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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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fliegt. Sie flatterte zu Sam — und würde wahrscheinlich verbrennen. Grenzenlose Traurigkeit und Einsamkeit überfielen Jahne.
    Im Hotel schlug Jahne Mai vor, gemeinsam auf dem Zimmer zu essen. Mai stimmte gern zu. Jahne duschte, und das heiße Wasser schwemmte ihre Bitterkeit ein wenig fort.
    Als sie das Badezimmer verließ, war das Abendessen schon serviert, ein Teewagen vor das Fenster geschoben. Sie setzten sich. Jahne löffelte ihre heiße Gemüsesuppe und knabberte dann an der gegrillten Hähnchenbrust.
    »Mai, ich möchte Ihnen etwas sagen, aber ich finde, wir sollten uns vorher duzen.«
    Mai setzte ihr Bierglas ab und nickte Jahne zu. Dann erzählte Jahne ihrer Freundin die ganze Geschichte.
    Mai konnte gut zuhören. Sie ließ Jahne weinen und wartete schweigend, wenn Jahne nach Worten suchte oder ihr der Mut zum Weitersprechen fehlte. Schließlich schwieg Jahne. Sie saßen noch immer vor dem Fenster. Die Lichtreklame des Cupertino glitzerte unter ihnen. Mai stand auf und blickte in die Nacht hinaus.
    »Was wir uns alles antun! Was uns alles angetan wird!«, flüsterte sie, weder schockiert, noch abgestoßen, nur liebevoll und mitfühlend. »Meine Liebe, es tut mir so leid!«
    In dieser Nacht schlief Jahne besser als seit Wochen. Als sie aufwachte, hantierte Mai schon im Wohnzimmer der Suite.
    »Meine Liebe, ich möchte auch gern mit dir sprechen«, sagte sie. »Ich habe die ganze Nacht über deine Geschichte nachgedacht, und ich fürchte, du bist in großer Gefahr.«
    Jahne setzte sich verstört auf die Couch. »Was soll das heißen?«
    »Wenn Gott dem Menschen große Schönheit verleiht, gibt er ihm auch Zeit zu begreifen, wie er mit ihr umzugehen hat. Heutzutage ist Schönheit gleichbedeutend mit Macht. Man kann sie als Waffe oder Werkzeug benutzen. Die meisten von uns haben glücklicherweise die notwendige Zeit. Sie können die Macht in Ruhe testen. Einige unglücklichen Frauen wurden mit großer Schönheit bedacht, ohne sich ihrer bewußt zu sein. Darum starben sie früh. Beispiele dafür sind Jean Harlow, Marilyn Monroe, Jean Seberg und viele andere. «
    Mai machte eine Pause. »Ich weiß, wovon ich spreche. Denn ich war einmal schön. Aber du bist nun schön, ohne deine Macht je erfahren zu haben. Mir sind ja die überraschenden Fehler aufgefallen, die du begehst. Du vermeidest es, in Gegenwart von anderen in den Spiegel zu sehen. Du freust dich, wenn man dich als hübsch bezeichnet. Dabei ist das eine Beleidigung für eine schöne Frau. Doch du mußt deine Macht ausüben und dich dazu bekennen. Wenn du das nämlich nicht tust, richtet sich die Waffe gegen dich.«
    »Ach Mai, du machst mir Angst. Was kann ich nur tun?«
    »Das weiß ich nicht. Du mußt mit diesem Wunder ärztlicher Kunst fertig werden. Doch ich werde dir helfen, soweit ich kann.«
    »Danke.« Jahnes Augen standen voll Tränen.

32.
    Marty beobachtete Lila beim Sprechen. Ihre Hände bewegten sich wie japanische Fächer, die wohlgeformten roten Fingernägel stachen in die Luft. Sie saßen nebeneinander auf der Couch in Martys Wohnzimmer. Lila hatte ihm gerade erzählt, daß sie die Rolle in dem Film Princess of Thyme abgelehnt hatte. Sie begann von Ara Sagarian zu erzählen und wie sehr er sie enttäuscht hatte. Marty bemerkte, daß Lilas Augen vor Aufregung glühten, wie auch ihre Haut. Und das alles wegen einer Filmrolle! Wie leidenschaftlich mußte diese Frau im Bett sein!
    Marty hatte Lila praktisch schon aufgegeben. Aus heiterem Himmel hatte sie ihn dann wieder angerufen. Diesmal gedachte Marty keine Panne zu riskieren. Er hatte Sally in die Stadt geschickt. Es gab keine Gladiolen und kein Essen vom Partyservice. Tatsächlich lief auch alles gut. Irgendwann mußte Martys Zeit kommen.
    An diesem Abend begehrte er Lila mehr denn je. Er beschloß, es mit Ratschlägen und väterlicher Geduld zu versuchen.
    »Ara ist einfach zu alt, Lila. Familientreue ist zwar gut und schön, aber du brauchst jemanden wie Sy Ortis, der dich managt.«
    »Meinst du, Marty?« Marty überlief ein erregendes Schaudern. Er mochte es, wenn sie auf seine Meinung hörte.
    »Wenn du willst, kann ich ihn anrufen und einen Termin für dich ausmachen.«
    »Ein guter Gedanke.« Lila wußte nicht, ob Marty erfahren würde, daß sie Sy bereits eingeschaltet hatte.
    Marty zerbrach sich den Kopf, was er sonst noch tun konnte, um ihre Freundschaft zu vertiefen. »Möchtest du wissen, wie ich mir die erste Folge der kommenden Saison vorgestellt habe?« fragte er und

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