Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition)
mein Lebtag nicht solchen Boden gesehn.«
Der Dolmetscher übersetzte es. Nun sprachen die Baschkiren wieder lange miteinander. Pachom verstand nicht, was sie sagten, sah aber, dass sie vergnügt waren und sich lachend irgendetwas zuschrien. Dann wurden sie still und sahen alle Pachom an, während der Dolmetscher wieder übersetzte: »Sie lassen dir sagen, dass sie froh sein werden, dir als Gegengabe für deine Geschenke so viel Land zu geben, wie du haben willst. Du brauchst nur mit der Hand zu zeigen, welches du ausgesucht hast – und es ist dein.«
Als sich die Baschkiren hierauf wieder miteinander besprachen, entspann sich zwischen ihnen ein Streit. Auf Pachoms Frage, weswegen sie sich stritten, antwortete der Dolmetscher: »Die einen erklären, dass man wegen des Landes erst den Ältesten fragen muss; ohne seine Einwilligung gehe es nicht. Die andern aber sagen, man brauche ihn nicht zu fragen.«
6
Während sich die Baschkiren noch stritten, betrat plötzlich ein Mann mit einer Fuchspelzmütze auf dem Kopf das Zelt. Alle verstummten und erhoben sich.
»Das ist der Älteste«, sagte der Dolmetscher zu Pachom.
Pachom nahm flugs den schönsten Rock, fügte noch ein Pfund Tee hinzu und brachte alles dem Ältesten dar. Der Älteste nahm die Gaben entgegen und setzte sich auf den Ehrenplatz. Nun begannen die anderen Baschkiren sofort auf ihn einzureden. Der Älteste hörte sich alles geduldig an, gebot ihnen dann mit einer Kopfbewegung zu schweigen und wandte sich in russischer Sprache an Pachom: »Nun, das geht«, sagte er. »Such dir aus, wo du das Land haben möchtest, und nimm, so viel du willst. Es ist genug da.«
Ja, aber wie soll ich das denn machen – mir so viel nehmen, wie ich will?, dachte Pachom. Es muss doch irgendwie festgelegt werden. Denn sonst können sie mir das Land, das sie mir heute geben, doch jederzeit wieder fortnehmen.
»Ich danke euch sehr für euer Wohlwollen«, sagte er. »Ihr habt wirklich viel Land, und ich brauche kein sehr großes Stück. Nur müsste ich genau wissen, welches mir gehören soll. Man müsste es immerhin abmessen und auf meinen Namen eintragen lassen. Unser aller Leben liegt in Gottes Hand. Ihr selbst seid gute Leute und gebt mir das Land, aber es könnte doch mal so kommen, dass eure Kinder es mir wieder nehmen wollen.«
»Du hast recht«, stimmte der Älteste zu. »Man muss es festlegen.«
Pachom fuhr fort: »Wie ich hörte, ist kürzlich ein Kaufmann bei euch gewesen. Ihr habt auch ihm Land geschenkt und darüber einen Vertrag aufgesetzt. So könnten wir es auch machen.«
Der Älteste hatte alles verstanden.
»Das geht alles zu machen«, sagte er. »Wir haben auch einen Schreiber hier, der kann den Vertrag aufsetzen, und dann fahren wir in die Stadt und lassen das Amtssiegel aufdrücken.«
»Und wie soll der Preis sein?«, fragte Pachom.
»Der Preis ist bei uns immer der Gleiche – tausend Rubel für den Tag«, sagte der Älteste.
Pachom verstand nicht, wie er das meinte.
»Was ist denn das für ein Maß – ein Tag? Wie viel Dessjatinen sind das?«
»Nach Dessjatinen verstehen wir nicht zu rechnen«, erklärte der Älteste. »Wir verkaufen nach Tagen. Alles Land, um das du an einem Tage herumgehen kannst, wird dein Eigentum, und der Preis dafür beträgt tausend Rubel.«
Pachom stutzte.
»Ja, aber an einem Tage kann man doch um ein sehr großes Stück herumkommen?«
Der Älteste lachte.
»Nun, das gehört dann alles dir!«, sagte er. »Nur an eine Bedingung musst du dich halten: Wenn du nicht am selben Tage zu der Stelle zurückkommst, von der du losgegangen bist, ist dein Geld verloren.«
»Ja, aber wie soll ich denn kennzeichnen, wo ich entlanggegangen bin?«, fragte Pachom.
»Nun, wir werden mit zu der Stelle kommen, die du dir aussuchst, und dort stehen bleiben, solange du rundherum gehst. Nimm eine Schippe mit und mach Zeichen, wo es nötig ist, grabe an den Ecken kleine Gruben, häufle den Rasen auf, und hinterher werden wir dann mit dem Pflug von einer Grube zur andern eine Furche ziehen. Du kannst so weit im Bogen herumgehen, wie du willst, musst aber bis zum Sonnenuntergang wieder an der Stelle sein, von der du losgegangen bist. Und alles Land, um das du herumgegangen bist, gehört dann dir.«
Pachom war begeistert. Es wurde verabredet, am nächsten Morgen in aller Frühe aufzubrechen. Dann unterhielt man sich noch eine Weile, man aß nochmals Hammelfleisch und trank Kumys und Tee dazu, so dass es schon auf die Nacht zuging, als
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