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Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition)

Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition)

Titel: Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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von ihm herunternahmen, dass die Bauern auch in jener anderen Welt ebenso schrien und ebensolche Körper hatten wie auf Erden. Und als er dann begriff, dass er sich immer noch hier in der irdischen Welt befand, war er darüber eher betrübt als erfreut, besonders als er fühlte, dass seine Zehen an beiden Füßen erfroren waren.
    Zwei Monate brachte Nikita im Krankenhaus zu. Drei Zehen wurden ihm amputiert, aber die übrigen verheilten, so dass er weiterhin arbeiten konnte und dann noch zwanzig Jahre lebte – zuerst als Knecht und nachher, bei vorgeschrittenem Alter, als Wächter. Gestorben ist er erst in diesem Jahr, wie es sein Wunsch gewesen war, bei sich zu Hause unter den Heiligenbildern und mit einer brennenden Wachskerze in den Händen. In der Sterbestunde bat er seine Frau um Verzeihung und verzieh ihr seinerseits das Zusammenleben mit dem Böttcher; dann verabschiedete er sich von seinem Sohn sowie den Enkelkindern und starb, von echter Freude darüber erfüllt, dass er durch seinen Tod Sohn und Schwiegertochter von der Bürde eines überflüssigen Kostgängers befreite und selbst nun aus dem ihm schon zur Last gewordenen irdischen Leben endgültig in jenes andere Leben eingehen würde, das für ihn mit jedem Jahr, mit jeder Stunde verständlicher und verlockender geworden war. Ob er es dort, wo er nach diesem unwiderruflichen Tod wiedererwachte, besser oder schlechter hat, ob er enttäuscht wurde oder dort das vorfand, was er erwartet hatte – das werden wir bald alle erfahren.
    1894/95
     

WIE VIEL ERDE BRAUCHT DER MENSCH?
     
    1
     
    Aus der Stadt war die älteste Schwester zu der jüngeren ins Dorf gekommen, sie zu besuchen. Die ältere Schwester war in der Stadt mit einem Kaufmann, die jüngere auf dem Lande mit einem Bauern verheiratet. Die Schwestern saßen beim Tee und unterhielten sich. Dabei brüstete sich die ältere Schwester mit ihrem städtischen Leben und pries es auf alle Tonarten: wie geräumig und sauber sie in der Stadt wohne, wie fein sie sich kleiden und ihre Kinder putzen könne, wie gut sie esse und trinke und wie sie zu allen möglichen Vergnügungen und in die Theater fahre.
    Die jüngere Schwester ärgerte sich und begann das Kaufmannsleben herabzuwürdigen und das ländliche Leben zu loben.
    »Nun, ich würde mein Leben nie gegen deins tauschen«, sagte sie. »Wenn wir auch einfach leben, so brauchen wir dafür auch nichts zu fürchten. Ihr führt ein feineres Leben, aber alles ist unsicher: Ihr könnt viel verdienen in eurem Geschäft, könnt aber auch ganz ruiniert werden. Auch das Sprichwort sagt: ›Wie gewonnen, so zerronnen.‹ Manch einer, der heute noch reich ist, bettelt morgen an den Türen. Mit der Landwirtschaft ist es sicherer – der Bauer hat ein karges, aber langes Leben; wir kommen nicht zu Reichtum, werden aber immer satt sein.«
    Darauf sagte die ältere Schwester:
    »Was ist das schon für ein Sattsein – zusammen mit Schweinen und Kälbern! Auf dem Lande gibt es keine Bequemlichkeiten, keine Lebensart. Wie viel sich dein Mann auch abmühen mag – so wie ihr zwischen dem Dünger lebt, so werdet ihr auch sterben, und mit euren Kindern wird es ebenso sein.«
    »Und wenn schon, so ist es nun mal in der Landwirtschaft«, erwiderte die jüngere Schwester. »Dafür haben wir aber auch ein gesichertes Leben, wir katzbuckeln vor niemandem, haben vor niemandem Angst. Ihr in der Stadt dagegen seid immer Versuchungen ausgesetzt; heute geht’s euch gut, aber schon morgen kann plötzlich der Teufel seine Hand im Spiele haben – schon verführt er deinen Mann zum Kartenspiel oder zum Trunk, oder er bringt ihn mit einem hübschen Frauenzimmer zusammen. Und dann stürzt alles ein. Kommt das nicht auch vor?«
    Pachom, der Hausherr, lag auf dem Ofen und hörte dem Geschwätz der Frauen zu.
    »Das ist wirklich wahr«, sagte er. »Wenn unsereins von Kindheit an das Mütterchen Erde umbuddelt, dann kommen ihm solche Dummheiten gar nicht erst in den Kopf. Nur eins ist ein Unglück – es fehlt einem an Land! Wenn ich reichlich Land hätte, dann könnte mir niemand, auch der Teufel selber nicht, was anhaben!«
    Die Frauen tranken ihren Tee aus, plauderten noch eine Weile über ihre neuen Kleider, räumten dann das Geschirr ab und legten sich schlafen.
    Hinter dem Ofen aber hatte der Teufel gesessen und alles mit angehört. Er frohlockte darüber, dass die Bauersfrau ihren Mann zur Prahlerei verleitet und dass dieser sich gebrüstet hatte, ihm könnte, wenn er genügend Land

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