Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition)
erst mal selbst hin und mir an Ort und Stelle alles genau ansehn . . .
Als es auf den Sommer zuging, machte sich Pachom auf die Reise. Bis Samara fuhr er auf einem Dampfer die Wolga stromabwärts und legte anschließend vierhundert Werst zu Fuß zurück. Am Ziel angekommen, fand er dort alles so vor, wie man ihm erzählt hatte. Den Bauern stand reichlich Land zur Verfügung, jedem waren zur Bewirtschaftung zehn Dessjatinen pro Kopf der Familie zugeteilt worden, und die Genossenschaft nahm bereitwillig weitere Mitglieder auf. Jeder, der genug Geld besaß, konnte zum Genossenschaftsland noch eigenes hinzukaufen, so viel er wollte – besten Boden für drei Rubel die Dessjatine. Zu kaufen war beliebig viel.
Nachdem Pachom alles erforscht hatte, kehrte er zu Anfang des Herbstes nach Hause zurück und begann sein Hab und Gut zu verkaufen. Er verkaufte das Land mit Gewinn, verkaufte das Gehöft und das ganze Vieh, ließ sich aus dem Gemeinderegister streichen, wartete den Frühling ab und fuhr dann mit seiner Familie in das neue Siedlungsgebiet.
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Als Pachom mit seiner Familie an Ort und Stelle ankam, trat er in die Genossenschaft eines größeren Dorfes ein. Er bewirtete die Vorstandsmitglieder mit Schnaps und brachte so alles schnell ins Reine. Man nahm Pachom in die Genossenschaft auf, und abgesehen von dem allgemeinen Weideplatz wurden ihm für seine fünfköpfige Familie fünfzig an verschiedenen Stellen liegende Dessjatinen Land zur Nutzung zugeteilt. Pachom baute sich ein Haus mit allem Zubehör und schaffte sich Vieh an. Allein das ihm zugeteilte Genossenschaftsland war dreimal größer als sein früherer Besitz. Und es war alles fruchtbarer Boden. Im Vergleich zu früher konnte er jetzt um ein Zehnfaches besser leben. Ackerland und Wiesen für die Heuernte standen ihm mehr als genug zur Verfügung. Vieh konnte er halten, so viel er wollte.
In der ersten Zeit, solange er noch baute und mit der Einrichtung seiner Wirtschaft beschäftigt war, fand er hier alles sehr schön. Doch hernach, nachdem er sich allmählich eingelebt hatte, schien es ihm auch hier zu eng zu sein. Im ersten Jahr hatte er auf dem Genossenschaftsland Weizen gesät und eine gute Ernte gehabt. Das reizte ihn, fortan mehr Weizen zu säen, aber dazu reichte das genossenschaftliche Land nicht aus. Und solches, das man kaufen konnte, taugte nicht zum Anbau von Weizen. In jener Gegend wurde Weizen auf Grasboden oder auf Brachland gesät; man besäte den Boden ein Jahr, ein zweites Jahr – und dann ließ man ihn liegen, bis er wieder mit Gras bewachsen war. Doch für solches Land gab es viele Bewerber, und nicht für alle reichte es. Deswegen kam es dauernd zu Streitigkeiten; die wohlhabenderen Bauern wollten ihr Land selbst bestellen, und die armen überließen es Kaufleuten, um vom Pachtzins ihre Abgaben zu bezahlen. Aber Pachom hatte sich nun mal in den Kopf gesetzt, mehr Weizen anzubauen. Im nächsten Jahr fuhr er zu einem Kaufmann und pachtete für ein Jahr ein Stück Land. Jetzt besäte er ein größeres Feld, und der Weizen wuchs gut heran; schade nur, dass das Feld weit vom Dorf weg lag – zum Einbringen der Ernte musste man über fünfzehn Werst fahren. Da sah Pachom, dass manche Bauern in der Umgegend auf Einzelgehöften wirtschafteten und dabei zu Wohlstand kamen. Ja, das wäre eine feine Sache, dachte er, wenn auch ich mir ein eigenes Stück Land kaufen und mir ein eigenes Gehöft bauen könnte. Dann hätte ich alles zur Hand. Und er begann nachzusinnen, wie er es anstellen sollte, ein eigenes Grundstück zu erwerben.
So vergingen drei Jahre. Pachom pachtete immer wieder Land und bestellte es mit Weizen. Die Witterung war günstig in diesen Jahren, die Ernte fiel jedes Mal gut aus, und Pachom konnte Geld zurücklegen. Er hätte jetzt gut und in Zufriedenheit leben können, wenn er es nicht leid gewesen wäre, jedes Jahr aufs Neue Land zu pachten und deswegen bei den Leuten herumzufahren; wo guter Boden zu haben war, fielen sofort die Bauern darüber her und brachten alles an sich; gelang es aber nicht, rechtzeitig Land zu pachten, dann wurde es für die Aussaat zu spät. Im dritten Jahr hatte er bei Bauern halbpart mit einem Kaufmann Weideland gekauft; aber als sie bereits gepflügt hatten, fingen die Bauern einen Prozess an, und die ganze Arbeit war umsonst. Wenn ich eigenes Land besitzen würde, dachte Pachom, dann brauchte ich vor niemandem zu katzbuckeln und hätte nicht all die Scherereien.
Und er sah sich immer wieder nach
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