppe ohne Regung weiter aß.

VI
    Am Abend des nächsten Tages fuhren sie in vier Wagen die Nilstraße hinunter zu der Villa des Suliman ibn Hussein.
    Die Herren trugen weiße Smokingjacken und dunkle Hosen, Leila glänzte in einem Abendkleid aus reichbestickter Seide, feuerrot und so eng auf den Körper zugeschnitten, daß jeder sehen konnte, daß sie unter dem Stoff nackt war. So bot sie das Bild vollkommener Schönheit und Verführung – sehr zum Kummer ihres Vaters, der das Kleid eine Sünde nannte, die Allah verfluchen würde …
    Eine Überraschung bereitete allen Dr. Luisa Alius.
    Sie hatte doch nicht nur, wie sie gesagt hatte, Arbeitskleidung mitgebracht. Sie trug einen Hosenanzug, nichts Umwerfendes, aus blauem Stoff mit goldenen Lurexfäden durchwirkt. Aber wie sie diesen Hosenanzug trug und wie ihre goldblonden Haare darüber flossen, das war im Gegensatz zu Leilas fast schon überirdischer Schönheit eine wahre Demonstration von greifbarer Lebensfülle und animalischer Gesundheit.
    Dr. Harris Pernam belegte Luisa mit Beschlag, besonders nachdem er sah, daß sich Herburg bewußt nur um Leila kümmerte. Professor Mitchener redete zwar galant und machte Komplimente, aber er überließ doch das Feld neidlos seinem Dozenten. Das unerforschte Gift in seinem Körper war noch nicht endgültig besiegt, er mußte noch immer am Stock gehen und ermüdete sehr rasch.
    An der Grenze von Sulimans riesigem Besitz empfing eine Gruppe malerisch herausstaffierter Lanzenreiter die kleine Wagenkolonne und geleitete sie bis zu dem weißen, hellerleuchteten Palast. Sie saßen auf edelsten Araberpferden und ritten in stolzer Haltung neben den Autos her, als beschützten sie einen hohen Staatsbesuch.
    Schon von weitem, von einer kleinen Anhöhe aus, über die die Straße führte, konnte man Sulimans Märchenreich überblicken … Den Hauptpalast und die Nebenhäuser, die Gärten und Springbrunnen, die

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