Die schoenen Hyaenen

mich ja im Nachteil. Sie wissen alles über mich, aber ich praktisch nichts über sie. Das macht mich nervös.« Seine Lippen zuckten spöttisch. »Haben Sie an dem Auftrag Interesse?«
    »Darf ich noch einmal zusammenfassen, was Sie von mir wollen. Ich soll alle schmutzigen Geheimnisse aus ihrem Leben ausgraben. Mit wem sie geschlafen haben, ob sie es für Geld gemacht haben. Pornofilme, Skandale. Legitim oder illegitim geboren, Geldschwierigkeiten, Gefängnisstrafen, sexueller Geschmack, uneheliche Kinder, Abtreibungen, Drogen, Ladendiebstahl, Verbrechen, sexuelle Abartigkeiten.«
    Lila lächelte zum erstenmal. »Ich glaube, Sie haben es genau erfaßt, Mr. Paige. Was kostet das?«
    »Grundgebühr sind zehntausend Dollar. Zunächst. Spesen gehen gegen Vorlage der Quittungen extra. Zweifellos erfordert das Reisen. Darüber halte ich Sie auf dem laufenden.«
    »Sehr gut. Wann können Sie anfangen?«
    Er räusperte sich. »Sobald der Scheck auf meinem Konto verbucht ist. Sie verstehen: Firmenpolitik.«
    Lila holte ihr Scheckheft aus der Tasche und stellte den Scheck aus. »Übrigens wäre da noch eine Kleinigkeit. Kein echtes Problem, glaube ich.« Sie reichte Minos den Scheck. »Das müßte in der Summe enthalten sein, die ich Ihrer Forderung hinzugefügt habe.«
    Lila holte aus ihrer Tasche einen Packen Briefe, die mit einem Gummiband zusammengehalten waren. »Diese Briefe habe ich in letzter Zeit erhalten. Verrückte Post bekomme ich natürlich oft. Aber das hier geht mir etwas zu weit. Sie stammen von dem Mitglied irgendeiner Liga oder so. Ein Typ namens Jughead hat sie unterzeichnet. Könnten Sie das für mich überprüfen?« Lila stand auf und gab Minos das Bündel.
    Minos las einen der Briefe.
    »LETZTE NACHRICHT DER ANTI-VETTERNWIRTSCHAFT-LIGA. TOD DER LILA KYLE. Ratet mal, welche Tochter eines berühmten Hollywoodstars die Rolle von Three for the Road bekommen hat? Lila Kyle natürlich! In ihrem Interview mit dem People Magazin behauptete sie, es sei schwerer für sie gewesen, Anerkennung zu finden, und sie habe härter dafür arbeiten müssen... «
    Minos faltete den Zettel zusammen und meinte: »Davon müssen Sie viele bekommen. Haß, Missgunst. Das gehört doch dazu.«
    »Ja, es gibt viele. Alles Verrückte. Aber mir gefällt der Gedanke nicht, daß es eine Liga von Verrückten gibt. Und diese Dinger stecken bei mir im Hausbriefkasten. Sie kommen nicht mit der Post. Mit einzelnen Verrückten werde ich fertig. Damit weniger.«
    Minos Paige nickte. »Machen Sie sich keine Gedanken. Ich kümmere mich darum. Wie gesagt, sobald der Scheck verbucht ist.«
    Sy Ortis lachte entzückt. Geschafft! Er hätte am liebsten einen Freudentanz aufgeführt. Der größte Coup seiner Karriere. Lila Kyle kam zu ihm und verließ Ara Sagarian. Nun hielt er die drei Königinnen in der Hand. Ara mußte Blatt passen.
    Sy beschlichen allerdings auch Bedenken. Seine Filmklientel würden es nicht sonderlich schätzen, daß er so viele Fernsehkunden vertrat. Und Lila war bestimmt nicht einfach. Ein echtes Miststück, doch gleichzeitig ein Rasseweib. Lilas Auftreten war angeboren, nicht gekünstelt wie bei den meisten Neulingen, mit denen es Sy zu tun bekam. Wenn er mit Crystal Plenum hatte fertig werden können und dieser Teufelshure Jahne Moore, würde er auch Lila in den Griff bekommen. Denn Lila hatte das gewisse Etwas, was den anderen Mädchen fehlte. Diesen geheimen Zauber, der nichts mit Aussehen oder Begabung zu tun hatte, wohl aber die Menschen zwang, sich ihr zuzuwenden.
    Sy ging ans Fenster und lachte. Wenn das die anderen Agenten in der Stadt erfuhren!

31.
    Die Dreharbeiten für Birth of a Star in Nordkalifornien sollten neun Wochen in Anspruch nehmen. Jahne flog in der Maschine der International Studios und wurde bei ihrer Ankunft auf dem Oakland Airport von einem Wagen erwartet, der sie ins Cupertino Hotel brachte, wo Schauspieler und Crew für die Dauer der Dreharbeiten wohnen sollten. Am nächsten Morgen brachte man sie zum ersten Drehort, wo sie ihre Garderobe bezog, von Mai schon erwartet.
    Jahne staunte über ihren luxuriösen Wohnwagen, der sich nicht mit der rein zweckgebundenen Blechschachtel, die ihnen für Three for the Road zur Verfügung gestellt hatte, vergleichen ließ. April Irons ließ sich jedenfalls nicht lumpen. Der abgeschrägte, beleuchtete Spiegel über dem Make-up-Tisch aus Mahagoni, das gekachelte Bad, eine geschmackvolle Sitzecke mit indirekter Beleuchtung und ein Schlafraum mit Himmelbett standen