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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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tun, aber ich weiß nicht, ob Angela es gut fände …«
    »Ah!«, kreischte Lena und schlug mit der Hand aufs Lenkrad. »Angela? Ihr duzt euch? Sie hat dir das Du angeboten?« Als sie mein verblüfftes Gesicht sah, riss sie sich sichtlich zusammen und schüttelte langsam den Kopf. »Das glaub ich nicht. Sie hat noch nie … Bei Susanne habe ich sie darum gebeten, und sie hat dabei ein Gesicht gemacht, als hätte ich von ihr verlangt, ihr den Hintern abzuwischen. Sie ist manchmal einfach stinkkonservativ. Ich duze viele Mütter meiner Freundinnen. Aber ihr ist es völlig schnurz, wenn ich blöd dastehe, weil sie sich so anstellt. Sie muss wirklich unheimlich viel von dir halten. Und sicher hatte sie dir eine Menge zu erzählen.«
    »Eins kann ich dir ja sagen: Es ging nicht um dich!«, versicherte ich ihr, denn ich hatte den Eindruck, dass es ihr im Wesentlichen darum ging.
    »Nicht?« Lenas Stirn runzelte sich misstrauisch.
    »Überhaupt nicht. Wir haben uns nur über sie unterhalten und ein bisschen über mich. Aber du warst als Gesprächsthema völlig außen vor. Und ehrlich gesagt, hätte ich es auch sehr sonderbar gefunden, mir von …«, mühsam unterdrückte ich gerade noch das intime ›Angela‹. So schwer mir die Anrede zunächst gefallen war, so eifrig wollte sie mir nun in Gegenwart Lenas aus dem Mund hüpfen. »… deiner Mutter ihre Sorgen, ihre Tochter betreffend, anhören zu müssen. Ich glaube, dazu ist sie einfach zu klug. Sie würde nicht versuchen, mich auf ihre Seite zu ziehen. Wenn ihr einen Streitpunkt habt, und danach sieht dieses ganze Gespräch ja wohl aus, dann weiß ich jedenfalls nichts davon.«
    »Sie hat nichts zu meiner eigenen Wohnung gesagt? Der Finanzierung und so?«, hakte Lena noch einmal nach und sah mich so angespannt an, dass ich rasch nachdrücklich den Kopf schüttelte, damit sie ihre Aufmerksamkeit bloß rasch wieder dem dichten Verkehr zuwandte.
    »Worüber habt ihr dann geredet?«, murmelte sie verwundert, eher zu sich selber.
    Als ich sie nur freundlich ansah und mit den Schultern zuckte, schaltete sie einen Gang herunter, nicht nur mit der Autokupplung. Sie atmete tief ein und aus und lächelte sogar ein bisschen.
    »Da bin ich jetzt aber erleichtert. Ich dachte, sie wollte dich davon abbringen, mir mit der Wohnung zu helfen.«
    »Keine Spur«, versicherte ich ihr ein letztes Mal und hoffte, sie würde nicht noch einmal fragen, worüber ihre Mutter und ich uns denn nun tatsächlich unterhalten hatten. Ich konnte ja durchaus Lenas Klärungsdrang verstehen. Aber es schien mir nicht richtig zu sein, etwas von dem auszuplaudern, was Angela mir anvertraut hatte – auch wenn manches an die Adresse ihrer Tochter ging.
    Ein paar Straßen lang war es still im Wagen. Scheinbar war das wohl alles, was Lena von mir hatte wissen wollen. Konnte das sein? Sie hatte mich aufsuchen wollen, nur um mit mir über ihre Mutter zu reden? Sonst hatte sie mir nichts zu sagen? Wie konnte sie so beharrlich mein offensichtliches Werben um sie einfach ignorieren? Sie hatte zum Beispiel noch nichts zu der Kassette gesagt, die ich ihr aufgenommen hatte. Wie konnte sie all diese wunderbaren Liebeslieder noch nicht einmal mit einem zärtlichen ›Danke‹ quittieren? Sehr, sehr leise plärrte aus dem Radio I’m so in love with you, und ich spürte es plötzlich in meinen Fingern jucken. Sie wollten den Lautstärkeregler aufdrehen, bis die Message des Liedes wirklich nicht mehr zu überhören war.
    Wir kamen in meiner Straße an, und sie hielt vor meiner Haustür.
    »Noch einen Kaffee oder Tee?«, bot ich ihr an, in der Hoffnung, Frauke möge nicht wider Erwarten oben in der Wohnung sitzen und über einem neuen Auftrag brüten.
    »Gern«, erwiderte Lena ohne zu zögern und bewegte sich nicht vom Fleck. Sie starrte auf ihre Hände, die immer noch auf dem Lenkrad lagen. Schöne Hände, weich und glatt. Ihre Finger waren lang und kräftig, ihre gepflegten Nägel hauchdünn mit einem hellen Lack überzogen, der perlmuttfarben schimmerte. Am Mittelfinger der linken Hand trug sie einen schlichten Silberring.
    »Weißt du, dass ich Linkshänderin bin?«, fragte sie, meinen Blick bemerkend.
    Ich hatte alle Mühe, meine Verlegenheit zu verbergen.
    »Ist mir aufgefallen«, antwortete ich daher nur.
    »Ich kann aber auch viele Dinge mit rechts sehr gut«, sagte Lena und zeigte mir ihre rechte Hand.
    Mit einem Mal war ich wie elektrisiert. Etwas hatte sich geändert. In den letzten Minuten war etwas mit ihr

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