Die schoenen Hyaenen
Idee, doch ich möchte erst einmal eure Vorschläge hören.«
Bevor jemand antworten konnte, flog die Tür auf, und Neil Morelli stürmte herein. »Ich hab ihn, ich hab ihn!« schrie er.
Alle sprangen auf und liefen zu ihm. Sie umarmten ihn und redeten durcheinander. Neil Morelli, Mary Janes bester Freund, hatte offenbar die Fernsehrolle bekommen, für die er im letzten Monat vorgesprochen hatte. Also hat es wieder einer von uns geschafft, dachte Mary Jane und mischte sich unter die Gratulanten. Vielleicht war Neil ein kleines bißchen verrückt. Doch er hatte ein Herz aus Gold. Es war zudem ein brillanter Alleinunterhalter, ein echter Komiker.
Neil wurde mit Glückwünschen überschüttet. Auch Mary Jane umarmte ihn. »Hallo, Jughead! Ich freue mich so, als ob ich die Rolle hätte. Du hast es verdient.«
Der kleine Neil hob Mary Jane mit einiger Mühe hoch und drehte sich im Kreis. »Vielen Dank für die Zeit, die du mir bei den Proben geopfert hast.« Er küßte sie schallend auf die Wange. »Du bist die nächste, paß nur auf.«
Das entlockte Mary Jane nur ein gequältes Lächeln. So viele lange Jahre versuchte sie schon in New York eine Rolle zu bekommen. Stets machte eine andere vor ihr das Rennen, und stets hörte Mary Jane die gleichen Worte: »Du wirst die nächste sein.« Doch sie war nie die nächste. Daran hatte auch Jack and Jill nichts geändert.
Sam gratulierte zuletzt. »Viel Glück!« sagte er und reichte Neil die Hand. Neil ergriff sie zögernd. Die beiden mochten sich nicht, duldeten einander aber, vielleicht um Mary Janes willen. Sam schenkte Neil ein kaltes Lächeln. »Wir freuen uns alle mit dir, Neil. Aber wenn ihr so weit seid, wollen wir anfangen. Wie gesagt, ich hab da einen Gag, eine Art Parodie. Ein Zauberkunststück.«
Alle stöhnten. Zauberei!
»Wir gehen ganz demokratisch vor. Ich höre mir euer Urteil an. Dann entscheide ich.« Alle lachten. »Mary Jane, Bethanie, Neil. In die Mitte der Bühne.«
Sam sagte in groben Zügen, was er sich vorstellte. Neil sollte den Zauberer spielen, Bethanie und Mary Jane die üblichen Assistentinnen. Neil, der keine Gelegenheit ausließ, auf der Bühne im Mittelpunkt zu stehen, verschob das Feiern auf später, zog sich den Mantel aus und betrat die Bühne. Nach Sams Anweisung steckten sie Mary Jane in die Zauberkiste. Neil machte sein Simsalabim. Mary Jane vollführte brav die übliche Handbewegung einer Zauberassistentin. Das brachte Lacher. Auf das Stichwort warf Neil ein Tuch über die Schachtel. Dann ging Neil unter allerlei Blödeleien auf das Publikum zu und bezog es in die Nummer ein. In der Zwischenzeit ergriff Sam Mary Janes Hand und zog sie hinter dem Tuch hervor. Blitzschnell nahm Bethanie Mary Janes Platz ein.
Mit einer weitausholenden Armbewegung zog Neil das Tuch fort. Bethanie imitierte vortrefflich Mary Janes Handbewegung. Dann entstieg sie der Box. Das Ensemble schwieg zunächst. Dann brach Gelächter aus. Mary Jane stand abseits, fast regungslos. Noch begriff sie nicht genau, was passiert war. Doch ihr Magen verkrampfte sich. Sollte das etwa ein Witz sein? Einer ihrer Kollegen rief laut: »Ich verstehe: Das ist das >Vorher< und das >Nachher<.«
Die Erkenntnis traf Mary Jane wie ein Schlag. Vor Demütigung stieg ihr die Röte ins Gesicht, Tränen brannten hinter ihren Lidern. Sie konnte weder Sam noch sonst jemanden ansehen. Fassungslos fragte sie sich: Wie konnte er mir das antun? Warum? Als Jill hatte Mary Jane eine unattraktive Frau spielen müssen. Logisch. Jeder wußte das. Sie selbst machte geringschätzige Bemerkungen über ihr Äußeres. Doch das ging zu weit. Mußte Sam einen so billigen Witz bringen, wenn er damit Mary Jane nur wehtat? Denn so gefühllos konnte Sam unmöglich sein, daß er sich nicht klarmachte, wie sehr dieser angebliche Witz verletzte.
Mary Jane zwang sich, nun alle anzusehen. Das sind meine Freunde, machte sie sich klar, meine Familie. Sie lachen mich aus.
Nicht alle. Molly Closter sah sie mitleidig an. Auch Bethanie wandte sich beschämt ab. Doch das Mitleid schmerzte mehr, als lächerlich gemacht zu werden.
Plötzlich streckte Neil Morelli beide Hände hoch und rief Sams Namen. Alles verstummte.
»Ich verstehe das nicht, Sam«, behauptete Neil. »Was soll daran so komisch sein?«
Sam setzte zum Sprechen an. Doch noch bevor er etwas erklären konnte, unterbrach ihn Neil. Mary Jane ahnte, was er vorhatte. Er gedachte das nicht hinzunehmen, sondern wollte es zum Eklat kommen lassen. Nicht,
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