Die schoenen Hyaenen
hervor. Darin lag der Welpe. Tot. Sharleen brauchte keine Fragen zu stellen.
Momma und Sharleen knieten vor dem Karton. Dean kam hinzu. Seine Augen wurden groß und immer größer.
»Schläft er?« fragte Dean.
»Nein, Dean. Er ist jetzt im Himmel.«
Nach dem Frühstück, das nur aus Cornflakes ohne Milch bestand, begleitete Momma Sharleen und Dean zu der Haltestelle des Schulbusses. Sharleen fiel auf, daß ihre Mutter ihr bestes Kleid trug. Hellblau mit einem weißen Kragen. Sie hatte auch einen Pappkarton dabei. Da begriff Sharleen, daß jetzt ein neuer Lebensabschnitt begann. Schlimmer konnte es allerdings nicht werden. Dean ging ihnen ein Stück voraus. Er litt unter dem Tod des Welpen. Und Momma nutzte die Gelegenheit, ein ernsthaftes Gespräch mit Sharleen zu führen.
»Sharleen, Liebes, deine Momma muß jetzt erst einmal für eine Zeit fortgehen. Ich kann euch beide nicht mitnehmen. Aber ich hole euch, sobald ich einen Job und eine Bleibe für uns gefunden habe. Du weißt, daß du nicht meine leibliche Tochter bist, aber ich liebe dich wie mein eigen Fleisch und Blut. Dean ist mein Sohn, dein Halbbruder. Hab ihn lieb wie eine Schwester.« Sie gab Sharleen eine kleine Bibel. »Behalte die, bis ich wiederkomme. Nein, Liebes, wein' nicht. Du mußt stark sein. Gott hält seine Hand über uns. Sprich mit dem Herrn, dann hilft ER dir.« Sie machte eine Pause. Sharleen ahnte, daß ihr das Sprechen Schmerzen bereitete. »Versprich mir, dich um Dean zu kümmern. Er ist nicht so hell wie du.«
Sharleen hörte schweigend zu. Was hätte sie auch sagen sollen? Wer konnte ihrer Mutter einen Vorwurf daraus machen, daß sie die Schläge nicht länger einsteckte? Momma hatte keine Wahl. Im Grunde war Sharleen froh, daß Momma fortgehen konnte. Und Sharleen dachte in ihrer Gutmütigkeit nicht darüber nach, daß ihr nun niemand mehr blieb, von Gott einmal abgesehen und von Dean. Und für Dean sollte Sharleen von nun an die Verantwortung tragen.
»Sag Dean noch nichts, Liebes. Erst am Abend vielleicht. Er soll sich nicht aufregen«, bat Momma.
Sharleen nickte. Sie dirigierte Dean im Schulbus zu den Rücksitzen. Von dort aus konnte sie noch einmal ihre Mutter sehen. Die zarte Frau hob die Hand. Sie winkte zweimal.
Dann ging sie schnell in die andere Richtung zu einem Bus, der sie in die Stadt bringen würde. Sharleen zwang sich, nicht in Tränen auszubrechen. Wenn sie erst zu weinen anfing, konnte sie wahrscheinlich nicht so schnell wieder damit aufhören. »Dean, ich werde von nun an für dich sorgen«, sagte sie ihm. Er schwieg erst, dann legte er den Kopf an ihre Schulter und schloß die Augen. »Es war ein so gutes Hundchen«, weinte er.
Das alles fiel Sharleen unter der Dusche wieder ein. Sie war so in Gedanken, daß sie nichts hörte. Plötzlich zerrte Daddy den Duschvorhang zurück. Sein übler Körpergeruch verbreitete sich.
»Was zum Teufel machst du da?« wetterte er. »Du hast mich geweckt. Bist du verrückt?«
Sharleen erschrak, wich in der winzigen Kabine zurück. Mit geübtem Blick schätzte sie den Zustand ihres Vaters ein. Er war betrunkener denn je. Vor acht Jahren hatte Momma sie verlassen. In all den Jahren hatte Daddy unmäßig getrunken. Dean und Sharleen gemein behandelt. Doch so benommen wie jetzt hatte er sich nie. Bitte, lieber Gott, hilf mir, dachte Sharleen.
»Ich bin sofort fertig, Daddy«, flüsterte sie. Sie quetschte sich an ihm vorbei, wickelte im Gehen ein Handtuch um sich und wollte ihre Kleidung erreichen. Doch er war schneller.
Sie fühlte seine Hand auf ihrem Kopf. Er zerrte sie an einem Haarbüschel in sein stickiges, widerliches Schlafzimmer. Das Handtuch fiel zu Boden.
Sharleen schrie entsetzt. Sie versuchte, sich am Kühlschrank festzuklammern. Doch Daddy gelang es, ihre Finger zu lösen.
Instinktiv ließ sie sich fallen. Statt locker zu lassen, zog er sie am Haar hoch. »Nicht, Daddy, nicht!« schrie sie.
Er brachte sie mit einem Schlag seiner breiten, schwieligen Hand in ihr Gesicht zum Schweigen. »Schluß damit, du kleine Hure. Ständig zeigst du dich in diesen enganliegenden Hosen und trägst das Haar aufreizend offen, wie eine sündige Jezebel.«
Er zerrte sie hinter sich her. Sie fiel wieder hin. Ihr Vater schleifte sie bis zum Fußende seines Bettes. Sharleen versuchte, das Laken als Schutz um sich zu ziehen. Doch blitzschnell packte er sie und legte sie über seine Knie.
»Dir werde ich schon noch Respekt vor mir beibringen, und wenn ich den in dich reinprügeln
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