Die Schöne vom Nil
eingeladen.«
Dr. Pernam schüttelte den Kopf und blickte Herburg fragend an. »Keine Ahnung. Wer sagt das, Frank?«
»Ich hörte gerade, ein reitender Bote in einer Phantasieuniform hat Professor Mitchener eine Einladung überbracht.«
»Suliman … Er war erst vor kurzem hier und sprach schon von der Party. Luisa, den müssen Sie kennenlernen – der gehört zu den Wundern des Orients! Hier die armen Fellachen, die ihre Felder noch mit der Hacke bearbeiten wie vor tausend Jahren und jedes Jahr beten, daß der Nilschlamm neue Fruchtbarkeit bringt … und direkt daneben ein Palast, wie man ihn nur …«
»Aus amerikanischen Filmen kennt. Ich weiß!« Luisa Alius knöpfte ihre Bluse zu, weil beide Männer ihr weniger ins Gesicht als auf den Oberkörper blickten. »Und Salimah …?«
»Das ist ein Weib! Pardon, Luisa!« Dr. Pernam grinste, was soviel war wie eine Bitte um Verzeihung. »So etwas kann sich eben nur ein Mann wie Suliman ibn Hussein leisten. Oder vielleicht noch Frank …«
»Idiot!« rief Herburg grob.
»Wieso Frank?« fragte Luisa rasch. Die Reaktion war verräterisch. »Harris, erzählen Sie! Sagen Sie nur noch, dieses Wunderweib Salimah habe Frank auch nur mit einem Blick bedacht …«
»Salimah könnte eine Schwester von Leila sein … das wollte ich damit sagen.« Harris Pernam kam ins Plaudern. »Nur ihr Leben ist verschieden. Leila steht mit Frank, ihrem Verlobten, im Staub der Totenstädte und hilft, mumifizierte Leichen auszubuddeln … Salimah dagegen schreitet durch Sulimans Marmorpalast wie eine wiederauferstandene Nofretete. Wenn man sie beide vergleichen wollte … ich glaube, Salimah würde nur an zweiter Stelle liegen. Aber wer will das? Wenn Sie Salimah sehen, werden Sie mir recht geben, Luisa: Sie ist ein Teil einer Wunderwelt, und nur dorthin gehört sie.«
»Ich werde sie nicht bewundern können, denn ich gehe nicht hin«, sagte Luisa kurz.
»Natürlich gehen Sie mit! Wir alle …«
Frank Herburg blickte zu Professor Mitchener hin, der auf sie zugewankt kam. Daß er gegen alle Warnungen schon wieder überall dabeisein wollte, war reiner Blödsinn. Aber das war diesem Dickkopf nicht klarzumachen.
»Eine gute Nachricht!« rief Mitchener schon aus einer Entfernung von drei Schritten. »Der Märchenlandbote hat …«
»Hat sich bereits herumgesprochen, Professor! Suliman lädt zu einer seiner berühmt-berüchtigten Partys ein, bei der man frisches Obst von den herrlichsten nackten Mädchenkörpern pflücken kann!«
Frank sah Luisa an. Ihre grau-grünen Augen waren wieder ganz dunkel geworden und starrten ihn an, als er von der Party erzählte.
Und er fuhr begeistert fort: »Das ist eine Spezialität von ihm, Luisa. Sie werden es erleben. Zum Dessert werden auf kleinen silbernen Rollwagen nackte, wundervoll gebaute Mädchen hereingefahren, die mit Früchten aller Art behangen oder bedeckt sind. Lebende Obstkörbe, originell, nicht?«
»Was soll das? Ich bin nicht lesbisch.«
»Da hat sie recht!« Harris lachte laut. »Suliman denkt dabei an die anwesenden Herren – aber wie serviert er einer eingeladenen Dame das Obst? Ich hätte da einige Vorschläge. Wenn man zum Beispiel eine Weintraube …«
»Harris, ersparen Sie uns Ihre Ferkeleien!« Frank Herburg hielt Luisas wilden Blick ruhig und gelassen aus. »Er tönt immer nur so, Luisa. In Wirklichkeit ist Harris ein total schüchterner Mensch. Auf jeden Fall gehen wir zu der Party …«
»Das meine ich auch!« bestätigte der Professor.
»Ohne mich!« Luisa Alius schüttelte den Kopf. »Ich bin nach Sakkara gekommen, um endlich auf die Spur der altägyptischen Nervengifte zu stoßen, aber nicht, um Weintrauben von nackten Mädchen zu pflücken. Ich habe auch gar kein Kleid für solche Feste bei mir.«
»Sie sind in die Totenstadt gekommen, in erster Linie doch wohl, um mir das Leben zu retten!« sagte Professor Mitchener mit dem unterkühlten Humor der Briten. »Sie haben es geschafft, ich laufe wieder herum – und nun müssen Sie mich auch im Auge behalten – auch bei dieser Party!«
»Sie laufen herum – aber wie!«
»Morgen hüpfe ich wieder auf der Stelle, und übermorgen spiele ich Golf von Grab vier zu Grab sieben! Ein schwer spielbarer Golfplatz voller Tücken – und ohne Gras! Sie werden es erleben, Dr. Luisa, daß allein Ihre Gegenwart für mich eine wahre Aufbaumedizin darstellt!«
Er ließ die Einladung herumgehen … in goldener Schrift auf schwerem Bütten gedruckt. Die Ränder waren mit
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