Die schoenen Muetter anderer Toechter
Szeneläden und verführt Frauen, um sie anschließend wieder für ihren Knilch mit den grauen Schläfen sitzen zu lassen? Und ausgerechnet das Kapitel, in dem diese brisanten Zusammenhänge geschildert werden, suchst du dir aus, um es auf einer Party zu präsentieren, auf der achtzig Klatschtanten nur darauf warten, jedes Detail an mindestens zwanzig ihrer Freundinnen weiterzutratschen?«
Frederike grinste entschuldigend wie Loulou, wenn die etwas ausgefressen hatte. »Was soll ich tun, Michelin, die Frauen wollen ›so was‹ lesen.«
»Kannst du ›so was‹ nicht einfach nur erfinden, ohne dass du den Frauen von einflussreichen Kommunalpolitikern auf die Zehen trittst?«
»Ich könnte einfach zu ihr fahren und ihr versichern, dass ich einen komplett anderen Namen wählen werde und aus dem Mann der Romanfigur vielleicht einfach einen wichtigen Arzt mache?!« Frederike schien über all der Aufregung ihren Verstand eingebüßt zu haben.
»Bist du irre?«, rief Christine da auch schon. Ihre Wangen bekamen hektische Flecken bei dem bloßen Gedanken, sich mit diesem hohen Angestellten des Rechts anzulegen. »Sie wird natürlich nicht zugeben, dass sie hinter der ganzen Aktion steckt und – schwupps – hast du eine Verleumdungsklage am Hals. Das ist nicht witzig, Frederike.«
»Tut dein Fuß weh, Michelin?«, wandte sich Ellen plötzlich in ganz und gar untypischer Fürsorge an mich.
»Er pockert etwas. Aber so lange er hoch liegt, ist es okay«, antwortete ich. »Wieso fragst du?«
»Du sahst so abwesend aus«, lautete die Erklärung.
Abwesend? Natürlich. Ich fand es geschmacklos von der Diebin, sich ausgerechnet heute an Frederikes Enthüllungsroman zu vergreifen. Wo ich doch den Tag zu feiern hatte, an dem ich mich zum ersten Mal nach fünf Jahren wieder verliebt hatte. Das interessierte jetzt natürlich keine mehr. Nur Frauke hielt noch in ihrer Hosentasche sorgsam verwahrt den Zettel mit dem Autokennzeichen.
›Alles der Reihe nach!‹, sagte ich mir. Nichts sprach dagegen, dass ich mich zuerst um dieses Problem hier kümmern konnte, während Fraukes Kumpel mir Name und Adresse der Fahrzeughalterin beschaffte.
»Aber was wollen wir denn jetzt tun?«, fragte ich.
»Tun?«, echote Frederike.
»Ja. Wir müssen doch die Hauptverdächtigen irgendwie im Auge behalten. Vielleicht weiß ja irgendjemand, ob sich heute Morgen eine von ihnen in der Nähe eures Hauses rumgetrieben hat.«
Frauke in ihrer Ecke spitzte die Ohren. Kein Wunder. Das alles nahm langsam, aber sicher die Züge eines echten Marlowe-Falles an. »Du meinst die Überprüfung ihres Alibis?«
»Wenn du es so nennen möchtest. Ich nenne es eher ›rumschnüffeln‹!«, meinte ich etwas großkotzig.
»Wie sollen wir das anstellen? Wir sind doch alle keine echten Szenehasen mehr«, wandte Frederike zweifelnd ein. »Das meiste, das ich aufgeschrieben habe, sind Geschichten, die mir erzählt wurden. Ich kenne zwar solche ähnlichen Konstellationen von früher. Aber heute stecke ich da nicht mehr drin. Wir sind doch inzwischen alle aus dem Alter raus, in dem wir ständig auf dem Schwof rumgehangen haben. Wie sollen wir da an die Verdächtigen kommen?«
»Uns kennt jedenfalls jede. Wenn wir mit Sonnenbrillen vor einem Haus herumstehen, das fällt auf!«, weissagte Karolin.
»Ich kenn da jemanden, den ich fragen könnte!«, erklärte ich.
Frauke tätschelte Loulous struppigen Kopf. »Wenn ihr Hilfe braucht von einer, die unter Garantie niemand in … in der Szene kennt …«, hörte ich sie zu meiner Überraschung ein wenig schüchtern sagen. Ihr Hang zu echter detektivischer Arbeit ließ sie ihre alten Berührungsängste bezüglich Lesben wohl vergessen.
Frederike sah mit ihren warmen Augen zu ihr hin und lächelte sie voller Dankbarkeit an. »Das ist sehr lieb von dir, Frauke. Und das, obwohl du mich doch gar nicht kennst. Aber das können wir ja jetzt ändern, nicht?«
Frauke wurde puterrot, nickte und wandte den Blick dann ab, um Loulou wichtig hinter den Ohren zu kraulen.
»An wen hast du denn so hilfstechnisch gedacht?«, wollte Karolin von mir wissen.
»Na, wer turnt denn seit Monaten in der Szene rum, quatscht jede attraktive Frau an und kennt die meisten Klatschtanten?«, fragte ich zurück.
»Oh nein!«, seufzte Ellen auch schon, und ich griff zum Telefonhörer.
Es tutete nur dreimal, dann wurde abgehoben.
»Hi, ich bin’s!«, strahlte ich in den Hörer. Die anderen hingen an meinen Lippen.
»Lass mich in Ruhe«, maulte
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