Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition)
einer Gelegenheit um, eigenes Land zu erwerben. Dabei stieß er auf einen Bauern, der fünfhundert Dessjatinen gekauft hatte, dann aber in Geldverlegenheit geraten war und das Land jetzt billig verkaufen wollte. Pachom begann mit ihm zu verhandeln. Er feilschte lange um den Preis, und sie einigten sich schließlich auf tausend Rubel, von denen die Hälfte gestundet werden sollte. Der Kauf war schon so gut wie abgeschlossen, als eines Tages ein sich auf Reisen befindender Kaufmann auf Pachoms Hof einkehrte, um die Pferde zu füttern. Sie tranken zusammen Tee und kamen ins Gespräch. Der Kaufmann erzählte, dass er aus dem Baschkirengebiet komme. Dort hatte er, wie er erzählte, bei den Baschkiren fünftausend Dessjatinen Land gekauft. Und alles in allem habe er dafür tausend Rubel gezahlt. Pachom fragte ihn genauer aus. Der Kaufmann erzählte.
»Vor allem«, sagte er, »hab ich die Gemeindeältesten freundlich gestimmt. Röcke und Teppiche für hundert Rubel und auch eine Kiste Tee hab ich an sie verschenkt, und die, die trinken, hab ich mit Schnaps traktiert. Da gaben sie mir das Land für zwanzig Kopeken die Dessjatine.« Er zeigte den Kaufvertrag. »Das Land liegt an einem Fluss«, fügte er hinzu, »und es ist alles guter Steppenboden.«
Pachom fragte nach Einzelheiten.
»Das Gebiet dort ist so groß«, erklärte der Kaufmann, »dass man in einem Jahr nicht drum herumgehen kann; und alles gehört den Baschkiren. Diese Leute sind dumm wie Hammel. Fast umsonst kann man ihnen das Land abknöpfen.«
Ei, dachte Pachom, warum soll ich hier für fünfhundert Dessjatinen tausend Rubel zahlen und mir obendrein noch Schulden auf den Hals laden, wenn ich dort für meine tausend Rubel weiß Gott wie viel Land bekommen kann!
5
Pachom erkundigte sich noch, wie man dorthin kam, und nachdem er den Kaufmann hinausbegleitet hatte, begann er sofort, sich für die Reise zu rüsten. Er übertrug die Wirtschaftsführung seiner Frau, nahm einen Knecht mit und fuhr ab. Als sie in die Stadt kamen, kaufte er eine Kiste Tee, verschiedene Geschenke, Schnaps – alles das, was der Kaufmann genannt hatte. Dann fuhren sie weiter; es war eine endlos lange Strecke – wohl an die fünfhundert Werst legten sie zurück. Am siebenten Tage endlich langten sie an einem baschkirischen Zeltlager an. Alles war so, wie es vom Kaufmann geschildert worden war. Die Baschkiren hausten durchweg in Filzzelten, die in der Steppe, an einem Fluss entlang, aufgeschlagen waren. Ackerbau betrieben sie nicht, denn sie essen kein Brot. Das Vieh und die Pferdeherden weideten auf der Steppe. Hinter den Zelten waren die Fohlen angebunden, zu denen täglich zweimal die Muttertiere herangetrieben wurden.
Die Baschkiren melken die Stuten und bereiten aus der Milch Kumys. Von den Frauen wird der Kumys gequirlt und zu Käse verarbeitet, während die Männer nur Kumys und Tee trinken, Hammelfleisch essen und Flöte spielen. Wohlgenährt und immer lustig, liegen sie den ganzen Sommer auf der Bärenhaut. Sie leben in tiefster Unbildung und sprechen nicht Russisch, sind dabei aber ein freundliches Volk.
Als die Baschkiren Pachom erblickten, kamen sie sofort aus ihren Zelten gestürzt und umringten den Gast. Auch ein Dolmetscher fand sich. Pachom sagte ihm, dass er gekommen sei, um Land zu kaufen. Die Baschkiren waren sehr erfreut, fassten Pachom unter die Arme und führten ihn in ein prächtig ausgestattetes Zelt; dort nötigten sie ihn, sich auf die über dem Fußboden ausgelegten Teppiche zu setzen, schoben ihm Daunenkissen unter, ließen sich dann selbst rings um ihn herum nieder und bewirteten ihn mit Tee und Kumys. Auch ein Hammel wurde geschlachtet, und man setzte ihm das Fleisch vor. Pachom holte aus dem Reisewagen die mitgebrachten Geschenke, um sie den Baschkiren zu übergeben. Er beschenkte sie alle und verteilte unter ihnen den Tee. Die Baschkiren freuten sich über alles. Sie redeten lange und aufgeregt miteinander und ließen dann den Dolmetscher sprechen.
»Ich soll dir sagen«, begann der Dolmetscher, »dass sie dich liebgewonnen haben und dass es bei uns so Brauch ist, einem Gast jeden Gefallen zu tun und seine Geschenke durch Gegengaben zu vergelten. Du hast uns beschenkt; jetzt kannst du sagen, was dir bei uns hier gefällt, damit wir es dir schenken können.«
»Am besten«, antwortete Pachom, »gefällt mir bei euch euer Land. Bei uns ist Land knapp, und der Boden ist auch schon verbraucht; ihr aber habt viel Land, und der Boden ist gut. Ich hab
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